Kunstwerk jetzt Teil der Bayreuther Skulpturenmeile Das Geheimnis des roten Würfels im Baum

Von Frank Schmälzle
Der Meister der roten Würfel: Künstler HD Schrader hat auch den Bayreuther Kubus kreiiert. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Als in den vergangenen Wochen der Wittelsbacherbrunnen  saniert wurden, haben Bauarbeiter gefragt: Kann das weg? Nein, das ist Kunst. Der rote Würfel, der unter der Krone einer Esche an der Opernstraße hängt, der bleibt. Sonntag haben der Künstler, der ihn geschaffen hat, und der Verein Skulpturenmeile den roten Kubus der Stadt auf Dauer und jetzt auch ganz offiziell übergeben. Der rote Würfel bleibt. Und er hat ein Geheimnis.

 
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Neu ist er nicht. Der Kubus hängt seit Januar 2014 im Baum. Damals hatte der Künstler HC Schrader im Rathaus eine Ausstellung. Der Titel: "Cubes & Cracks", Würfel und Brüche. Und damals kam der rote Würfel in den Baum, als eine Art Dauerausstellungsstück. Und als Teil der aus neun Kunstwerken bestehenden Bayreuther Skulpturenmeile. "Bayreuth gehört zu einer großen Gemeinschaft", sagt HC Schrader (70) am Sonntag bei der offiziellen Übergabe. Überall in Deutschland hängen seine roten Würfel an Bäumen - das Projekt heißt "Cube + Tree", Würfel und Baum. Sein ganzes Künstlerleben lang beschäftigt sich Schrader schon mit dem Würfel. Erst als Objekt für Kunst am Bau. Dann kamen seine Würfel in Parks. "Und von da aus war es nicht mehr weit zu den Bäumen." Was er damit will: Der Gegensatz reizt ihn.Grün und Rot. Aber auch die Aussage ist im wichtig. Jeder seiner Würfel markiert einen Baum. "Bäume sind für eine Stadt überlebensnotwendig." Also Hände weg von ihnen.

Was sind denn bitte platonische Körper?

Was soll man denken, wenn man hinaufschaut zu dem roten Würfel im Baum? Marina von Assel ist die Leiterin des Kunstmuseums Bayreuth. Und sie hat eine gute Nachricht für unbedarfte Betrachter. Sie machen das genau richtig. "Das hier ist konkrete Kunst. Und konkrete Kunst will nichts anderes sein, als sie ist." Also bloß nicht zu viel hinein geheimsen. Für die, die es genauer wissen wollen, hat  der rote Würfel aber dann doch ein Geheimnis - und jetzt wird es ein wenig schwierig: Der Würfel, sagt von Assel, ist ein platonischer Körper. Die alten Griechen haben platonische Körper entdeckt, als sie die Geometrie erforscht haben. Sie bestehen aus gleichseitigen Dreiecken, Quadraten oder regelmäßigen Fünfecken. "Und sie sind die Grundstruktur der Wirklichkeit", sagt die Museums-Chefin. Man muss sich nur mal umschauen: Überall Steine, aus denen Gebäude gebaut sind. Überall klare Kanten und rechte Winkel. "Auch wir Menschen bewegen uns im rechten Winkel zur Erdoberfläche." Überall also das Prinzip der platonischen Körper. "Deshalb ist dieser Kubus im Umfeld des Opernhauses und der Schlosskirche am richtigen Platz." Er ist einer von vielen platonischen Körpern hier und er macht auf sie aufmerksam.

Nun hat es der Verein Skulpturenmeile Bayreuth also geschafft, den roten Würfel auf Dauer in Bayreuth zu behalten. Und in dieser Woche soll sich entscheiden, wie das jüngste Kunstwerk der Skulpturenmeile wieder in die Stadt zurückkehrt. Seit Wochen steht eine kleine Treppe ins Nichts am Canala Grande. Bevor die Sonne die Skulptur aus Hartwachs weich werden ließ, stand hier Lucy. Eine Art Tor, neongeld, vier Meter hoch. Aber eben leider nicht für den heißen Bayreuther Sommer gemacht. Die wächserne Lucy verzog sich. Inzwischen ist die Skulptur wieder senkrecht. Künstlerin Stefanie Zoch will mit einem Statitiker in den nächsten Tagen klären, wie Lucy künftig aufrecht bleibt. Zum Beispiel mit einem Edelstahlrahmen, der sie in Form hält. Dann wird auch das neunte und jüngste Kunstwerk der Skulpturenmeile wieder für Diskussionen in Bayreuth sorgen.

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