Kritik: Teuer, nutzlos, zu klein und auf Obernsees fokussiert Ahorntal kritisiert nach Austritt Neubürg-Verein

Von Heike Hampl
Im Verein Rund um die Neubürg arbeiten Kommunen zusammen. Der Nutzen des Vereines erschließt sich den Ahorntaler Gemeinderäten nicht mehr, sie steigen aus. Foto: Archiv/Rüger Foto: red

Ahorntal ist aus dem Verein Rund um die Neubürg ausgetreten und kritisiert dessen Arbeit nun. Es ist die zweite Gemeinde nach Heinersreuth, die dem Verein den Rücken kehrt. Auch andere Kommunen haben den Austritt bereits diskutiert. Droht der Verein zu zerbrechen?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Letztlich lag es am Geld. „Wir haben jahrelang einbezahlt. Da will man halt doch mal was zurückbekommen“, sagt Matthias Brendel (CSU). Er hat im Ahorntaler Gemeinderat dafür gestimmt, den Verein Rund um die Neubürg Ende des Jahres 2016 zu verlassen. Der Beschluss fiel eindeutig, nur Bürgermeister Gerd Hofmann stimmte für den Verbleib im Verein. Rund 7500 Euro hat Ahorntal die Mitgliedschaft jährlich gekostet. Der Nutzen: Wenn Kommunen zusammenarbeiten, bewilligt die EU Fördergelder. Zahlt Ahorntal am Ende drauf? „Nein“, sagt Brendel. Ahorntal ist nämlich auch Mitglied im Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz. Diese Mitgliedschaft kostet mit 2200 Euro wesentlich weniger und bringe die gleichen Vorteile, sagt Brendel.

Mittelpunkt Obernsees?

Außerdem befürchtet Brendel, dass sich der Verein in Zukunft stark auf die Region Therme Obernsees und das Feriendorf dort konzentriert.

Thomas Nägel (CWU) habe ebenso kaum einen Nutzen gesehen, sagt er. „Der Begriff Neubürg ist viel zu regional. Wenn es um Tourismus geht, müssen wir in anderen Dimensionen denken“, sagt er. Es bringe Ahorntal mehr, sich als Gemeinde in der Fränkischen Schweiz zu präsentieren als als Ort am Fuße der Neubürg.

Zu kleinteilig organisiert, zu teuer, zu nutzlos. Das hat auch der Heinersreuther Gemeinderat im Jahr 2012 befunden und den Austritt beschlossen. Doch es gibt Anzeichen, dass diese Entscheidung nun wackelt. „Mit Heinersreuth werden über künftige Anknüpfungspunkte Gespräche geführt“, teilt Landrat Hermann Hübner mit. Hübner pflegt gute Kontakte zu seiner Parteifreundin Simone Kirschner (CSU), die seit fast einem Jahr Bürgermeisterin in Heinersreuth ist.

Ahorntal als touristische Attraktion

Die Entscheidung des Ahorntaler Rates bedauere er, sagt Hübner. „Es ist ein Verlust für die Gemeinschaft, aber unsere Arbeit geht weiter.“ Ahorntal sei mit Burgen und Höhlen, Kirchen, Gastronomie und Handwerk ein wichtiges Glied im Verein gewesen. Ahorntal könne nach seinem Austritt Ende des Jahres 2016 nicht mehr an Aktivitäten wie dem Biergipfel oder der Aktion Traumhafte Hochzeiten in der Region teilnehmen, lässt Hübner wissen.

Auch andere Räte hatten bereits einen Austritt aus dem Verein erwogen. Hollfeld angesichts seiner Schulden erst im vergangenen Jahr, die Stadt ist der wichtigste Geldgeber des Vereines. Sie bezahlt im Jahr rund 20.000 Euro. Löst Ahorntal einen Domino-Effekt aus? Landrat Hübner bleibt Optimist, nach seiner Aussage erwäge sonst keine Gemeinde den Austritt. „Ich bin sicher, dass der Verein nicht zu zerbrechen droht.“

Zahlen die Übrigen die Rechnung?

Karin Barwisch, Bürgermeisterin von Hollfeld und nach Hübner zweite Vorsitzende des Neubürg-Vereines ist vom Austritt Ahorntals überrascht. „Das ist ein schlechter Zeitpunkt, jetzt, wo wir über diesen Verein den Tourismus neu aufstellen wollten.“ Barwisch hoffe, dass andere Gemeinden dem Beispiel nicht folgen. Und sie fürchtet schon jetzt die finanziellen Konsequenzen für die Übriggebliebenen.

Hintergrund: Nun sind noch zehn Kommunen, von Waischenfeld bis Eckersdorf, von Aufseß bis Gesees, Mitglied im Verein Rund um die Neubürg. Dazu der Zweckverband Therme Obernsees und der Förderverein, dem rund 100 Unternehmen angehören. Durchschnittlich 12 000 Euro schüttet der Verein für Regionalentwicklung jedes Jahr an Projekte in den Mitgliedskommunen aus. Von 1,50 auf 3,50 Euro pro Einwohner und Jahr ist der Mitgliedsbeitrag zuletzt gestiegen. Zum einen, weil die Kosten für das Personal um Regionalmanagerin Claudia Rabe gestiegen sind. Zum anderen aber auch, weil mit Heinersreuth bereits ein Beitragszahler aus dem Verein ausgetreten war. Nun könnte den verbliebenen Kommunen eine weitere Erhöhung der Kosten drohen.

Bilder