Kim I. und Markus II. regieren die Narren

Von Katharina Wojczenko
Kim die Erste (Kim Schreiner) und Markus der Zweite (Markus Zitzmann-Schreiner) sind das Bayreuther Prinzenpaar 2017. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Jetzt ist es raus: Kim Schreiner (34) und Markus Zitzmann-Schreiner (39) aus Glashütten werden im Bayreuther Fasching regieren. Kim I. und Markus II. haben sich am Freitagabend in der Rosenau den Bayreuther Mohrenwäschern und allen anderen Narren vorgestellt. Sie wissen: Stimmung ist in Bayreuth harte Arbeit.

 
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"Ey Markus, du wolltest doch schon immer mal Prinz werden!" Als Mohrenwäscher-Präsident Jürgen Völkel ihn auf der Landesgartenschau so anspricht, glaubt Markus Zitzmann-Schreiner erst, er hätte sich verhört. Schließlich sind seine Frau Kim und er erst das zweite Jahr bei den Bayreuther Mohrenwäschern. Und vor allem denkt er: "Das ist eine Lebensentscheidung. Warum ist jetzt meine Frau nicht da?"

Die wartet am Eingang auf ihren Mann, während Völkel auf ihn einredet. Als er endlich kommt, hält Kim Schreiner das mit dem Prinzenpaar erst einmal für einen Witz, eine Ausrede für die halbe Stunde Verspätung. "Wenn ich da gewesen wäre, hätte ich vermutlich nein gesagt", sagt sie.

"Ich hätte jederzeit Prinz sein können"

Und trotzdem sagten sie nach einiger Bedenkzeit und "einem lauschigen Sommerabend bei Familie Völkel" zusammen Ja. Sie wissen genau, was auf sie zukommt. Markus Zitzmann-Schreiner stammt aus Pottenstein, ist seit seiner Kindheit faschingsinfiziert und begeisterter Schauspieler. Später gründete er eine eigene Theatergruppe und schrieb Stücke.

Jahrzehntelang war er beim Narrenkübel Schwarz Weiß Gößweinstein aktiv. "Da hätte ich jederzeit Prinz sein können", sagt er. "Aber dafür hätte ich alles andere aufgeben müssen: das Männerballett, die Bütt, das Mitmachen beim Stück."

Familie sah sich im Fasching selten

Das Problem: Die Familie lebt mittlerweile in Glashütten, Tochter Amelie (9) tanzt seit ihrem dritten Lebensjahr bei den Mohrenwäschern. Während der Faschingssaison war Kim Schreiner immer als Taxi und Begleiterin mit Amelie und ihrer Garde unterwegs, während ihr Mann von Glashütten aus zu den Auftritten der Gößweinsteiner fuhr.

"Ich wollte aber natürlich auch meine Tochter sehen und mehr mit meiner Familie machen", sagt Markus Zitzmann-Schreiner. Deshalb wechselten die Eltern vor zwei Jahren zu den Mohrenwäschern.

Der Präsidenten-Bauch sagt Ja

Mohrenwäscher-Präsident Jürgen Völkel ist glücklich, dass er sie überzeugt hat: "Das Prinzenpaar muss zu uns passen, sympathisch sein, etwas darstellen. Sie dürfen keine Angst haben, vor Menschen zu reden. Mein Bauch sagt: Das passt." Markus Zitzmann-Schreiner wird nicht nur Prinz, sondern auch Elferrat.

40 Auftritte - da musste die Familie zustimmen

Etwa 40 Auftritte, vom 11.11. bis Aschermittwoch, wird das Prinzenpaar absolvieren. Beide arbeiten im Bereich Medizintechnik im Außendienst. Deshalb mussten nicht nur ihre Kinder zustimmen, sondern auch die Großeltern, die dann womöglich zu Hause aushelfen müssen, sagt Kim Schreiner, die trotz ihrer blonden Lockenpracht nicht einmal als Kind Prinzessin sein wollte.

Für sie ist das Ehrenamt eine Mischung aus "Augen zu und durch" und "Einfach Spaß haben". Besonders freuen sie sich auf die Faschingswoche und den elften Geburtstag der Mohrenwäscher am Faschingsdienstag.

Ihr Ziel: Dass die Bayreuther nicht nur zuschauen

Ein Ziel ihrer Amtszeit können sie nicht umsetzen, bedauert Kim Schreiner: dass der Rathaussturm endlich einmal am Faschingsbeginn stattfindet. "Das liegt am Terminkalender der Oberbürgermeisterin."

Die weiteren Ziele: "Unser Volk dazu bringen, dass es nicht nur beim Faschingsumzug zuschaut, sondern mitmacht", sagt Markus Zitzmann-Schreiner. "Dass die Leute sich nicht nur in die Veranstaltungen reinstellen, sondern schunkeln und klatschen. Das wäre der Wahnsinn!". Eine Herausforderung in der Faschings-Nichthochburg Bayeuth, weiß er.

Sohn ist faschingsresistent

Zumindest bei ihrem Sohn Luca (12) haben sie das mit dem Fasching aufgegeben. "Das wird nix mehr", sagt Markus Zitzmann-Schreiner. "Der ist ein Franke", sagt Kim Schreiner. Sein Herz schlägt nicht für Fasching, sondern für die Altstadt.

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