Kinder in Gefahr Kampf für eine Schulweg-Ampel

An dieser Stelle müssen viele Schulkinder auf ihrem Schulweg die Staatsstraße überqueren. Eine Überquerungshilfe gibt es nicht. Nicht mal ein Hinweis auf die Schulkinder. Foto: Gunter Becker

Die Staatsstraße durch Glashütten ist eine viel befahrene Pendlerstrecke. Fußgänger haben das Nachsehen. Sylvia und Jürgen Franke wollen das ändern, besonders für die Schul- und Kindergartenkinder. Sie kämpfen für eine Bedarfsampel.

 
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Mistelbach hat eine, in Kirchahorntal steht ebenfalls eine Fußgängerampel. Jeweils in der Nähe der Schule. Nur in Glashütten müssen Schul- und Kindergartenkinder unter Lebensgefahr die Dorfstraße überqueren. Sagen Sylvia und Jürgen Franke.

Sie wollen nicht länger warten, bis ein Kind unter die Räder kommt. Da sie von Seiten der Gemeinde keine Unterstützung erhalten würden, sind sie jetzt an die Öffentlichkeit gegangen.

„Viele brettern durch“

„Die Kinder haben richtig Bammel, wenn sie hier die Staatsstraße überqueren müssen“, sagt Jürgen Franke. Das weiß er aus eigener Beobachtung. Er wohnt direkt an der Staatsstraße, an der Ecke Bayreuther und Lärchenstraße. Gegenüber mündet der Flurweg in die Hauptstraße.

„Über die Lärchenstraße kommen morgens Grundschulkinder, die die Hauptstraße überqueren müssen, um über den Flurweg zur Grundschule zu laufen“, sagt Sylvia Franke. Just zu einer Zeit, in der der Verkehr auf der Staatsstraße brummt.

„Viele Pendler in die Stadt Bayreuth kommen aus dem Ahorntal, die müssen durch Glashütten fahren. Viele brettern durch, andere halten schon mal an, um Kinder über die Straße zu lassen“, sagt Ehemann Jürgen.

Einen Schülerlotsen gibt es nicht. Manche Kinder werden von ihren Eltern begleitet. Es sei wirklich erstaunlich, dass sich noch kein Unfall ereignet habe.

Die Kinder des Kindergartens, der gleich um die Ecke in der Schloßstraße liegt, müssen ebenfalls über die Hauptstraße, wenn sie – von ihren Erzieherinnen geleitet – zur Schulturnhalle laufen.

Ampel und Tempo 30

Als Vorbilder, wie Kinder gefahrlos über die Straße gehen können, haben sich Sylvia und Jürgen Franke die Gemeinden Kirchahorn und Mistelbach ausgesucht. In beiden Orten stehen nicht nur Bedarfsampeln am Schulweg, sagen sie. Es gelte auch eine Tempo-30-Zone.

Warum aber nicht in Glashütten? Vor zwei Jahren habe vor ihrem Haus eine Begehung stattgefunden, an der neben Bürgermeister und Gemeinderäten Vertreter des Staatlichen Bauamtes Bayreuth, der Polizei und des Landratsamtes teilgenommen haben. Es sei viel diskutiert worden, geschehen sei aber bis heute nichts.

Eine Ampel sei nicht machbar, habe man ihnen mitgeteilt, da der notwendige Stauraum fehle. Damit sei eine Fläche gemeint, auf der die Kinder ungefährdet warten können, bis die Ampel grün zeigt.

Eine Bedarfsampel komme aber nicht nur den Kindern zugute. An der Stelle würden auch ältere Menschen auf ihrem Weg zur Kirche oder zum Friedhof die Staatsstraße überqueren.

Ein riskantes Unterfangen. Schließlich hielten sich nicht alle Verkehrsteilnehmer an die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Daran hätten auch zwei von der Gemeinde aufgestellte Tempomessgeräte nichts geändert.

Lieber heute als morgen

An ihm und den Gemeinderäten würde es nicht liegen, dass noch keine Bedarfs-Schulweg-Ampel an der Stelle stehe, sagt Bürgermeister Sven Ruhl. Er würde lieber heute als morgen die Ampel bauen lassen.

Aber, sagt er, die Richtlinien würden dagegen sprechen. Damit sei die notwendige Fläche gemeint, der sogenannte Stauraum, auf der die Kinder geordnet warten können. „Die Richtlinien sprechen dagegen“, sagt Ruhl.

Die Aussage, dass auf der Staatsstraße gerast werde, entspreche jedoch nicht der Realität. Die von den beiden Messgeräten, die besonders der vielen Motorräder wegen aufgestellt worden seien, ermittelten Daten hätten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 48 Stundenkilometer ergeben.

Das sei aber letztendlich nicht von Bedeutung. Denn ein Kind könne die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs noch nicht einschätzen. Dass es aber bei rot warten müsse und bei grün gehen dürfe, wissen jedes Kind. Deshalb könne es nur eine Lösung geben für einen sicheren Übergang: eine Bedarfsampel, betont der Bürgermeister. „Schließlich geht es um die Sicherheit unserer Kinder.“

Einfach mal anrufen

Der Ball liege im Feld der Gemeinde, sagt Fritz Baumgärtel vom Staatlichen Bauamt Bayreuth. Es gebe in der Tat ein Problem mit der Staufläche. Aber ebenso problematisch sei, dass es auf der Lärchenstraße keinen Gehsteig gebe.

Das Bauamt sei jederzeit bereit, gemeinsam mit der Gemeinde nach baulichen Lösungen zu suchen. „Man muss einfach mal bei uns anrufen“, sagt Baumgärtel. Vielleicht gebe es auch die Möglichkeit, die baulichen Voraussetzungen im Zuge einer Dorferneuerung zu schaffen.

Klar sei aber, dass die Kuh noch nicht vom Eis sei, was die Einrichtung einer Fußgängerampel betreffe, sagt Baumgärtel. Schließlich handle man im Interesse eines „schutzwürdigen Personenkreises“. Es obliege jedoch der Gemeinde, ein Konzept zu erarbeiten.

Das Tempo an der Stelle auf 30-Stundenkilometer zu verringern wie in Mistelbach und Kirchahorn sei hingegen nicht möglich. Dort stünden die Schulgebäude und Kindergarten recht nah an der Straße, was in Glashütten nicht der Fall sei.

Notfalls auch ein Zebrastreifen

Sie wollen sich auch weiter dafür einsetzen, dass es möglichst schnell eine Fußgängerampel am Schulweg der Kinder geben wird, sagen Sylvia und Jürgen Franke.

Wie wichtig das ist, erleben sie jeden Morgen, wenn sie mit ihrem Kleinbus Kinder nach Bayreuth ins Heilpädagogische Zentrum fahren, die sie zuvor in Plech, Pegnitz und weiteren Orten abholen.

Auf ihrer Fahrt kommen sie gegen 7.30 Uhr auch durch Glashütten. „Ich halte dann an, wenn Kinder am Straßenrand stehen, um sie rüberzulassen“, sagt Sylvia Franke.

Vergleicht sie die Situation in Glashütten mit der in den anderen Orten, dann müsse unbedingt etwas geschehen. Notfalls wäre er auch mit einem Zebrastreifen einverstanden, sagt Jürgen Franke. „Ich kaufe auch die Farbe, wenn es sein muss.“

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