Kunst Bilder von Misstrauen und Angst

Von Klaus Trenz
Der ehrenamtliche Kurator Josef Schaller (rechts) interpretierte gestern die Kriegsbilder des Auerbacher Malers und Mediziners Rudolf Lodes. 15 Motive dieser Art sind ausgesucht worden. Foto: Klaus Trenz Quelle: Unbekannt

AUERBACH. Die Ausstellung des Auerbacher Malers und Mediziners Rudolf Lodes (1909 – 2006) im ehemaligen Schenkl-Schulhaus in Auerbach ist neu bestückt worden. 15 Ölbilder zeigen Szenen des Krieges.

 
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Es habe bisher eine „gewisse Zurückhaltung und Scheu gegeben, diese Bilder zu zeigen“, sagte Bürgermeister Joachim Neuß bei der Ausstellungseröffnung. Alle Motive handeln direkt oder indirekt von der Kriegszeit, die Lodes habe „durchleben und durchleiden müssen“, so Neuß. Abseits von seinen Motiven wie lustige Zirkusszenen oder Faschingsbildern hatte Lodes „eine ganz andere Ader“, sagte der ehrenamtliche Kurator Josef Schaller – eine „kritische Sicht auf die gesamte Gesellschaft“. Bilder, die von Misstrauen und Ängsten gekennzeichnet sind.

"Nie wieder Krieg"

Lodes habe zur „verratenen Generation der Nationalsozialistischen Zeit gehört“, sagte Schaller. Mit den Kriegsbildern habe der Maler den nächsten Generationen eine Botschaft mitgeben wollen: „Nie wieder Krieg.“

Verarbeitung des Erlebten

Lodes hat in seinen Kriegsbildern offenbar eigene Kriegserlebnisse oder Schilderungen verarbeitet. Schon kurz nachdem er 1954 mit der Ölmalerei angefangen hat, entstanden Bilder, die im Vergleich zu seinem Gesamtwerk düster sind. Lodes selbst war 1940 Soldat im Zweiten Weltkrieg und unter anderem in Warschau, Litauen und Russland. 1942 wurde er verwundet. Es liege also nahe, dass es eigene Erlebnisse sind, die Lodes auf die Leinwand gebracht hat. „Der erste Tag des Krieges“, „Im Schützengraben“, „Tod in den Ruinen“ oder „Abtransport der toten Helden“, heißen die Ölgemälde und behandeln die Angst vor dem Krieg, den nahenden Tod, das Leid und Elend der Hinterbliebenen. Und: falsch verstandenes Heldentum. Eine Figur taucht in zwei verschiedenen Motiven auf: In „Tod in den Ruinen“ und „Abtransport der Helden“ ist es ein elegant gekleideter Mann, der, mit den Händen in den Hosentaschen, offenbar das Leid vor ihm, hochnäsig ignoriert und keines Blickes würdigt. Die Opfer sind gesichtslos, teilweise verstümmelt. 1955 und 1961 sind beide Bilder entstanden – in einer Zeit, in der man von einer Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit und den Schrecken des Krieges noch nichts wissen wollte. Eines der beeindruckendsten Bilder ist „Im Gully“ von 1962. Schaller vermutet, dass Lodes hier Menschen, die sich vor Luftangriffen schützen wollten, gemalt hat. Ihre Gesichter sind voller Angst. Neben dem Gully liegt eine Leiche. Vielleicht aber hat Lodes hier auch ein jüdisches Getto thematisiert. Viele Eingesperrte versuchten damals über die Abwasserkanäle zu fliehen.

Hämische Richter

Sehr auffällig ist auch das Bild „Anklage“ aus dem Jahr 1957. Es zeigt Richter, die einem offenbar Verurteilten hämische, zufriedene und verachtende Blicke hinterherwerfen. Es könnte eine Szene aus den berüchtigten nationalsozialistischen Gerichtssälen sein.

Genug Raum für Interpretation

Auch die Kriegsmotive von Rudolf Lodes lassen sich am ehesten mit der Malweise von Max Beckmann (1884 – 1950) vergleichen, aber auch expressionistische Elemente sind zu finden. Meist sind die Motive klar, manchmal auch leicht verschlüsselt, aber selten zweideutig. Dennoch lassen die Bilder noch immer genug Raum für Interpretation. Die Kriegsbilder zeigen dessen Gräuel, aber auch die Naivität eines Volkes, das mit wehenden Fahnen auf eine Katastrophe zulief und deren Verführer.

INFO: Das Lodes-Museum hat keine geregelten Öffnungszeiten und wird nur zu besonderen Anlässen geöffnet. Über Kurator Josef Schaller sind aber Anmeldungen möglich (Telefon 0 96 43/5 20).

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