Schon am Tag zuvor sei der Frontabschnitt bei Wowtschansk von russischen Kampfflugzeugen aus der Luft mit Gleitbomben bombardiert worden. Über Nacht habe die russische Artillerie die ukrainischen Linien beschossen zur Vorbereitung des Angriffs.
"Die Streitkräfte der Ukraine halten ihre Stellungen: Es ist kein Meter Boden verloren gegangen", schrieb der Gouverneur des Gebietes Charkiw, Ihor Synjehubow, auf Telegram. Eine Gefahr für die Großstadt Charkiw sehe er einstweilen nicht. Der russische Militärblogger Rybar schrieb zu den Gefechten in der Region: Es gehe zunächst darum, die Kampfzone auszuweiten und im Gefecht die feindlichen Stellungen aufzuklären.
Russland nutzt Zeitfenster
Für die ukrainische Armee bedeutet die Offensive ein weiteres Problem an der etwa 1000 Kilometer langen Front im Osten und Süden, nachdem sie zuletzt schon bei Bachmut und Awdijiwka zurückgedrängt wurde. Den Verteidigern fehlen immer noch Waffen und Munition, nachdem innenpolitischer Streit in den USA über Monate einen regelmäßigen Nachschub verhinderte.
Mittlerweile ist ein milliardenschweres Rüstungspaket beschlossen. Doch Russland versuche die Zeit bis zum Eintreffen dieser Waffen an der Front auszunutzen, sagte der Kommandeur des ukrainischen Heeres, Olexander Pawljuk, der britischen Zeitschrift "Economist". "Russland weiß, dass sich die Lage gegen sie wenden könnte, wenn wir in ein bis zwei Monaten genügend Waffen bekommen."
Die russische Seite des Grenzgebietes ist die einzige Region, die bislang vom Krieg erfasst worden ist. Die ukrainische Armee beschießt die Großstadt Belgorod und ihr Umland mit Drohnen und Artillerie. Sie will damit den russischen Nachschub stören und den Beschuss auf Charkiw unterbinden. Die Kämpfe auf russischem Boden waren für Moskau gerade während der Präsidentenwahl Mitte März ein Problem. Putin drohte damals an, ukrainisches Gebiet als Sicherheitszone zu erobern, um Belgorod und andere Städte in Grenznähe zu schützen. Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine großangelegte russische Invasion ab.