Korbjäger und Trainer von Nowitzki

Von
In seiner letzten Bundesliga-Spielzeit feierte Georg Kämpf (links) mit Steiner Bayreuth den ersten nationalen Titelgewinn einer Bayreuther Mannschaft: Nachdem er beim Finale um den DBB-Pokal in Ludwigsburg zehn Punkte zum 105:88-Sieg gegen Köln beigetragen hatte, wirkte er wohl schon im Gedanken an den Abschied etwas wehmütiger als Richard „Buzz“ Harnett (rechts), der ein Jahr später auch noch die Deutsche Meisterschaft begießen konnte.Fotos: Peter Mularczyk Foto: red

An großen Namen in der Bayreuther Sportgeschichte besteht kein Mangel. Wenn man den Kreis aber eingrenzt auf die vollkommen bodenständigen Lokalmatadore, die auch noch in den Zeiten der zunehmenden Professionalisierung das Geschehen auf höchstem Niveau maßgeblich mitgeprägt haben, dann wird die Liste schon überschaubarer. Und ganz weit oben stehen muss dann ein Mann, der am Mittwoch seinen 60. Geburtstag feiert: Georg Kämpf.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es klingt nach einer leichten Aufgabe, von Georg Kämpf etwas über seine Laufbahn zu erfahren, aber es ist sogar ziemlich schwer. Erinnerungsstücke aus zwölf Bundesliga-Jahren von 1976 bis 1988 kann er nicht vorweisen, keine Alben voller alter Zeitungsausschnitte, nicht einmal Fotos: „Ich bin nun mal kein Sammler.“

Dass er einmal Korbschützenkönig der Bundesliga gewesen ist, hat er allerdings auch ohne Hilfsmittel im Kopf: „Das ist schon etwas Besonderes, denn das haben nicht so viele deutsche Spieler geschafft.“ In der Saison 1982/83 erzielte niemand in der Bundesliga mehr Punkte, als der Bayreuther: 614 waren es in 28 Spielen, was einem Schnitt von fast 22 entspricht.

42 Punkte in einem Spiel

Dabei markierte das noch nicht einmal den persönlichen Rekord für den treffsicheren Flügelspieler. In den 28 Spielen der Saison 1977/78 hatte er gar eindrucksvolle 792 Zähler gesammelt – 28,3 im Schnitt! Für die Korbjägerkrone reichte das damals allerdings nicht, weil Rainer Frontzek (Heidelberg) 818 Punkte vorweisen konnte. Aus dieser Spielzeit datiert auch Kämpfs höchste Ausbeute in einem einzelnen Spiel: 42 Punkte in Köln.

Große Heimatverbundenheit

Kommt einem nicht hin und wieder der Gedanke, dass man mit solchen Referenzen heutzutage ganz andere Perspektiven haben könnte, als vor ein paar Jahrzehnten? Bei dieser Überlegung lacht der gelernte Sport-Pädagoge: „Es stimmt schon, dass ich manchmal gern 20 Jahre jünger wäre, aber das hat nichts mit Basketball zu tun.“ Es sei zwar nicht von der Hand zu weisen, dass man heute als BBL-Topscorer „richtig Kohle machen“ könnte, aber das habe er nie vermisst: „Es ist ja nicht so, dass es damals gar keine Angebote gegeben hätte. Aber ich wollte auch einfach nicht gern weg aus Bayreuth.“

Die Verbindung zur Familie habe schon immer eine große Rolle gespielt: „Ohne meine Brüder wäre aus mir wahrscheinlich ein mittelmäßiger Fußballer geworden“, sagt Kämpf. „Eine Zeit lang habe ich beide Sportarten parallel betrieben, aber dann haben mich die Brüder mehr und mehr in Richtung Basketball gezogen.“

Co-Trainer der Nationalmannschaft

Diese Entscheidung war so nachhaltig, dass sie das Leben von Georg Kämpf auch über die aktive Laufbahn hinaus bestimmt hat. Nahtlos gelang nach einem Jahr als Spielertrainer beim Regionalligisten TSV Ansbach schon 1989 der Wechsel ins Traineramt bei einem Bundesligisten (Ludwigsburg). Neben den verschiedenen Stationen bei Erst- und Zweitliga-Vereinen in Süddeutschland und Österreich spielt in diesem zweiten Teil der Karriere ein Engagement in den Jahren 1994 und 1995 beim Deutschen Basketballbund eine ganz spezielle Rolle.

Kämpf war nämlich nicht nur Co-Trainer der Männer-Nationalmannschaft, sondern gleichzeitig verantwortlich für die U-18-Junioren, bei denen damals ein gewisser Dirk Nowitzki spielte. Doch auch diesen aus heutiger Sicht spektakulär wirkenden Platz im Lebenslauf des NBA-Superstars aus Würzburg ordnet der Bayreuther eher mit Selbstironie ein als mit Stolz: „Es gibt viele Leute, die es sich an die Fahnen heften, dass es Dirk Nowitzki ihretwegen so weit gebracht habe. Ich würde eher sagen, er hat es so weit gebracht, obwohl ich ihn zwei Jahre trainiert habe.“

Unvergessen ist die Geschichte, dass Kämpf einen Lehrgang seiner DBB-Junioren in Bayreuth abhalten ließ – auch um der einheimischen Vereinsführung einen Blick auf Nowitzki zu ermöglichen. Der spätere Weltstar beeindruckte aber nicht genug, um ein Angebot zu bekommen. „Dass Dirk Nowitzki etwas Besonderes war, konnte damals schon jeder sehen“, sagt Kämpf. „Wer aber damals schon gesehen haben will, wie außergewöhnlich er dann tatsächlich werden würde, dem gratuliere ich aufrichtig.“

Geburtstagsfeier mit der ganzen Familie

Seit dem Ende seines Engagements als Nachwuchskoordinator beim BBC Bayreuth hat Georg Kämpf aktuell keine Verpflichtung neben seiner Funktion als Mitglied der BG-Stadtratsfraktion. Auf den Ruhestand hat er sich aber auch an der Schwelle zum siebten Lebensjahrzehnt noch nicht eingestellt: „Ich fühle mich fit und durchaus noch in der Lage, eine Mannschaft zu trainieren.“

Ein paar Anfragen habe es im Winter auch gegeben: „Aber es war nichts dabei, was möglich oder interessant gewesen wäre.“ Auch da spielt wieder die Bindung an Bayreuth mit: „Ich bin bereit für eine interessante Aufgabe, aber ich bin nicht mehr bereit, dafür durch Deutschland oder Europa zu tingeln.“

Zu dieser Grundeinstellung passt es, wie Georg Kämpf am Mittwoch seinen 60. Geburtstag verbringen wird: „Meine Familie wird komplett versammelt sein, alle Brüder mit allen Kindern und Enkeln. Das gelingt nur selten, und dafür bin ich sehr dankbar.“

Autor

Bilder