Kulmbach 400 Menschen leisten unermüdlich Hilfe

Als der Gewitterregen am Samstag Kulmbach überflutet, lassen Hunderte Helfer alles stehen und liegen und eilen zur Hilfe. Ihnen kann gar nicht genug gedankt werden, sagt der Oberbürgermeister.

 
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Kulmbach - Oberbürgermeister Henry Schramm war unmittelbar nach dem gewaltigen Regenguss am Samstag und auch am Sonntag zur Stelle. Mit eigenen Augen hat das Kulmbacher Stadtoberhaupt erlebt, wie Hundert ehrenamtliche Helfer binnen Minuten zur Stelle waren und dann viele Stunden lang schwer schufteten, um andere vor größeren Schäden zu bewahren. "Diesen vielen freiwilligen Helfern können wir gar nicht genug danken", sagt OB Schramm sichtlich beeindruckt von der großen Leistung, die rund 400 Helfer aus allen Rettungsdiensten von Feuerwehr, BRK, Wasserwacht und DLG bis hin zum Technischen Hilfswerk für die Betroffenen erbracht haben.

Im Keller des Achat- Hotels stand das Wasser fast zwei Meter hoch

Als das Wasser im Keller fast bis an die Decke stand und im ganzen Haus der Strom ausgefallen war, gab es kurzzeitig Überlegungen, das mit 125 Gästen voll belegte Achat-Plaza-Hotel in der Luitpoldstraße zu evakuieren. Das Hauptproblem: Weil die Gäste kein Licht hatten, behalfen sie sich in vielen Zimmern mit Kerzen. Doch der Stromausfall hatte auch die Brandmeldeanlage lahmgelegt. Das barg weitere Gefahren angesichts der besonderen Umstände.

Aber schließlich gelang es doch noch einem Elektriker, das Licht im Haus wieder funktionstüchtig zu machen. Die bereits begonnen Evakuierungspläne konnten zur Seite gelegt werden. Allerdings sind die Schäden an dem inzwischen geräumten Hotel immens. Vorerst wird das Achat-Plaza keine Zimmer vermieten können. Wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann ist ebenso unklar wie die Höhe des Schadens. Etliche Hunderttausend Euro, wenn nicht mehr, werden wohl allein in dem Hotel und der darin ebenfalls angesiedelten Massagepraxis Hollweg zusammenkommen.

Aus dem netten Abend, den sich die 125 Gäste am Wochenende in Kulmbach machen wollten, ist nichts geworden. Nach dem schweren Gewitterregen am Samstagnachmittag liefen die Keller voll, fast bis zur Decke. Das konnten auch die zahlreichen Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk nicht mehr verhindern. Auch das BRK war wegen der Überlegungen, das Hotel zu evakuieren, mit in den Einsatz eingebunden worden.

Die Wassermassen waren durch die Kanalisation in den Keller des Hotels gedrückt worden. Aber die vielen Retter, die sich um das Achat-Hotel bemühten konnten durch ihren stundenlangen Einsatz wenigstens noch mehr Schaden abwenden. Trotzdem ist das Hotel bis auf weiteres geschlossen.

Jetzt gilt es, das total durchweichte Mobiliar aus dem Untergeschoss zu räumen, die Wände zu trocknen. Dann muss alles renoviert werden. Auch einige der70 Gästezimmer des Hotels werden wohl eine neue Einrichtung brauchen. Im Keller sind auch Kühlräume schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.

"Wir müssen allen dankbar sein, die am Samstag und auch am Sonntag so lange gekämpft haben, um den Betroffenen zu helfen", betont OB Schramm. "Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sich unsere Rettungskräfte den Fluten entgegengestellt haben." Herausgerissene Kanaldeckel mussten wieder in ihre Fassungen gehoben werden, um Gefahren für Autofahrer wie auch Fußgänger abzuwenden. Menschenketten wurden gebildet, um Wasser zu schöpfen, Pumpen installiert, um die Wassermassen aus Kellern und auch Geschäften in der Innenstadt zu holen. "Das alles lief so schnell und problemlos ab", sagt Henry Schramm voller Anerkennung für die Hilfskräfte: "Das mindeste, das wir jetzt tun können, ist allen, die während des Unwetters und danach im Einsatz waren, ein unglaublich hohes Lob auszusprechen."

