Kitas in Kulmbach Hilfeschrei nach Personal

Die Kita sucht qualifiziere Fachkräfte für die Arbeit in ihren Einrichtungen und bietet zahlreichen Zusatzleistungen für Beschäftigte. Foto: Oksana Kuzmina

In Kulmbachs Kindergärten fehlen Fachkräfte. Doch trotz größter Anstrengungen findet auch KITA-Leiterin Elke Wuthe nicht genügend Personal. Ein Hilfeschrei.

 
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Kulmbach - Der Personalmangel in den Kindertageseinrichtungen ist auch in den DIE KITA-Kindertagesstätten ein Thema: Immer weniger qualifizierte Fachkräfte stehen einem wachsenden Betreuungsbedarf von Kindern in Kulmbach gegenüber. In der Einrichtung (der Name steht für „Diakonisch-Evangelische Kinder-Tagesstätten) sind derzeit sieben Stellen in den insgesamt 13 Kindergärten, zehn Krippen und drei Schülerhorten für das kommende Kindergartenjahr unbesetzt. Es fehlen Erzieherinnen und Kinderpfleger – sowohl in Vollzeit, als auch in Teilzeit. In den Einrichtungen werden derzeit 810 Kinder ab sechs Monaten bis zum Schuleintritt und darüber hinaus betreut.

„Für die Mitarbeiter in den Einrichtungen ist das ein Kraftakt“, weiß Elke Wuthe, die Leiterin. „Sie kompensieren mit viel Einsatz, Mehrarbeitsstunden und gegenseitiger Unterstützung die Personalknappheit, dank Motivation, dem guten Teamklima und der Arbeitsatmosphäre. Und natürlich Herzblut.“

In den Einrichtungen kommen laut einer Pressemitteilung in den Gruppen der drei- bis sechsjährigen rechnerisch eine Fachkraft auf 9,5 Kinder. Gesetzlich in Bayern vorgeschrieben ist ein Betreuungsschlüssel von eins zu elf. Auch im Krippenbereich liege man mit einem Verhältnis von einer Mitarbeitenden oder einem Mitarbeitenden für drei Kinder „über dem Soll“. „Das ist uns wichtig und ist ein wertvoller Bestandteil unseres Konzepts“, so Elke Wuthe.

Auch bei der Qualifikation der Mitarbeitenden lägen die Einrichtungen über dem bayernweiten Durchschnitt. Dort sind 93 Erzieherinnen und Erzieherin beschäftigt, das enspricht einer Quote von 63 Prozent. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hatte 2019 an dieser Stelle die mit 49 Prozent zu geringe Quote an Mitarbeitenden dieser Berufsgruppe getadelt.

Doch was bleibt, ist der steigende Betreuungsbedarf: „Vor allem für Kinder unter drei Jahren“, weiß Elke Wuthe. Der Anspruch auf frühkindliche Förderung und Betreuung in einer Kindertageseinrichtung ab dem ersten Lebensjahr bis zum Schuleintrit wurde gar im Sozialgesetzbuch verankert. Das Doppelverdiener-Modell, der steigende Druck für berufstätige Eltern zur Flexibilität und die Sehnsucht nach Autonomie vieler Familien sind einige der Gründe für diese Tendenz.

Dass in Stadt und Landkreis Kulmbach über 32 Kinderkrippen und 42 Kindergärten existieren, kann den Bedarf an Kinderbetreuung jedoch nicht decken. Derzeit entstehen etwa viele neue Wohnungen in der „Blaich“, der Innenstadt. Kulmbach ist zur Hochschulstadt geworden, die „Bierstadt“ blüht auf – doch, dass mit Familien auch mehr Kinder betreut werden müssen, bleibt unausgesprochen, empfindet Lisa Eckart. Sie ist Studentin und Mutter.

Alleine in der „Die KITA“ mussten für das kommende Kindergartenjahr 36 Kinder abgewiesen werden. Der Grund: Raumnot und fehlendes Personal, denn das eine funktioniert nicht ohne das andere. Dabei hat das Unternehmen sogar schon mehrmals eine „Überlegung“ bei der zuständigen Aufsichtsbehörde beantragt und erreicht – soweit dies für die Kinder und Mitarbeitenden verträglich war.

Erst im vergangenen Jahr hat etwa die Kindertagesstätte Untersteinach um zwölf weitere Plätze für die Allerkleinsten aufgestockt. In Kürze wird die Kinderkrippe des DIE KITA-Kindergartens Kreuzkirche für 24 Kleinkinder ihre Räumlichkeiten beziehen. Doch mit Leben können sie erst die Kinder erfüllen – und hier wird Fachpersonal mehr denn je gebraucht: „Es gelingt uns immer wieder, neue Mitarbeiter zu finden, allerdings mit zeitlichem Verzug. So kann es passieren, dass wir neue Gruppen nur verzögert öffnen können – oder eben personell vorplanen und vorfinanzieren müssen“, erklärt Elke Wuthe.

Viel schwieriger liegen die Fälle, in denen Mitarbeitende durch längere Krankheit ausfallen. Dann dauere es nicht selten bis zu drei Monate bis diese Stelle wieder besetzt werden kann. In der Zwischenzeit kommen die verbliebenden Mitarbeitenden manchmal an ihre Belastunsgrenze. Schließlich kann eine Einrichtung nicht einfach schließen. Oder doch? „Im schlimmsten Fall müssen Betreuungszeiten angepasst, das heißt reduziert werden.“

Als Zeichen der Wertschätzung bietet mal als Partner im Diakonie Verbund Kulmbach ihren Mitarbeitenden zahlreiche Sonderkonditionen: So erfolgt etwa die Bezahlung tarifgebunden nach AVR-Bayern mit Weihnachtsgeldzahlung und 30 Tagen Urlaub im Jahr. Der Arbeitgeber übernimmt zudem die Kindergarten- und Krippenbeiträge für die Kinder der Angestellten, es existieren eine zusätzliche betriebliche Altersvorsorge sowie eine Beihilfeversicherung im Krankheitsfall. Lisa Eckart, staatlich Anerkannte Erzieherin, fügt noch an: „Die Arbeit in einem solch großen Sozialunternehmen macht flexibel: der Wechsel innerhalb des Trägers in anders konzeptionierte Einrichtungen schafft Chancen, wenn man Lust auf Veränderung hat.“

Die Einrichtung hat für das neue Ausbildungsjahr zwölf angehende Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger sowie zehn Erzieherinnen und Erzieher in Ausbildung. Doch es könnten auch mehr sein. Elke Wuthe und ihr Team kämpfen für bessere: „Wir investieren viel in die Ausbildung. Gerade eben haben wir unserer Leitlinien zur Praxisanleitung professionell und gesichert auf die Beine gestellt.“ Dazu mal man auch die eigenen Anleiterinnen intensiv. „Wir wollen mehr für ein positives Berufsbild tun und weiterhin werben für diesen tollen Beruf – in der Öffentlichkeit für die Anerkennung und Wertschätzung dieser gesamtgesellschaftlich wichtigen Aufgabe“, sagt die Leiterin. red

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