Kulmbach/Bayreuth Schwere Zeiten für Einbrecher

Stefan Linß

Kriminelle scheitern an gut geschützten Türen und Fenstern und wachsamen Nachbarn. Trotzdem warnt die Polizei davor, in der dunklen Jahreszeit die Gefahr zu unterschätzen.

 
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Kulmbach/Bayreuth - Die Hausbesitzer könnten so beruhigt sein wie schon lange nicht mehr. Die Zahl der Einbruchdiebstähle ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Aktuell macht die Corona-Krise den Langfingern das Leben auch nicht gerade leicht. Nach Einschätzung der Polizei führen die Pandemie-Beschränkungen dazu, dass die Einbruchszahlen weiter sinken werden. Die Menschen arbeiten verstärkt im Homeoffice und bleiben notgedrungen auch in der Freizeit häufiger daheim. Normalerweise haben die Einbrecher jetzt Hochsaison, aber die Straftaten bleiben überschaubar.

Tipps der Profis

Wer sich über den Einbruchschutz informieren will, kann sich an die oberfränkischen Kriminalberatungsstellen wenden. Viele Tipps sind auf der Internetseite www.k-einbruch.de zu finden.

Der letzte spektakuläre Einbruch im Landkreis Kulmbach ereignete sich im 18. September in Mainleus. Die drei Einbrecher wurden kurz nach ihrer Tat geschnappt. Ein Anwohner hatte gegen 22 Uhr im Mainleuser Eichenweg einen lauten Knall gehört und die Täter dabei beobachtet, wie sie in einem weißen Transporter davonfuhren. Kurze Zeit später nahmen Beamte der Kulmbacher Polizei die drei jungen Männer in der E.-C.-Baumann-Straße in Kulmbach fest.

Wie die Ermittlungen ergaben, hatten sich die 18 und 19 Jahre alten Täter über einen Balkon Zutritt in das Haus verschafft. Dort klauten sie mehrere kleine Tresore.

Im Jahr 2019 musste die Kriminalpolizei in Oberfranken 214 Mal wegen eines Einbruchs ermitteln. Das waren gut 200 Fälle weniger als 2017. Ein Grund für den Rückgang könnte der verbesserte Einbruchschutz sein, vermutet Rainer Peterson von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Bayreuth. Die Hausbesitzer investieren in Sicherheit. Wie viele Einbrüche durch die Präventionsarbeit der Polizei schon verhindert worden sind, sei schwer zu messen.

Es kommt aber immer wieder zu versuchten Einbrüchen. Dabei gelingt es den Tätern nicht, eine Tür oder ein Fenster zu öffnen. Vor wenigen Tagen scheiterte beispielsweise ein Unbekannter im unterfränkischen Landkreis Miltenberg, in ein Einfamilienhaus zu gelangen. Wie die Polizei in Aschaffenburg mitteilt, wollte der erfolglose Einbrecher mit einem Stein die Terrassentür einschlagen. Aber Verglasung und Rahmen hielten stand. Die Polizei freut sich und betont: Es sei sicherlich kein Fehler gewesen, dass sich der Hausbesitzer während der Bauphase die kostenlosen Tipps von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle geholt hatte.

Wer heutzutage neue Fenster und Türen einbauen lässt, der kauft meist einen vernünftigen Einbruchschutz gleich mit, stellt Stefan Lauchs fest. Neue Fenster und Türen lassen sich standardmäßig mit Pilzkopfzapfen verriegeln, erklärt der Inhaber des Schlüsseldienstes Wenkel in Kulmbach. Der Fachmann weiß, dass es vor allem bei betagteren Modellen jedoch ganz einfach ist, einen Hebel anzusetzen und die Zapfen aus den Schließblechen springen zu lassen.

Allerdings sind die Einbrecher gewieft und versuchen, mit der neuen Technik mitzuhalten. Pilzkopfzapfen sind gut. Aber wer auf Nummer sicher gehen will, der wählt zusätzlich einen abschließbaren Griff für seine Terrassentüre. Denn wenn es der Einbrecher geschickt anstellt, bohrt er durch den Rahmen oder er schlägt einen Teil der Scheibe ein. "Ohne abschließbaren Griff nützt womöglich die beste Verriegelung nichts", sagt Lauchs. Denn der Einbrecher kann sonst einfach von außen durchgreifen, den Hebel umlegen und die Tür öffnen. Nur ein Schloss an dem Tür- oder Fenstergriff könne das verhindern.

Ob es sich noch rentiert, die Sicherheitstechnik nachzurüsten oder ob man lieber gleich alle Fenster austauschen lässt - das hängt vom individuellen Budget ab. Zu den größten Schwachstellen zählt oft die Terrassentür, sagt der Kulmbacher Schlüsseldienst-Betreiber. Diese sollte der Hausbesitzer als erste auf dem Schirm haben und sicher machen.

Zum Tag des Einbruchschutzes am 25. Oktober hat Rainer Peterson von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Bayreuth noch weitere Tipps und Tricks verraten, um Einbrecher abzuschrecken. Aufschraubbare Nachrüstsicherungen sind aus der Sicht des Fachmanns eine schnelle und relativ preisgünstige Hilfe. Auch Gitter seien bei dauergekippten Fenstern wie der Gästetoilette auch heute noch eine gute Alternative. Und Vorlegestangen seien eine althergebrachte aber nach wie vor wirksame Option, um zum Beispiel Kelleraußentüren zu sichern.

Um sich vor Einbrechern zu schützen, sei zudem das richtige Verhalten wichtig, erklärt Peterson. Gelegenheiten wie ein gekipptes Fenster nutzen die Gauner gerne aus. Haustüren müssen nicht nur zugezogen, sondern abgesperrt werden, betont der Polizeibeamte. Licht habe abschreckende Wirkung. Wichtig sei die Phase zwischen Dämmerung und Schlafenszeit, etwa zwischen etwa 17 und 22 Uhr. Es brauche keinen Zufallsgenerator, der bei Abwesenheit das Licht ein und aus schaltet. "Denn Einbrecher observieren nicht", sagt Peterson. "Das Licht muss einfach nur an und das Ganze ein bisschen glaubhaft sein."

Darüber hinaus rät der Kriminalbeamte dazu, auf dem Anrufbeantworter oder in sozialen Medien keine Hinweise auf eine Abwesenheit zu geben. Es sei sinnvoll, die Wohnung länger abwesender Nachbarn zu betreuen und dort einen bewohnten Eindruck zu erwecken, indem beispielsweise der Briefkasten geleert oder die Rollläden zur Nachtzeit geschlossen werden. Ebenfalls wichtig: Auf Fremde in der Wohnanlage oder auf dem Nachbargrundstück achten.

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