Auch der frühere Stadtarchivar Dr. Wilhelm Lederer neigte zu der Ansicht, dass der Bergbau die Namensgebung beeinflusst habe. In einem Bericht aus dem Jahre 1978 stärkt er Edelmanns Vermutung. "Der Reichtum an edlen Metallen führte sachkundige Fremde ins Land. Man nannte sie die Walen oder Venediger. Diese suchten die deutschen Mittelgebirge nach Schätzen ab. Sie sind seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar und seit dieser Zeit gibt es die sogenannten Walen-Büchlein mit Aufzeichnungen über die Fundstätten.
Der bekannte Wunsiedler Bürger Siegmund Wann (gestorben 1469) hatte aus Venedig eine geborene Walin als Ehefrau mit in die Heimat gebracht. Von ihr hieß es, dass sie "der Alchemie hocherfahren, das Silber und Gold von Zinn scheiden kund". In dieser Kunst seien die Welschen den Deutschen noch hundert Jahre später überlegen gewesen. So weiß dann auch C. Brusch(ius), dem wir die älteste gedruckte Mitteilung über die Anwesenheit fremder Goldsucher im Fichtelgebirge verdanken, zu berichten: "Die Walen oder Venediger und andern pflegen sich zu rühmen, die Schätze und die Reichtümer, die in Deutschlands Gebirgen verborgen liegen, seien ihnen als Fremdlingen besser bekannt als uns Deutschen selbst."
Über diese Walen oder Venediger waren im Volk zahlreiche Überlieferungen im Umlauf. Oft begegnete man diesen meist kleinen Männlein mit spitzen Hüten in Wald und Flur. Es waren einfache Leute, äußerst gesellig und gutmütig. Sie trugen die bekannten Bamberger Spitzkörbe auf dem Rücken und begaben sich ohne weiteren Aufenthalt in ihre Gruben. Nach einigen Monaten kamen sie dann wieder aus dem Berge heraus und wanderten mit ihren wohlverdeckten und zugebundenen Körben ihrer Heimat zu. Um diese Personen ranken sich viele Geschichten und Sagen.
Eine "sagenhafte" Bezeichnung? Beruft sich der Name "Venetianischer Stadel" auf eine Sage? Die Kulmbacher Mundartdichterin Elise Gleichmann bringt in ihren oberfränkischen Volkssagen auch eine Venedigersage:
"Am Fuß der Luisenburg befand sich in früherer Zeit ein alter, ausgetrockneter Graben, über den ein ziemlich breites Brücklein führte. Man nannte es das Silberbrückla und es hieß von jeher, dass es dort nicht richtig sei. Einmal ging ein Weber an diesem Brücklein vorbei, als ihm ein Handwerksbursche in den Weg kam, der angeblich Arbeit suchte. Er fragte den Weber, ob er nicht wisse, wo hier herum das Silberbrücklein sei. Dieses hier ist es, entgegnete der Weber. Wenn dem so ist, so haltet mir einen Augenblick meinen Hut und meinen Rock! Dann kroch der Geselle unter die Brücke und verschwand. Es war ein Venediger, der mit dem Teufel im Bunde war und der auch den Weber verführen wollte, mitzumachen. Ein Klosterbruder, der zufällig des Weges kam, rettete den Weber."
Wer mag nun Recht haben? Das Haus in der Hofer Straße zwischen der Blaich und Kauernburg zeigt zumindest, dass es in der unmittelbaren Nachbarschaft noch kleine Geheimnisse gibt, die gelüftet werden wollen.