Die Lage auf der Intensivstation für Corona-Infizierte habe sich zugespitzt in den vergangenen Tagen, musste Brigitte Angermann berichten. So sehr, dass inzwischen bereits sechs Intensivpatienten aus dem Landkreis in Krankenhäuser nach Bayreuth, Nürnberg, Scheßlitz und Coburg verlegt werden mussten, weil in Kulmbach mit zehn belegten Betten die Kapazitäten voll ausgeschöpft sind. Kulmbach sei derzeit in ganz Nordbayern das Haus, das die drittmeisten Covid-Intensivpatienten behandeln muss.
Zwei Intensivbetten auf der „normalen“ Intensivstation, beide in Einzelzimmern, die durch Schleusen betreten werden können, habe das Haus zwar noch frei. Aber die werden freigehalten für den Fall, dass von der Covid-Station ein Patient schnell Intensivbehandlung benötigt. Das kann laut Brigitte Angermann in kürzester Zeit geschehen. Der Krankheitsverlauf könne sich rasend schnell verschlechtern. „Manchmal dauert es nur ein, zwei Stunden. Wir haben Patienten, die sind noch selbst zu Fuß in die Notaufnahme gekommen und lagen zwei Stunden später schon auf der Intensivstation.“
Dort erst einmal gelandet, bleiben die betroffenen Menschen relativ lang. Covid-Patienten seien in der Regel zwei bis drei Wochen auf der Intensivstation, weiß Brigitte Angermann.
Leicht falle es dem Klinikum Kulmbach nicht, nun bekannt geben zu müssen, dass neue Patienten, die wegen Corona Intensivmedizin brauchen, voraussichtlich ebenfalls verlegt werden müssen. „Natürlich wollen wir unsere Patienten behalten, aber das ist leider nicht immer möglich“, macht die Geschäftsführerin deutlich. „Wir versuchen alles, damit sich die Situation wieder entspannt, aber das ist eben auch abhängig von den Fallzahlen.“
In Anbetracht dieser Entwicklung sei es um so nötiger, nach wie vor vorsichtig zu sein, Abstand zu halten, die Hygieneregeln zu beachten und Masken zu tragen, appellierte Brigitte Angermann an die Bevölkerung. Auch diejenigen, die bereits geimpft sind, sollten sich weiter an den Regeln orientieren.
Die erschreckenden Zahlen aus dem Klinikum, aber auch die nach wie vor hohen Infektionszahlen im Landkreis veranlassten auch den Chef des Krisenstabs im Landratsamt, Oliver Hempfling, zu einem Aufruf an die Bürger. „Wir haben noch Schnupfenzeit. Bei der derzeitigen Lage ist es angezeigt, grippeartige Symptome ernst zu nehmen und sich von einem Arzt checken zu lassen, ob es nicht doch Corona ist.“ Und sollte man einen solchen Verdacht haben, müsse man sich auch entsprechend verhalten, bis klar ist, wie das Ergebnis eines Tests ausgefallen ist. In so einem Fall sei es nötig, Kontakte zu meiden, um nicht im Zweifel noch andere anzustecken.“
Im Gespräch mit der Frankenpost berichtet Hempfling davon, dass es im Landkreis durchaus Fälle gebe, wo jemand ein Testergebnis nicht etwa isoliert zu Hause abwartet, sondern weiter zur Arbeit geht. Selbst Menschen, die Symptome haben, bleiben nicht alle daheim. Wenn sich dann herausstellt, dass es sich um einen Corona-Fall handelt, kann es sein, dass nicht nur weitere Menschen als Kontaktpersonen zu Hause bleiben müssen, sondern auch Personen angesteckt werden. Wie es dann weitergehen kann, hatte zuvor Brigitte Angermann erläutert: Elf Prozent der Covid-Infizierten landen im Klinikum, von denen wiederum mehr als die Hälfte auf der Intensivstation.