Lachnacht: Penisneid und Achselschweiß

Von Rainer Unger
Einer geht noch rein, dachte sich wohl Otto Kuhnle als Zauberer, der Tischtennisbälle auf eine etwas andere Weise verschwinden ließ. Foto: Rainer Unger Foto: red

Die zwölfte Kulmbacher Lachnacht bestätigte wieder ihren Namen. Am Freitagabend sorgten im gut besuchten Saal des Kulmbacher Kleinkunst-Brettla das Duo „Suchtpotenzial“ sowie die Kabarettisten Daniel Helfrich, Otto Kuhnle und Andrea Lipka mit ihren höchst unterhaltsamen, originellen und teils schrägen Auftritten für exzellente Stimmung.

 
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„In seinem Programm lotet er die Untiefen der deutschen Unterhaltung und seines schlechten Geschmackes aus“, kündigte KKB-Vorsitzender Manfred Spindler, der als Moderator durch den Abend führte, den ersten Künstler an. Otto Kuhnle kam ganz im weißen Anzug auf die Bühne, sah sich, scheinbar schüchtern, zunächst etwas ratlos, ja unbeholfen um, um sofort knallhart loszulegen: „Man kann scheiße aussehen, Kacke reden, man muss halt gut angezogen sein“, begründete er sein Outfit. In der Folge legte er eine richtig schrille Darbietung hin, jonglierte mit einem Besen und zwei Trommelstöcken, zeigte, welch klasse-krasse Töne man einem Staubsaugerrohr entlocken kann, wenn man es zum Blasinstrument umfunktioniert und sorgte mit exotischen Instrumenten wie „tibetanischen Zimbels“ und einer Ukulele für Stimmung im Publikum.

Wie viele Bälle passen in einen Mund?

Unvergesslich bleibt den Besuchern sicherlich seine Einlage als Zauberer, bei dem er auf der Bühne fünf Tischtennisbälle verschwinden ließ. Verstehen konnten die Beobachter noch, als er den ersten in den Mund steckte und verständlich war danach noch seine Artikulation. Als er einen der Bälle nach dem anderen aber genau dorthin verschwinden ließ, wurde seine Aussprache nach und nach unverständlicher, während die Betrachter das Ganze verständnislos und ungläubig verfolgten: ein einfach nur vollmundiger Auftritt!

Penisneid

„Wir haben erst gedacht, Kulmbach ist nicht so toll“, erläuterten Ariane Müller und Julia Gamez Martin, die in der jüngsten Zeit als Duo „Suchtpotenzial“ eine steile Karriere hingelegt und unter anderem den Baden-Württembergischen Kleinkunstpreis gewonnen haben. Aber als sie hörten, dass das Kleinkunst-Brettla  in Untersteinach ist, da sah die Sache schon anders aus, denn sie spielen am liebsten auf dem Dorf, begründeten sie. Ihr Auszug aus ihrem Programm war ungewöhnlich, ihre Liedtexte originell und durchaus gewagt. Beispielsweise widmeten sie einen Song dem "Penisneid".

Pessimisten

Etwas gesitteter ging es danach bei Andrea Lipka zu. Sie erläuterte, warum den Franken das Lächeln so schwer fällt: schließlich befinde sich das Kompetenzzentrum für Pessimisten in Franken. In anschaulicher und wortreicher Weise machte sie dem Publikum auch klar, dass Deutsch unsere Muttersprache und nicht unsere Vatersprache ist, weil Frauen einfach viel mehr reden als Männer, die sich eher durch Wortkargheit definieren. Das unterschiedliche Gesprächsverhalten hat seinen Ursprung in der Steinzeit, wo Männer stillschweigend jagten, um die Beute nicht zu verjagen, und es ausreichte, wenn sie danach „Mammut tot“ verkündeten, während Frauen beim Sammeln mehr Zeit fürs reden hatten.

Thema Achselschweiß

Einen musikalischen Schlusspunkt setzte Klavierkabarettist Daniel Helfrich („Wie ist es mit der Akustik, sieht mich jeder?“). Zu Beginn gab es ein Mitmach-Liedchen zum kennenlernen, bei dem er die Besucher aufforderte, jeweils die Hand zu heben: „Jetzt alle, die Achselschweiß haben! Jetzt alle, die schon mal gekifft haben!“ Begeistert machte das Publikum mit. Ein herrlich krudes Stück mit dem Refrain „Ich bin froh, dass ich kein Lied von Helene Fischer bin, so ne kitschige Schlager-Schmonzette ohne Sinn, so ein Lied, das jeder rauf und runter hört, und dir dein Gehirn zerstört“ verzückte das Publikum, das richtig aus sich raus ging – naja, die Helene Fischer-Fans mal ausgenommen. Die machten dann bei den folgenden Songs umso begeisterter mit.

Das Duo „Suchtpotenzial“ wird am 4. Juni um 19.30 Uhr sein Programm „Alkopop 100 Vol.%“ im KKB präsentieren. Infos gibt es unter www.kleinkunst-brettla.de

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