Kirchenpflegerin geht „Zweite Rente“ mit 69 Jahren

Von Klaus Trenz
Ursula Reinhardt vor ihrer Bücherwand: Allzu lange will die 69-Jährige nicht mit Lesen auf dem Sofa verbringen. Im nächsten Ehrenamt möchte sie etwas Handfestes machen. Foto: Klaus Trenz Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. „Ich habe mir die Rente verdient, auch wenn es jetzt das zweite Mal ist“, sagt die Pegnitzerin Ursula Reinhardt. Im Jahr 2013 hat sie die Verwaltungsaufgaben eines Kirchenpflegers übernommen und viel bewegt, nun hört die 69-Jährige auf.

 
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Als Reinhardt nach ihrem beruflichen Werdegang im kaufmännischen Bereich in Rente ging, war für sie noch längst nicht Feierabend. „Ich wollte ganz einfach etwas machen und nicht nur einen Beitrag zahlen“ sagt sie: „Wenn man in Rente geht, gibt man doch nicht alles an der Garderobe ab“. Als ihr Ende 2012 überraschend das Amt als Kirchenpflegerin angetragen wurde, hat sie das Angebot gerne angenommen. Niemand habe sie dazu überreden müssen. Heute überlegt sie ob es „Zufall oder Fügung“ war. Auf jeden Fall, habe sie sich noch „nie vor Arbeit gescheut“.

„Ich bin jemand, der die Arbeit sieht und dann anpackt“

Die Aufgaben, die Reinhardt übernahm, waren nicht wenige. Immerhin musste sie nicht nur die beiden Kirchen Herz-Jesu und die Marienkirche, sowie den Kindergarten im Blick haben, sondern auch die beiden Pfarrhäuser und ihr Umfeld. Dazu kam, dass sie nichts auf die lange Bank schiebt: „Ich bin jemand, der die Arbeit sieht und dann anpackt.“

"Mit Rat und Tat zur Seite"

Unterstützt von der Kirchenverwaltung und dem Ordinariat in Bamberg, mit dem die Zusammenarbeit immer gut und reibungslos funktioniert und welches ihr „mit Rat und Tat zur Seite“ gestanden habe, machte sie sich an die Arbeit. Heizungsbau, Renovierungs- und Sanierungsarbeiten im Pfarrhaus und dem Pfarrsaal und das Herrichten des Kirchenvorplatzes standen an, um nur die größten „Brocken“ zu nennen. Die Arbeiten im Pfarrhaus, darunter auch die Renovierung einer Wohnung für Flüchtlinge – und nicht zuletzt die Generalsanierung des Don Bosco-Kindergartens sind weitere Teile einer langen Liste an Maßnahmen, die sie auf den Weg gebracht hat.

Das alles kostet Geld

Das alles kostet Geld: Bei der Sanierung des Kindergartens schaffte sie es allerdings, dass die Kirchengemeinde sich an den Gesamtkosten von knapp 1,37 Millionen Euro mit nur 40.000 Euro beteiligen musste.

525 000 Euro in weitere Maßnahmen investiert

Insgesamt wurden in den fast sechs Jahren rund 525.000 Euro in weitere Maßnahmen investiert. Daran musste sich die Kirchengemeinde mit nur 203.000 Euro beteiligen. Dennoch muss all das erst einmal erwirtschaftet werden, denn von immer weiter zurückgehenden Spenden oder Kollekten, lassen sich diese umfangreichen baulichen Maßnehmen nicht bezahlen. Reinhardt suchte nach Einsparmöglichkeiten und brach liegenden Einkommensquellen, nach „Ressourcen“, wie sie das nennt.

