"Nicht nur homophob, sondern auch frauenfeindlich"
Hans Müller (Name von der Red. geändert) wuchs als Schwuler in Bayreuth auf. Der junge Mann ist entsetzt, dass Kuby in einer Kirche auftreten darf. „Ich finde es furchtbar, dass ein normales Gotteshaus solchen Extremistengruppierungen zur Verfügung steht. Und auch, dass sich Frau Kuby herausnimmt, für Christen zu argumentieren.“ Außerdem sei das, was Kuby in der Vergangenheit publiziert habe, nicht nur homophob, sondern auch frauenfeindlich. „Durch ihre Äußerungen und den Studientag sind nicht nur Homosexuelle betroffen, sondern jeder Mensch, der durch das Bild des Mannes und der Frau in unserer Gesellschaft Probleme hat.“ Wenn also Frauen fürchten, als Lesben angesehen zu werden, nur weil sie Fußball spielen, sei das auch ein Teil der Gender-Diskussion.
Den Vorwurf der Homophobie hört Gabriele Kuby nicht zum ersten Mal: „Es ist wichtig zu wissen, was der Begriff Phobie bedeutet. Er unterstellt, dass Menschen eine neurotische Angst haben. Das ist für mich vollkommen unzutreffend.“ Die Position, die sie vertrete, nehme sie nicht ein, „weil ich Angst vor Homosexuellen habe. Ich gehe mit ihnen genauso respektvoll wie mit anderen um“.
"Ich weiß, dass ich Gegner habe"
Sie halte es aber für notwendig für die Gesellschaft, "zwischen Formen der Sexualität zu unterscheiden, die Leben und Familie möglich machen und solchen, die es nicht tun“. Und damit meint sie beispielsweise gleichgeschlechtliche Paare, die ein Kind adoptieren. „Sie können zusammen keine Kinder zeugen. Wenn Sie sich doch Kinder beschaffen, kommen wir an einen Abgrund, wo Kinder zur Ware werden und gekauft werden, sei es durch Samen- oder Eizellenspende. Ich habe eine andere Vorstellung vom Leben und auch von der Würde des Kindes und was wir ihm schuldig sind.“
Gabriele Kuby ist es gewöhnt, dass ihre Aussagen polarisieren. „Ich weiß, dass ich Gegner habe und gehe entspannt in den Vortrag am Samstag. Es gibt Dinge, die man sagen muss, auch wenn man sich dabei in Schwierigkeiten begibt.“
Update: Am Freitagvormittag hat der Grünen-Stadtratsabgeordnete Tim Pargent eine Demo "Gegen Homophobie und religiösen Fundamentalismus" angemeldet.
Info: Das ist Gender
Die Universität Bielefeld erklärt "Gender" so: Als Begriff wurde Gender erstmals in der Medizin in der Forschung mit Intersexuellen in den 1960er Jahren verwendet, um die Annahme zu verdeutlichen, dass die Lebensumstände und die Erziehung für die Geschlechterzugehörigkeit, beziehungsweise Geschlechtsidentität verantwortlich sind. So wurde das soziale Geschlecht (Gender) als unabhängig vom biologischen Geschlecht betrachtet. Mit Gender werden scheinbare geschlechtsspezifische Fähigkeiten, Zuständigkeiten und Identitäten in Frage gestellt und kritisiert. Danach gibt es keine homogene Gruppe von "Frauen" oder "Männern" beziehungsweise keine Definition für das, was es heißt, männlich oder weiblich zu sein. "Gender Mainstreaming" soll bewirken, dass in allen Prozessen von vorneherein Gleichstellungsaspekte beachtet werden. So soll beispielsweise verhindert werden, dass Frauen in “weibliche“ Berufe gedrängt werden oder Männern die Möglichkeit verwehrt wird, ihre Vaterschaft in beruflichen Auszeiten aktiver zu leben. Gender-Verfechter gehen davon aus, dass Geschlechter nicht auf ihre gängigen Rollenmuster festgelegt sein dürften.