Konzert und Performance Simon Steen-Andersen stellt die Musikwelt auf den Kopf

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Diskurs Bayreuth 2019: Komponist Simon Steen-Andersen. Foto: Andreas Harbach Foto: Andreas Harbach - Hagenstrasse 19b - 95448 Bayreuth - mobil 0170 8655 275 - kontakt@andreasharbach.de - www.andreasharbach.de

BAYREUTH. Wie der Däne Simon Steen-Andersen unsere Erwartungen an Musik bricht, sich einen historischen Ort aneignet und daraus ein virtuoses Spiel entwickelt, ist am 3. August in Haus Wahnfried zu erleben. Auf Einladung der Bayreuther Festspiele wird der Preisträger der Ernst von Siemens-Musikstiftung um 20 Uhr ein Konzert mit Live-Performance geben. Und im Herbst das Bayreuther Festspielhaus zum Klingen bringen.

 
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Er lässt einen Flügel aus einigen Metern Höhe auf den Boden krachen: Ein wirkungsvoller Akt der Zerstörung. Danach erst wird an einem realen Flügel Neues entstehen. Was der dänische Komponist und Videokünstler Simon Steen-Andersen in diesem Klavierkonzert macht, wirkt auf den ersten Blick durchaus verstörend. „Radikal, an der Grenze zur Provokation, dennoch humorvoll“, so beschreibt er selbst seine Art der audiovisuellen Komposition.

Der 1976 geborene, in Berlin lebende Däne hat Spaß am Absurden, der Verfremdung und der Dekonstruktion. Seine Klangexperimente stellen unsere Seh- und Hörgewohnheiten auf den Kopf. Sie sind zugleich Kunstinstallationen, die mit orchestralen oder kammermusikalischen Mitteln arbeiten. „Ich will die Perspektive verändern, von der aus wir etwas wahrnehmen, so dass wir einen neuen Blick auf einen uns bekannten Stoff gewinnen“, sagt der 43-jährige Hochschullehrer für Komposition und Musiktheater im Gespräch mit dem Kurier.

Für das Konzert in Bayreuth beschäftigte sich Steen-Andersen intensiv mit den Werken Richard Wagners und der Geschichte von Haus Wahnfried. Sänger werden aus Opern-Libretti zitieren, Musiker mit Auszügen daraus agieren. „Mir ist es wichtig, mich zum Raum zu verhalten, in dem ich auftrete, durchaus mit ernsthaftem Humor.“ Obwohl die Darbietungen spontan wirken, sind sie durchdacht und meistens notiert. „Musik mache ich mit allem, was klingen kann, bevorzugt mit Alltagsgegenständen“, sagt Steen-Andersen.

Seine Klang-Parcours-Performance „Run Time Error“ spielte mittlerweile an 15 Standorten. Rohre, Metallgeländer, Golfbälle, Ventilatoren, Bohrmaschinen – alle möglichen Klänge werden mit dem Mikrofon eingefangen und aufgezeichnet. „Ich benutze wie ein Readymade-Künstler gefundene Gegenstände, die zum Allgemeingut gehören und unser kulturelles Erbe darstellen.“ Damit bricht er spielerisch mit den gängigen Erwartungen an Musik. Und so will er mit dem Festspielhaus verfahren, das gleichsam zum klingenden Instrument wird – in einem im September aufgezeichneten Video.

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