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Was verstehen IT-Experten in diesem Zusammenhang unter „Defacement“?
Bereits in den 1990er Jahren gelang es Hackern, die Startseite des amerikanischen Geheimdienstes CIA so zu verändern, dass dort über Tage hinweg „Central Idiots Agency“ zu lesen war. Die Technik des Defacements dient im Ukraine-Krieg aber weniger humoristischen Zielen – vielmehr werden eigene politische Botschaften so platziert, dass sie die Gegenseite verunsichern. So versucht die Ukraine, die russische Propaganda zu umgehen und die dortige Öffentlichkeit zu erreichen.
Wie groß ist der Einfluss von Cyberattacken auf das Kriegsgeschehen?
„Der große Cyberkrieg hat bisher nicht stattgefunden“, sagt Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit. Tatsächlich spielen nicht nur koordinierte Aktionen der beiden Kriegsparteien aktuell eine Rolle – an den Cyberattacken auf bestimmte Regierungsinstitutionen oder Infrastrukturen mischen derzeit rund 30 Hackergruppen mit. Dabei handelt es sich um mehr oder weniger lose Netzwerke – wie Anonymous –, die gezielt auf einer der beiden Seiten Schaden anrichten wollen. Die Ziele reichen von Geldautomaten über Ladestationen von E-Autos bis zur offiziellen Website des Kremls, die in den vergangenen Tagen mehrfach nicht mehr erreichbar war. „Es ist sehr schwer, bestimmte Angriffe konkreten Akteuren zuzuordnen“, sagt Dennis-Kenji Kipker, ein IT-Sicherheitsrechtler von der Hochschule Bremen.
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Hat sich eine der beiden Konfliktparteien bisher dadurch entscheidende Vorteile verschaffen können?
„Cyberangriffe haben die Angriffe mit konventionellen Mitteln taktisch begleitet und psychologische Effekte erzielt“, sagt der Politikwissenschaftler Matthias Schulze. In ihrer Tragweite entsprechen sie jedoch weder realen Angriffen noch den Wirkungen der nun beschlossenen Sanktionen. Sie erzeugten derzeit auf beiden Seiten Chaos.
Wie gut ist die kritische Infrastruktur in Deutschland vor Attacken aus dem digitalen Raum geschützt?
In Deutschland sind unterschiedliche Behörden für die Abwehr von Cyberangriffen verantwortlich. Die Kompetenzen sind zudem im Nationalen Cyberabwehrzentrum gebündelt. „Diese Koordinierung ist sinnvoll“, sagt der IT-Experte Thorsten Holz. Dennoch habe die Vergangenheit gezeigt, dass es schwierig sei, die kritische Infrastruktur, die das Land am Laufen halte, vollständig gegen Cyberangriffe zu schützen. Der Deutschen Bundestag war in den vergangenen Jahren mehrmals Ziel schwerer Hackerangriffen. Bei einem im Jahr 2015 erfolgten Großangriff gehen die Experten von einer durch Russland gesteuerten Aktion aus.
Welche Gefahren drohen in Zukunft?
Die Denkfabrik Institute for Economics and Peace mit ihrem Hauptsitz in Sydney befürchtet, dass der Ukraine-Krieg künftig zu mehr Cyberterrorismus führen könnte – auch weil die Geheimdienste von Ländern wie Russland mit kriminellen Hackergruppen zusammenarbeiten, die dadurch enorme Profite erzielen können. Zu den Zielen könnten etwa das Gesundheitswesen, die Energiewirtschaft, das Verkehrswesen und Finanzdienstleistungen gehören. Cyberangriffe auf Atomkraftwerke, die deren Sicherheit gefährden könnten, halten IT-Experten jedoch für extrem unwahrscheinlich.