Kritik am Auftritt der Fundamental-Christin Gabriele Kuby in der Nikodemuskirche Homo-Kritikerin Kuby spricht in Bayreuth

Von Susanne Will
Gabriele Kuby. Foto: privat Foto: red

Sie ist umstritten, nennt Homosexualität eine Perversion und bezeichnet Harry Potter als  Teufelszeug: die Autorin und Katholikin Gabriele Kuby tritt auf Einladung der Gruppe Luther am Samstag in der Nikodemuskirche auf. Sie will über "Gender-Mainstreaming" sprechen. Schwule und Lesben sind entsetzt.

 
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Organisiert wird die Veranstaltung von der Evangelischen Jugend Bayreuth (Gruppe Luther) und der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis (KSBB). Neben Kuby spricht auch Manfred Spreng, der bis 2001 Professor für Physiologie und Biokybernetik an der Uni Erlangen-Nürnberg war. Sein Thema: „Die Problematik normaler (Gehirn-)Entwicklungen von Kindern im Spannungsfeld von Gender Mainstreaming“.

"Im Widerspruch zur Schöpfung"

In der Einladung heißt es: „Nach der Gender-Ideologie bestimmt jeder Mensch sein Geschlecht selbst. Dies steht im Widerspruch zur Schöpfung Gottes.“ Gabriele Kuby (71), die mehrere Bücher zum Thema geschrieben hat, findet auf ihrer Homepage, bei öffentlichen Auftritten und in ihren Texten deutlichere Worte: Die Gender-Ideologie könne man als „ein Programm zur Zerstörung der Familie“ betrachten.  „Queer“ - der Überbegriff für sexuelle Vielfalt und alle möglichen Lebens- und Geschlechtsformen wie Bi, transsexuell, schwul oder lesbisch - sei ein „Sammelbegriff für jede Perversität, die es auf Erden gibt“.

Als sie vor zwei Jahren einen Vortrag in Nürnberg hielt, formierte sich die homosexuelle Szene zu einer Demonstration. In einem offenen Brief vor dem Protest prangerten Homosexuelle an, dass Gabriele Kuby „alternative Lebensentwürfe“ verhöhne und Frauen vor allem als "Reproduktionsautomaten" sehe, die sich um Haushalt und Kinder kümmern sollten. „Die Fundamental-Katholikin Kuby gehört zu den homophobsten Brandstiftern in Deutschland“, heißt es dazu im Internet auf Queer.de, wo der Brief auch erschien.

"Infos, die in den Medien nicht veröffentlicht werden"

Dieter Opitz ist Pfarrer der Nikodemuskirche. Im Gespräch mit dem Kurier ist er der Meinung, „dass die Gender-Geschichte doch kein Thema sein wird“, obwohl es in der Einladung steht. Auf den Hinweis, dass viele von Kubys Aussagen als homophob gelten, sagt er: „Es ist uns bekannt, was sie zum Thema Gender gesagt hat. Dass sie homophob sein soll, sollte an diesem Tag nicht zur Debatte stehen. Darum geht es uns als Mitveranstalter nicht.“ Es gehe ihm vielmehr „um Informationen, die oft in den Medien nicht veröffentlicht werden“. Zum Beispiel: die einfach  biologische Wahrheit, dass es eben Männer oder Frauen gibt.

David Berger ist gespannt, ob Kuby die Gratwanderung schafft. Der 48-jährige Berliner ist homosexueller katholischer Theologe, dem kurz nach seinem Outing die kirchliche Lehrerlaubnis für das Fach Religion entzogen wurde. Berger ist bekannt durch das Buch, das er anschließend schrieb. Titel: „Der heilige Schein – als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“. Berger kennt Kuby, auch durch einen gemeinsamen Auftritt in Talkshows. „Frau Kuby hat immer wieder homophobe Aussagen gemacht. Ich bin ich gespannt, ob sie den Spagat schafft, sich auf die Gender-Kritik zu beschränken und eben nicht in ihre Sünde- und Perversions-Diktion bezüglich der Homosexualität zu verfallen.“ Kubys Gendertheorie schätze er grundsätzlich nicht als homophob ein.

