Stetter-Karp warf den Kurienkardinälen vor, in ihrem Brief Zerrbilder zu zeichnen und Bischöfe wie Schuljungen zu behandeln. Absolut irreführend sei es, den deutschen Katholiken vorzuwerfen, Dinge ohne Abstimmung mit Rom im Alleingang voranzutreiben. "Wir bemühen uns gemeinsam mit den deutschen Bischöfen seit Jahren um einen intensiven Austausch, doch sind wir ZdK-Vertreter in dieser Angelegenheit bis heute nicht zu einem Gespräch im Vatikan empfangen worden." Geradezu beschämend sei auch, dass die Kardinäle den Auslöser für die Reformbemühungen – den sexuellen Missbrauch – mit keinem Wort erwähnten.
Mehr als 500.000 Menschen 2022 aus Kirche ausgetreten
Sie erwarte, dass die deutschen Bischöfe an ihren Reformversprechen festhielten und sich nicht einschüchtern ließen, sagte Stetter-Karp. Die Abstimmung über die Satzung könne gegebenenfalls auch im Ständigen Rat der Bischofskonferenz erfolgen, so dass man damit nicht bis zur Herbstvollversammlung warten müsse. "Unser Interesse ist, nicht weitere Zeit zu verlieren. Der Ball ist jetzt bei den deutschen Bischöfen."
Die ZdK-Präsidentin erinnerte daran, dass allein 2022 mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten seien. Die vor einigen Monaten veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung habe ergeben, dass 96 Prozent der deutschen Katholikinnen und Katholiken dringend Reformen erwarteten. Die Blockade der Vatikanbehörde sei von daher nicht hinnehmbar und auch nicht verständlich: "Teilhabe von Gläubigen ist eine Ressource und keine Bedrohung. Unser Ziel ist es nach wie vor, mit den Bischöfen gemeinsam die Zukunft dieser Kirche zu gestalten."