Nicht nur Geld ausgegeben, sondern auch eingenommen

Sie generierte Einnahmen durch das Vermieten von Wohnungen an privat und den Malteser Hilfsdienst, vermietete einen Teil des Parkplatzes vor der Kirche, splittete Personalkosten und konnte, nicht zuletzt, die vier Kindergärten – Kindergarten, Hort und Krippe Don Bosco und den Franziskuskindergarten aus der kirchlichen Verwaltung herausnehmen. Die Einrichtungen werden seit Januar 2016 von der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Bayreuth mit verwaltet. „Das hat uns sehr viel Geld gespart“, sagt sie.

Zahlen, "die sich sehen lassen können"

Die dazugehörigen Zahlen, „die sich sehen lassen können“, wird sie am Samstag unterbreiten, ganz nach ihrem Motto, transparent zu arbeiten. Dabei wird sie aber auch daran erinnern „weiter zu machen“ und nicht nachzulassen. In den nächsten zehn Jahren, so schätzt sie, wird vor allem die Marienkirche und ihr Umfeld sowie das dortige Pfarrhaus die Kirchengemeinde beschäftigen.

Orgel in der Marienkirche in die Jahre gekommen

Auch die Orgel in der Marienkirche ist in die Jahre gekommen und offenbar nicht mehr reparabel. Dazu kommen alte Dächer auf den Gebäuden. Sie wird den Vorschlag unterbreiten, einen Förderverein für die Marienkirche zu gründen, der die Kirchenverwaltung zumindest zum Teil entlasten kann. Und auch rund um Herz-Jesu stünden noch Aufgaben an. Am Pfarrhaus müsse weiter gearbeitet werden. Dort hätten sich Risse im Mauerwerk gezeigt. Bis heute sucht sie nach alten Bauplänen, die noch nicht aufgetaucht sind. Die würden helfen, um der Sache auf die Spur zu kommen.

Pfarrhof renovieren "kein Luxus"

Auch der Pfarrhof bräuchte Beachtung. Diesen herzurichten, „wäre kein Luxus“. Ihrem Nachfolger wünscht sie die gleiche Unterstützung, die sie bekommen hätte. „Die Kirchenverwaltung hat mich immer unterstützt und der Pfarrer hat mich machen lassen“, sagt Reinhardt . Bereits im November will die Herz-Jesu-Gemeinde eine neue Verwaltung wählen. „Es muss jetzt dringend eine Liste auf den Weg gebracht werden“, mahnt sie. Bei ihrem Abschied wird sie vor allem den Ehrenamtlichen danken: „Ohne Ehrenamtliche würde keine Kirche funktionieren“.

Herz-Jesu-Kirche "ein schöner Bau"

Reinhardt beschäftigte sich nicht nur mit Baulichem und Verwaltungsaufgaben, sondern hat in letzter Zeit kulturelle Veranstaltungen in Kirche und Pfarrzentrum gebracht. Es wäre ihr eine Herzensangelegenheit, wenn der Nachfolger und die Verwaltung weiterhin Ausstellungen und Konzerte etablieren könnten. „Man muss sich mit der Herz-Jesu-Kirche beschäftigen, denn sie ist eigentlich ein schöner Bau“. Am Anfang wirke die Kirche immer dunkel, „aber sie gewinnt zunehmend“ sagt sie.

Nächstes Ehrenamt „Etwas mit Tieren“?

Die agile 69-Jährige wird in ihrer „zweiten Rente“ nicht das Sofa zu ihrem Lieblingsplatz wählen. Sie wird sich zunächst schon ein wenig zurücklehnen und die Bücher aus der Heimbibliothek in die Hand nehmen, die sie noch nicht gelesen hat – und dann eine andere ehrenamtliche Arbeit suchen. Die Tierfreundin könnte sich etwas mit Tieren vorstellen, etwas, „wo man mehr mit den Händen arbeiten kann“. Die Tiere können sich jetzt schon freuen.

Info: Ursula Reinhardt wird sich von der Herz-Jesu-Gemeinde Pegnitz bei einem Danke-Schön-Abend am Samstag, 22. September, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal verabschieden.

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