Wie entstehen Monsterwellen?
Doch dieser bekannte lineare Vorgang reicht wohl nicht als Erklärung für alle Monsterwellen aus. So kommt als weitere Möglichkeit eine nicht lineare Entstehungstheorie ins Spiel. Solch ein Wellenphänomen, auch Soliton genannt, sieht nicht wie die bekannte Sinuskurve aus, sondern ist asymmetrisch mit einem sehr kleinen Wellental und einem riesigen Wellenberg. Es ist auch denkbar, dass eine Kombination aus der Überlagerung linearer Wellen und nicht linearem Verhalten zu Monsterwellen führt.
So versuchen die Forschenden, sich mit komplizierten Rechenmodellen der Wirklichkeit anzunähern – was bei der Erklärung mancher bekannter Riesenwellen offenbar ganz gut klappen kann. Es lassen sich auch potenziell gefährliche Riesenwellen im Labor erzeugen – so, wie sie im großen Maßstab in ähnlicher Form in den Ozeanen auftreten. Die Physiker verwenden bei ihren Berechnungen dann Begriffe wie „Modulationsinstabilität von Wellen“, die sich mit einer nicht linearen Schrödingergleichung erfassen lässt. Die ist eigentlich eine der Grundlagen der Quantenmechanik. Da sie aber Wellenfunktionen beschreibt, könnte sie auch für nicht lineare Monsterwellen eine gute Erklärung liefern.
Mittlerweile gehen die Forschungsarbeiten weit über die extremen Wellen im Ozean hinaus. In viel kleinerem Maßstab kommen ähnliche Wellen zum Beispiel auch in Glasfasern vor. Ihre interdisziplinäre Erforschung umfasst mittlerweile auch Vorgänge im Bose-Einstein-Kondensat – ein Begriff aus der Quantenphysik –, Plasmawellen und quantenoptische Phänomene. So könnten neue Erkenntnisse nicht nur die Sicherheit auf dem Meer erhöhen, sondern letztlich auch Fortschritte etwa in der Quantenphysik oder der Nachrichtenübertragung bringen.
Extremwellen kommen ohne Vorwarnung
Begriff
Extrem hohe Wellen haben viele Namen. Seeleute nennen sie gerne Kaventsmänner – abgeleitet von dem lateinischen Wort cavere, was „sich in Acht nehmen“ bedeutet. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist meist von Monsterwellen die Rede.
Charakter
Monsterwellen haben einen gewaltigen Wellenberg, sie kommen unerwartet und ohne Warnung aus dem Nichts und verschwinden dann spurlos. Um zur Monsterwelle zu werden, müssen sie definitionsgemäß mehr als doppelt so hoch sein wie die sie umgebenden Wellen.
Tsunami
Von einer Monsterwelle unterscheidet sich ein Tsunami in mehrfacher Hinsicht. Vor allem entsteht dieser in der Folge eines Erdbebens oder eines Hangrutsches, also durch die schlagartige Verdrängung von Wasser. Auf dem Meer erreicht der Tsunami-Wellenberg meist nur einige Dutzend Zentimeter. Erst wenn die Welle in seichteres Wasser kommt, baut sie sich zu einem gewaltigen Wellenberg auf.