Konzert in der Petrikirche Silvester-Gala lockt 400 Besucher

Horst Wunner
Kurz vor dem Jahreswechsel: Eine Stunde musikalischer Genuss mit dem „prague brass ensemble“. Foto: Wunner

Während draußen die ersten Raketen durch die Kulmbacher Nacht fliegen, geht es in der Kirche klassisch zu. Das Vergnügen ist groß – nicht nur beim Publikum.

 
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Viele Kulmbacher und Menschen aus der Region haben in der Silvesternacht einen Fixpunkt, der sie zu einer besonderen Atmosphäre der musikalischen Freude und des Genießens klassischer Musik führt: In der mächtigen gotischen Kirche St. Petri gibt es traditionell zum Jahreswechsel die Silvestergala, der Abschluss des Jahres. Wer sie initiiert hat, hätte einen Orden verdient. Die Resonanz Bände spricht: Fast 400 Besucher in Nach-Coronazeiten wollten sich das nicht entgehen lassen, während draußen die ersten Böller detonierten und die Raketen die Fenster erhellten. Drinnen brannte dann das „prague brass ensemble“ für eine Stunde bis kurz vor Mitternacht ein brillantes Feuerwerk ab mit einem üppigen Strauß bekannter Kompositionen.

Es war goldenes Blech, was die fünf Virtuosen erst oben auf der Empore neben dem Orgeltisch mit Kantor Christian Reitenspieß zusammen und später unten im Altarraum boten. Gestochen scharf, millimetergenau gegossen, füllten die Brass-Töne das Gotteshaus. In quirliger Fantasie, oder eingewoben in schmachtender Anbetung, ehe es in einem schnellen Lauf ausklang. Herrlich das Zwiegespräch der Trompeten im Wechselspiel und die ellenlangen,vibrierenden Posaunenzüge. Fließende Modulationen und Oktavenreinheit par excellence, der Spiritus rector Jan Votava an der Tenorposaune, gleichzeitig Arrangeur, führte das Quintett mit einer solchen Leichtigkeit, dass man meinte, es wäre alles persönliches Vergnügen und nicht harte Arbeit bei für den Instrumenten kalten Temperaturen.

Dunkel quellend die „Opernsuite“ von Giuseppe Verdi, in beschwingter, tänzerischer Rhythmik die „Wiener Walzer Suite“ von Johann Strauß (Sohn). Ehe „Püppchens Traum und Erwachen“ von Theodor Oesten in die Wirklichkeit zurückführte. Das „prague brass ensemble“ ist grenzenlos unterwegs, nimmt selbst schwierige Hürden im höchsten Tonbereich sicher, man spürt stets die Professionalität. Schließlich findet ihr nächster Auftritt in Südkorea statt. Noch ein Höhepunkt in der hereinbrechenden Stunde zur Mitternacht: Der „Bolero“ von Maurice Ravel. Da konnte mancher, voller Emotion, in den Kirchenbänken nicht mehr ruhig sitzen.

Neben Votava gaben dem Quintett František Bilek (Trompete), Arnold Kinkal (Trompete), Jiři Lisy (Horn) und Karel Kučera (Bassposaune) den unverwechselbaren Brass-Sound. Christian Reitenspieß brillierte wieder mal an der Rieger-Orgel: Ob feierliche Intrade oder die imposante, strahlende Macht in Registerbreite, der Stadt-und Dekanatskantor war mehr als Garnierung. Man hört ihm auch solistisch gerne zu.

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