Den Gang durch die Geschichte der Kirchenmusik startete Wolfgang Trottmann allerdings beim Gregorianischen Choral, der, wie er es nannte, ältesten lebendig gebliebenen musikalischen Kunstform. Sie reicht bis in Jahr 600 zurück, in dem Papst Gregor diese Gesänge erstmals sammeln ließ. Erste Formen der Mehrstimmigkeit machte Christian Reitenspieß dann ab dem 13. Jahrhundert fest. Hier tauchten erstmals Formen der Mehrstimmigkeit auf.
Für das neue geistliche Lied sorgte dann Anfang des 16. Jahrhunderts Martin Luther. Reitenspieß nannte ihn einen "Technik-Freak", weil er alle zur Verfügung stehenden Mittel wie Druckerpresse oder Flugblätter nutzte, um das Lied als strategisches Mittel zu nutzen. So sei Luther auch zum "Liedermacher seiner Zeit" geworden, dem die Menschen seine neuen Gesänge teilweise aus den Händen gerissen hätten.
Eine herausragende Persönlichkeit, die auf katholischer Seite die Kirchenmusik in der Folge der Reformation entscheidend beeinflusst hatte, bezeichnete Trottmann den italienischen Komponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina. Er nehme mit 104 komponierten Messen, 375 Motetten sowie zahlreichen weiteren Madrigalen und liturgischen Texten einen ganz hohen Rang in der katholischen Kirchenmusik ein.
Auf evangelischer Seite folgte als bedeutender protestantischer Kirchenmusiker seiner Zeit Heinrich Schütz, von dem im aktuellen evangelischen Gesangbuch noch immer zwei Lieder zu finden sind. Reitenspieß nannte Schütz den musikgeschichtlich ersten wichtigen Vertreter des musikalischen Barock auf deutschen Boden.
Schließlich stellte Christian Reitenspieß auch den "musikalischen Superlativ" Johann Sebastian Bach vor. Kein anderer Komponist habe die Musikgeschichte derart beeinflusst, wie Bach. Kein anderer Komponist steht derart für Kirchenmusik, wie Bach. "Bach ist der Kulminationspunkt des Barockzeitalters". Christian Reitenspieß stellte aber auch eine andere Seite von Bach vor. Zu Lebzeiten sei er gar nicht so berühmt gewesen, habe als rückwärtsgewandt und als "aus der Zeit gefallen" gegolten. Das Interesse an Bach sei nach dessen Tod relativ gering gewesen, bis Felix Mendelssohn Bartholdy 100 Jahre später die Matthäuspassion aufführte und damit die Bach-Renaissance einleitete.
Zwei interessante lokalhistorische Bezüge stellte Wolfgang Trottmann her: Er berichtete von dem 1607 in Kulmbach geborenen Komponisten und Organisten Theophil Staden, der beim historischen Friedensmahl in Nürnberg zum Ende des Dreißigjährigen Krieges seine Friedensgesänge uraufführte. Zweite interessante Persönlichkeit ist der in Kulmbach gestorbene Orgelbauer Matthias Tretzscher. Er war Hoforgelbauer des Markgrafen Christian von Brandenburg-Bayreuth, Ratsherr in Kulmbach und 1684 Gotteshausvorsteher. Tretzscher sei der bedeutendste fränkische Orgelbauer seiner Zeit gewesen, sagte Trottmann.