Kulturstadl: „Bordsmaus“ liegt in England

Von Wolfgang Karl
Da tut Kühlung not: Martin Ebner als herzensguter Ehemann, mit Yvonne Knarr und Alexander Tanner (bei der Premiere spielte Thorsten Reuther). Foto: Kulturstadl Foto: red

Kein Rezept, die Welt zu retten, aber sicher eines für einen unterhaltsamen Abend: Der Kulturstadl feiert mit der Komödie "Akt mit Blume" eine gelungene Premiere. Und für Verwirrung auf der Landkarte.

 
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Heutzutage ist der Begriff Dilettant negativ besetzt. Dabei ist ein Dilettant eigentlich jemand, der etwas aus Leidenschaft an der Sache macht, nicht zum Broterwerb.

Um solcherlei Dilettanten im besten Sinne des Wortes handelt es sich beim Ensemble des Brandenburger Kulturstadls: Keine ausgebildeten Schauspieler, aber viel Leidenschaft und Lust am Spiel. Objekt der Spiellust ist aktuell das Stück „Akt mit Blume“ von Norman Robbins. Regie führten Claudia Zwerenz und Claudia Köstler.

Genau aufs Stichwort

Das Stück ist eine Verwechslungskomödie im Milieu des englischen Bürgertums und spielt im Wohnzimmer eines Beamten-Ehepaars. Die Zutaten sind bekannt, das Rezept auch einigermaßen: Eine böse Schwiegermutter, ein vermeintlich untreuer Ehemann und die unglückliche Verkettung verschiedener Umstände – fertig ist der große Spaß.

Wie alle Screwball-Komödien lebt auch „Akt mit Blume“ vor allem von der Situationskomik. Darum ist der richtige Zeitpunkt der Schlüssel zum Erfolg. Wer, wie, wann durch welche Tür gedonnert kommt, muss genau auf Stichwort choreografiert sein. Gerade in diesem Punkt zeigten die Laien vom Kulturstadl bei der Premiere keinerlei Schwächen. Tür auf, Tür zu: Ob die Verfolgung eines nackten Transvestiten, ein Priester auf der Suche nach einer jungen Kunststudentin, oder die Schwiegermutter, die wie ein Bluthund die Fährte ihres Schwiegersohnes aufgenommen hat: Es passierte ordentlich was auf der kleinen Bühne.

Fränkischer Zungenschlag

Einen ganz eigenen Charme gewann die Inszenierung durch den fränkischen Zungenschlag der Schauspieler. Aus der englischen Stadt Portsmouth wurde kurzerhand „Bordsmaus“.

Da nimmt sich ein Ensemble selbst nicht zu ernst, es hat aber ernsthaft Spaß am Spiel. Kurze Texthänger? Geschenkt: Sofort sprang einer der Kollegen in die Bresche. Da wirkte die Familienkomödie gleich noch familiärer. Gut gespielt haben alle. Besonders überzeugend war Waltraud Spahn als Hausdrache Boadicea Heptinstall. So eine kämpferische Furie möchte niemand zur Schwiegermutter haben. Den herzensguten, naiven Ehemann Albert gab Martin Ebner. Es genügte, dass er seine Augen vor Überraschung weit aufriss, um lautes Gelächter auszulösen.

Überhaupt: Es wäre schwer gewesen, in der ausverkauften Vorstellung keinen Spaß zuhaben. Hier trifft ein Stück ohne Längen, aber mit viel Witz, auf ein Ensemble von sympathischen Enthusiasten. Heraus kam bei der Premiere ein gelungener Abend. Eine Empfehlung.

INFO: Nächste Termine: 23., 28., 29. und 30. Januar; 05., 12., 13., 17., 19., 20., 25., 26., 27., 28. Februar, weitere Termine im März.

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