"Nicht nur homophob, sondern auch frauenfeindlich"

Hans Müller (Name von der Red. geändert) wuchs als Schwuler in Bayreuth auf. Der junge Mann ist entsetzt, dass Kuby in einer Kirche auftreten darf. „Ich finde es furchtbar, dass ein normales Gotteshaus solchen Extremistengruppierungen zur Verfügung steht. Und auch, dass sich Frau Kuby herausnimmt, für Christen zu argumentieren.“ Außerdem sei das, was Kuby in der Vergangenheit publiziert habe, nicht nur homophob, sondern auch frauenfeindlich. „Durch ihre Äußerungen und den Studientag sind nicht nur Homosexuelle betroffen, sondern jeder Mensch, der durch das Bild des Mannes und der Frau in unserer Gesellschaft Probleme hat.“ Wenn also Frauen fürchten, als Lesben angesehen zu werden, nur weil sie Fußball spielen, sei das auch ein Teil der Gender-Diskussion.

Den Vorwurf der Homophobie hört Gabriele Kuby nicht zum ersten Mal: „Es ist wichtig zu wissen, was der Begriff Phobie bedeutet. Er unterstellt, dass Menschen eine neurotische Angst haben. Das ist für mich vollkommen unzutreffend.“ Die Position, die sie vertrete, nehme sie nicht ein, „weil ich Angst vor Homosexuellen habe. Ich gehe mit ihnen genauso respektvoll wie mit anderen um“.

"Ich weiß, dass ich Gegner habe"

Sie halte es aber für notwendig für die Gesellschaft, "zwischen Formen der Sexualität zu unterscheiden, die Leben und Familie möglich machen und solchen, die es nicht tun“. Und damit meint sie beispielsweise gleichgeschlechtliche Paare, die ein Kind adoptieren. „Sie können zusammen keine Kinder zeugen. Wenn Sie sich doch Kinder beschaffen, kommen wir an einen Abgrund, wo Kinder zur Ware werden und gekauft werden, sei es durch Samen- oder Eizellenspende. Ich habe eine andere Vorstellung vom Leben und auch von der Würde des Kindes und was wir ihm schuldig sind.“

Gabriele Kuby ist es gewöhnt, dass ihre Aussagen polarisieren. „Ich weiß, dass ich Gegner habe und gehe entspannt in den Vortrag am Samstag. Es gibt Dinge, die man sagen muss, auch wenn man sich dabei in Schwierigkeiten begibt.“

Update: Am Freitagvormittag hat der Grünen-Stadtratsabgeordnete Tim Pargent eine Demo "Gegen Homophobie und religiösen Fundamentalismus" angemeldet.

Info: Das ist Gender

Die Universität Bielefeld erklärt "Gender" so: Als Begriff wurde Gender erstmals in der Medizin in der Forschung mit Intersexuellen in den 1960er Jahren verwendet, um die Annahme zu verdeutlichen, dass die Lebensumstände und die Erziehung für die Geschlechterzugehörigkeit, beziehungsweise Geschlechtsidentität verantwortlich sind. So wurde das soziale Geschlecht (Gender) als unabhängig vom biologischen Geschlecht  betrachtet. Mit Gender werden scheinbare geschlechtsspezifische Fähigkeiten, Zuständigkeiten und Identitäten in Frage gestellt und kritisiert. Danach gibt es keine homogene Gruppe von "Frauen" oder "Männern" beziehungsweise keine Definition für das, was es heißt, männlich oder weiblich zu sein. "Gender Mainstreaming" soll bewirken, dass in allen Prozessen von vorneherein Gleichstellungsaspekte beachtet werden. So soll beispielsweise verhindert werden, dass Frauen in “weibliche“ Berufe gedrängt werden oder Männern die Möglichkeit verwehrt wird, ihre Vaterschaft in beruflichen Auszeiten aktiver zu leben. Gender-Verfechter gehen davon aus, dass Geschlechter nicht auf ihre gängigen Rollenmuster festgelegt sein dürften.

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