Kunstverein Bayreuth Neue Ausstellung zeigt Momente des Übergangs

„In Between II“ von Simone Distler, Mischtechnik auf Leinwand, 125 cm x 250 cm, 2019. Foto: Ute Eschenbacher

Simone Distler malt Landschaften in Weiß, Blau, Grün und Gelb. Mal strahlen sie Ruhe aus, dann wieder scheint ein Sturm durchs Bild zu fegen.

 
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Der Kunstverein Bayreuth hat die im unterfränkischen Dettelbach aufgewachsene Künstlerin eingeladen, ihre Werke in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus zu präsentieren. Zweimal jährlich bespielt der Verein den Ausstellungsraum. Die noch bis Ende des Monats gezeigten, großformatigen Bilder kommen hier bestens zur Geltung. In niedrigeren Räumen könnten sie womöglich ihre Wirkung viel weniger entfalten.

Die überwiegend zur Abstraktion tendierenden Gemälde von Simone Distler lassen viele Assoziationen zu. Schneebedeckte Berge, Strand und Meer, grüne Wälder: Die Malerin findet ihre Motive offensichtlich in der Natur. Für ihre Landschaften verwendet sie vor allem kalte Farben wie Grün und Blau, breit aufgetragen oder gespritzt, und erzeugt so verwischte Farbschattierungen. Auch in Weiß, Gelb oder Ocker taucht sie die Leinwände und schafft damit ihre eigenen Bildwelten.

Verwischt, gespritzt und gestrichen

Schemenhaft werden Wasserflächen, Schneefelder und Küsten angedeutet. Himmel und Erde, Berge und Wasser stehen sich gegenüber. Wolken und Nebelschleier, die durchlässig wirken und Vergänglichkeit atmen. Im Moment, in dem sie festgehalten werden, scheinen sie schon in Auflösung begriffen. Wie dahingeworfene Gesten, die im Kontrast von Hell und Dunkel eine mitunter dramatische Stimmung erzeugen.

Die Querformate dominieren unter den 19 Arbeiten, obwohl auch einige Hochformate zu sehen sind, wie das Triptychon „Waldstück“. Andere Werke tragen Titel wie „Schlägt ständig um“, „Wide Orange“, „Zweiklang“, „Blue Cloud“ oder „In Between“. Oder Distler nennt sie „Sog“, „Abseits“, „Oben Schwere“, „Oben Nacht“, „Am Rande Unruhe“ und „Ruhe bewahren“. Es sind keine realen Landschaften, die Distler abbildet, sondern Gefühlswelten. Zwischen 3500 und 6200 Euro bewegen sich die Preise.

Dazwischen und im Übergang

Nach der Ansicht von Hans-Hubertus Esser, Vorsitzender des Kunstvereins, gelingt es Simone Distler, „den Spannungsbogen auszuloten zwischen dynamischer Formauflösung und energischer Formverdichtung.“ Die von ihr erfasste „Ambivalenz des Dazwischen und des Übergangs“ mache dabei „die besondere Faszination ihrer Malerei aus“, wie er in einer Einführung zu ihrem Werk erläuterte. Jene Art von Malerei erinnere an die chinesische Tuschemalerei, in der sich Fülle und Leere, Leichtes und Schweres, Konkretes und Nicht-Fassbares verzahnten. „Distlers Bilder schicken unser Auge über weite Felder und schroffe Abgründe, heben uns empor in luftige Höhen und machen uns zu Zeugen vom stürzenden Zusammenprall der Elemente.“

Die 1982 geborene Künstlerin studierte von 2009 bis 2014 nach einer Lehre zur Modeschneiderin an der Kunsthochschule Giebichenstein in Halle. 2014 bekam sie den Kunstpreis der Saalesparkasse Halle verliehen. Nach einer Zeit als Meisterschülerin erhielt sie ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und der Kloster Bergische Stiftung. Inzwischen wohnt sie in Erdeborn, im Landkreis Mansfeld-Südharz. Mit ihrem Mann kaufte und renovierte sie ein ehemaliges Pfarrhaus westlich von Halle.

Scheinbare Gegensätzlichkeiten

Wenn sie malt, arbeitet sie oft am Boden des Ateliers, weil ihre Gemälde sehr großflächig sind. Die Malerin selbst sagt über ihre Arbeiten, sie gestalte die Form aus dem flüssigen Material heraus. Pinsel, Schwämme, Rakel und Besen kommen dabei zum Einsatz. So entstehen unterschiedliche Strukturen und sich überlagernde Farbschichten. Manchmal lässt sich Darunterliegende noch erahnen. Simone Distler beschreibt es so: „Ich beschäftige mich mit scheinbaren Gegensätzlichkeiten wie zum Beispiel Bewegung und Ruhe und deren Gleichzeitigkeit im Bild.“ Ihre gehe es um „Momente des Übergangs“, die Unendliche im Endlichen sichtbar machten. Folglich gibt sie ihrem Katalog, der im Neuen Rathaus ausliegt, den Titel „Schwereleicht“.  Viermal im Jahr ist der Bayreuther Kunstverein ebenso im Kunstkabinett im Kunstmuseum zu Gast. In naher Zukunft, nach Eröffnung des Friedrichsforums, sollen die turnusgemäßen Ausstellungen übrigens dort im Seitenflügel stattfinden. Genaueres planen lässt sich derzeit freilich nicht. Zu viele Termine haben sich auf Bayreuths Großbaustelle schon verschoben. Die Bayreuther Kunstausstellung im Sommer in der Eremitage und die Weihnachtsausstellung im Alten Schloss sollen weiterhin am gewohnten Ort verbleiben.

In naher Zukunft im Friedrichsforum

INFO: Simone Distler „Ins Licht“
: Ausstellungshalle Neues Rathaus, Luitpoldplatz 13, Montag bis Donnerstag, 8 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 15 Uhr. Bis 28. März.

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Simone Distler „Ins Licht“
Ausstellungshalle Neues Rathaus, Luitpoldplatz 13, Montag bis Donnerstag, 8 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 15 Uhr. Bis 28. März.

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