Die erstaunliche Wende der Grünen, deren pazifistische Grundgesinnung mehr und mehr in den Hintergrund tritt, findet in der Energiepolitik ihre Fortsetzung. In einer Notsituation, ließ Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt wissen, könnten Atommeiler über das Jahr hinaus weiterlaufen. Da man von einer Notlage im Winter mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgehen muss, wird Deutschland wohl weiter Atomstrom produzieren. Isar 2 in Bayern dürfte gesetzt sein, bei den beiden anderen Meilern wird man noch sehen. Es ist lobenswert, dass die Grünen über ihren ideologischen Schatten springen. Die Wendigkeit der Umweltpartei scheint ihr kaum zu schaden. Die verkorkste Energiepolitik schreiben viele Bürger Angela Merkel mit ihrem übereilten Atomausstieg und dem viel zu langsamen Ausbau der Erneuerbaren und der Gasabhängigkeit von Russland zu. Eine strategische Fehlleistung, die die größte europäische Wirtschaftsmacht ins Wanken bringt. Die Grünen sind fein raus. Wirtschaftsminister Robert Habeck ist zum anerkannten Krisenmanager aufgestiegen. Doch sollte der Energiefluss versiegen, kann sich das Blatt schnell wenden. Dass ein AKW-Streckbetrieb den Grünen mal nützlich sein könnte, hätte man sich nie träumen lassen. roland.toepfer@frankenpost.de Seite 5