Man muss es sich ja alles mal in Ruhe vor Augen führen, um was es da geht: Kimmich, Goretzka und Kollegen, jenen Typen also, die mit dem FC Bayern alles gewonnen haben, was es im Weltfußball zu gewinnen gibt, droht im Nationaltrikot zum zweiten Mal nacheinander das Aus in der WM-Vorrunde. Größer könnte die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht sein.
Der größte gemeinsame Erfolg der Kimmichs und Goretzkas: das EM-Achtelfinale 2021
Fast schon zwangsläufig drängen sich da Vergleiche mit der vergangenen goldenen Generation der DFB-Elf um Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm auf, die auch viele vergebliche Titelanläufe brauchte – ehe sie sich nach dem Gewinn der Champions League 2013 mit dem FC Bayern ein Jahr später mit dem WM-Triumph krönte. Hansi Flick erkannte zuletzt eine Parallele zwischen der Altersklasse von Schweinsteiger und Kimmich. „Die Generation damals war genauso heiß“, sagte der Bundestrainer, der 2014 als Assistent Löws in Brasilien dabei gewesen war.
Ansonsten aber gibt es wenige Gemeinsamkeiten zwischen den Gruppen. So erreichten Schweinsteiger, Lahm und Kollegen von 2006 an stets die Halbfinals bei den großen Turnieren, ehe 2014 der Titel folgte. Der größte gemeinsame Erfolg der Kimmichs und Goretzkas im DFB-Dress: das EM-Achtelfinale 2021.
Spanien ein Gegner, an dem schon Lahm und Schweinsteiger verzweifelt sind
Auch beim Aufstieg in der Hierarchie der Nationalelf war der Weg an die Spitze bei Lahm und Schweinsteiger ein anderer. Zunächst gab es da bis kurz vor der WM 2010 ein Alphatier namens Michael Ballack, das über allen anderen thronte. Es folgte die Emanzipation beim Turnier in Südafrika – und das Ankommen in der Chefrolle 2014 in Brasilien. Schon damals war die Hierarchie in der DFB-Elf aber eher eine flache – was sich bis heute mit Kimmich, der das aktuelle Team mit Goretzka sowie den Rio-Weltmeistern Manuel Neuer und Thomas Müller intern anführt, so fortsetzt.
Jetzt wartet an diesem Sonntag also Spanien. Es ist ein Gegner, an dem einst schon Lahm und Schweinsteiger verzweifelt sind. Ein Sieg gegen Spanien bei einem großen Turnier wäre also auch auf der Ebene der Emanzipation kein unbedeutender Schritt.
Für die Generation, die 2017 angetreten ist, um die Fußballwelt zu erobern.