Koordiniert wurden die bisher erfassten 130 Einsätze binnen kürzester Zeit von der Integrierten Rettungsleitstelle (ILS) Bayreuth-Kulmbach. Auch deren Kräfte hatten am Samstag alle Hände voll tun. Leitstellenleiter Markus Ruckdeschel kann sich dabei nicht nur auf sein Team, sondern auch auf ausgeklügelte Notfallpläne verlassen, die in Fällen wie diesem greifen. Vier Stufen hat das Konzept, in dem geregelt wird, wie die Leitstelle zu besetzen ist, erklärt Ruckdeschel. In Stufe 1 befindet sich ein Mitarbeiter der Leitstelle in Rufbereitschaft im Gebäude und kann binnen zwei Minuten einen der 13 Plätze zusätzlich besetzen. In Stufe 2 wird ein Mitarbeiter in Rufbereitschaft von zu Hause an den Arbeitsplatz beordert. Binnen 25 Minuten muss er einsatzfähig sein. Bei größeren "Lagen, wie das in der Fachsprache heißt, wird zusätzlich noch ein Mitglied aus dem Führungsdienst der Leitstelle alarmiert.

In Stufe 3 wird es dann nochmals deutlich belebter. Da werden die Unterstützungskräfte alarmiert, die auf geringfügiger Basis bei der Leitstelle tätig sind und im "normalen" Leben andere Berufe haben. 13 Personen umfasst dieser Pool von Menschen, die alle eine einhundertstündige Ausbildung absolviert haben, um sachgerecht und effizient an ihrem verantwortungsvollen Arbeitsplatz eingesetzt werden zu können. Wenn Stufe 4 ausgerufen wird, werden zusätzlich alle dienstfreien Kräfte der ILS alarmiert.

Am Samstag waren bis gegen 16 Uhr vier Personen und einer aus dem Unterstützungsdienst in der ILS. Dann kam die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes, der die akute Lage in Kulmbach. Bereits nach 30 Minuten war die Besetzung der Stufe 3 umgesetzt.

Die Kräfte in der ILS wurden dringend gebraucht: 130 Einsätze binnen kurzer Zeit zu koordinieren und die richtige Anzahl von Helfern an den Ort des Geschehens zu schicken, ist ein Kraftakt. Allerdings einer, der auch von einer voll besetzten Leitstelle nicht allein bewältigt werden kann. Deswegen übernimmt die dem Landratsamt unterstellte örtliche Unterstützungsgruppe irgendwann die Bearbeitung aller Einsätze, die nicht lebensbedrohlich oder zeitkritisch sind.

Das war auch am Samstag so. In der Kulmbacher Feuerwache machten sich weitere ehrenamtliche Kräfte ans Werk, um die per Fax von der ILS übermittelten "kleineren" Einsätze zu bearbeiten. "Das entlastet uns in der Leitstelle ungemein, macht Markus Ruckdeschel deutlich. Auch er weiß die gute Verzahnung zwischen Haupt- und Ehrenamt zu schätzen und ist den ehrenamtlichen Helfern sehr dankbar: "Das sind hoch engagierte Leute, die am Samstag wieder eine Superarbeit gemacht haben. Dafür sind wir allen zu Dank verpflichtet. Das muss man auch mal öffentlich sagen."

Genauso sieht das auch Landrat Klaus Peter Söllner. Auch er war in der Einsatzzentrale und als BRK-Vorsitzender hat er natürlich auch die Schäden betrachtet, die an den beiden Schülerwohnheimen des BRK Kulmbach entstanden sind. Der Landrat ist beeindruckt: "Das war professionell und großartig, wie in kürzester Zeit Hunderte zusammengeholfen haben. Das ist für mich immer wieder beeindruckend."

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