„Die Pflegefachkräfte kümmern sich um Wundversorgung, sind bei Atemnot genauso zur Stelle wie bei Übelkeit, die meisten haben eine Palliative-care-Weiterbildung.“ Und damit unterscheidet sich das Hospiz klar vom Krankenhaus, in dem es auch Palliativ-Stationen gibt: Denn dort wird noch diagnostiziert, es wird geröntgt oder therapiert. „Der Gast, der sich entschieden hat, hier her zu kommen, möchte das nicht mehr.“ Keine lebensverlängernde Maßnahmen mehr.
Die Mitarbeiter betreuen auch die Angehörigen
Statt die Zeit in auch Leid verlängernde Maßnahmen zu investieren, ist im Hospiz viel Raum für Betreuung. Vor allem auch seelischer. „Unsere Mitarbeiter stellen sich allen Fragen und Ängsten“, sagt Silvia Spitzl. Es sind nicht nur die Gäste, die Angst haben. „Wir lassen die Angehörigen nicht alleine.“
Das Haus besteht aus hohen, offenen und luftig wirkenden Räumen, die dennoch gemütlich bleiben. Jeder Gast hat sein eigenes Zimmer samt Terrasse, auf die auch ein Bett geschoben werden kann, wenn der Patient es möchte und die Witterung es zulässt. Die Angehörigen können über Nacht bleiben.
Braten essen nachts um drei - auch das geht
Essen gibt es, wenn die Menschen hungrig sind. In der Küche stehen Hauswirtschaftskräfte und Ehrenamtliche. Es ist 11 Uhr, eine Frau bereitet ein Frühstück zu. Schön, dass die Patientin bis jetzt geschlafen habe, sagt sie. Sie bringt ihr Kuchen. Eine andere erzählt, dass jüngst einer anderen Patientin nachts um 3 Uhr nach einer Portion Braten gewesen ist. Kein Problem: „Der Gast gibt den Takt vor.“ Eine große Auswahl an eingefrorenen Speisen machen die Erfüllung solcher Träume möglich. „Es ist toll zu sehen, wie manche hier regelrecht aufblühen, wenn sie den Geschmack von Erdbeerkuchen im Mund haben“, erzählt eine Mitarbeiterin.
Erdbeerkuchen statt Einheitsbrei: Hier werden Individuen gepflegt. „Im Schnitt bleiben die Menschen 20 Tage bei uns“, sagt Sivlia Spitzl. Es gibt Menschen, die sterben nach einem Tag, andere leben noch Monate. Es gibt Todkranke, zu denen sich eine größere Nähe entwickelt als zu anderen. Eine Pflegerin: „Das passiert. Aber dafür habe ich das Team. Und wenn ich wirklich die Distanz verliere, gibt es die Möglichkeit zur Supervision.“
Patentrezept für richtiges Sterben gibt es nicht
Die Angehörigen danken es den Pflegern, sie berichten von herzlichen Briefen, die sie nach dem Tod erhalten. Und die Pfleger und ehrenamtlichen Mitarbeiter erzählen, wie viel auch ihnen die Arbeit mit den Sterbenskranken bringt. „Niemand weiß, wie sterben geht – es ist von Fall zu Fall anders. Aber was wir lernen: Lebe jetzt und den Augenblick.“ Denn viele Patienten würden sagen, das ein oder andere bereut zu haben. „Einer meinte jüngst: Schade, dass ich zu wenig gelacht habe.“ Und als dann eine Kollegin – vielleicht Ende 40 - sagt, dass sie sich deshalb kürzlich als „Rollerfässchen“ eine abschüssige Wiese hinunterrollen ließ, lachen alle. „Der Mensch darf niemals aufhören, Mensch zu sein“, sagte Albert Schweitzer. Das gilt im Bayreuther Hospiz auch für die Pflegenden.
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