Kritik an einem Dankeschön der Kirche

Von Andrea Pauly

Wer Mitglied einer Kirche ist und Geld verdient, zahlt Steuern und unterstützt damit seine Glaubensgemeinschaft. Dafür bedankt sich die Landeskirche nun bei einem Teil seiner Steuerzahler mit einem Brief - als Experiment. Hannelore Knöchel aus Eckersdorf findet: Das Geld für Papier, Porto und Arbeitszeit könnte die Landeskirche sinnvoller einsetzen, zum Beispiel für Kindergärten.

 
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Seit Anfang März gibt es freundliche Post für Zehntausende evangelische Gläubige in Bayern: Die Kirchensteuerämter bedanken sich für die gezahlte Kirchensteuer. Auch Hannelore Knöchel aus Eckersdorf hat einen bekommen, wie schon im vorigen Jahr. Sie kritisiert, dass dafür Steuergeld fließt.

Sie zahlt ihre Kirchensteuer gern, sagt Hannelore Knöchel. Sie besichtigt gerne Kirchen und erfreut sich an deren Pracht. "Sie zu erhalten ist kostspielig, aber sinnvoll."

Schnell im Altpapier?

Den Brief hält sie aber für sinnlos - zumal nicht nur einer im Briefkasten gelandet ist, sondern ein Brief für jeden einzelnen Steuerzahler in ihrer Familie. Bei den meisten, da ist sich Knöchel sicher, endet der Brief ohnehin im Altpapier. Sie appelliert an die Landeskirche: "Wenden Sie das Geld bitte Institutionen zu, die es dringender brauchen", etwa Kindergärten, Altersheimen oder der Diakonie. 

"Ein Zeichen guten Stils"

Die Landeskirche hat die Dankesbriefe in Auftrag gegeben. Seit Anfang März versenden die Kirchensteuerämter einige Zehntausend dieser Briefe, für 38 Cent pro Schreiben, sagt Pressesprecher Johannes Minkus. Genaue Zahlen nannte er nicht. Allerdings bekommt nicht jeder Steuerzahler ein Schreiben. "Das ist ein Experiment." Damit will sich die Kirche um einen guten Umgang mit ihren Mitgliedern bemühen und sich dankbar zeigen.

Zum zweiten Mal versendet die Kirche solche Dankesbriefe. Die Rückmeldungen 2015 seien größtenteils positiv gewesen. Negative Reaktionen wie die der Eckersdorferin lagen laut Pressesprecher Minkus im Promillebereich und kamen meist von Mitgliedern, die ohnehin sehr enge Kontakte zur Kirche haben, etwa Kirchenvorstände.

Die Landeskirche hält den Dank für "ein Zeichen guten Stils". Auch wenn die Kirchensteuer verpflichtend ist, "ist es trotzdem angebracht, dafür Danke zu sagen - eigentlich eine Selbstverständlichkeit."

Kirche will Austritte vermeiden

Zugleich sind die Briefe eine Reaktion auf allgemeine Kritik und der Versuch, Austritte zu vermeiden. "Viele Mitglieder beklagen einen geringen Kontakt mit ihrer Kirche." Und dieser geringe Kontakt hat Folgen, sagt Pressesprecher Minkus. "Wo er abreißt, wird die Mitgliedschaft infrage gestellt. Leider haben wir das in den vergangenen Jahren schmerzlich beobachten müssen."

Dass die Dankespost gegen Mitgliederschwund hilft, bezweifelt Hannelore Knöchel. "Wenn ich aus der Landeskirche austreten wollte, dann würde mich ein Dankesbrief nicht davon abhalten."

Vorschlag ohne Mehrkosten

Minkus kündigt an, dass die Landeskirche alle Rückmeldungen zu den Briefen sorgfältig auswerten werde. Danach wolle die Landeskirche weiter überlegen, wie eine "gute Kommunikation" mit ihren Gläubigen aussehe. 

Hannelore Knöchel hat einen Vorschlag, wie sich die Landeskirche trotzdem bei allen Steuerzahlern bedanken kann - noch dazu ohne Mehrkosten. "Ihren Dank können Sie auch auf dem jährlichen Kirchensteuerbescheid mitteilen. Ich denke, da ist er genauso viel wert."

Hintergrund: Kirche und Steuern

Es gibt drei Kirchensteuerämter in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern: in Augsburg, Bayreuth und Nürnberg. Welches Amt die Kirchensteuer erhebt, richtet sich nach den Finanzamtsbezirken.

Das Bayreuther Kirchensteueramt in der Sophienstraße ist für rund 700.000 Kirchenmitglieder zuständig und damit für ein knappes Drittel der Mitglieder der Landeskirche. Davon zahlt etwa ein Drittel Kirchensteuern.

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