„Kicken um zu helfen“ Da fließen die Tränen – Leos Aufzug ist da

Eng geht es zu im Treppenhaus der Familie Storch. Doch jetzt hilft ein Aufzug für Leo, der für seinen Bruder Tim, Mutter Michaela (von links) und Vater Roberto vieles erleichtert. Foto: sts/Stefan Schreibelmayer

Große Gefühle bei den Storchs in Bayreuth. Denn die Benefiz-Veranstaltung „Kicken um Leo zu helfen“ hat ihre erste sichtbare Folge. Im Haus der Familie des mehrfach beeinträchtigten Leo ist der langersehnte Treppenlift eingebaut worden. Und das ist längst noch nicht alles.

 
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Wenn Michaela Storch an den 1. Juli zurückdenkt, „dann schlägt mein Herz schon wieder ganz stark“. An diesem Samstag vor knapp sechs Wochen fand in Weißenstadt die große Benefizveranstaltung statt, deren Einnahmen ihrem Sohn Leo zugutekommen. Der ist sieben Jahre alt und hat einen sehr seltenen Gendefekt. „Den hat nur ein Kind unter einer Million“, sagt Michaela Storch. Die Folge: Leo hat einen zu kleinen Kopf und ist körperlich wie geistig behindert.

Eine echte Herausforderung für die Familie, insbesondere für Michaela Storch. Denn ihr Sohn, der nach den Sommerferien in die zweite Klasse des Heilpädagogischen Zentrums geht, wiegt mittlerweile gut 26 Kilo und musste bislang überall hingetragen werden in dem kleinen Siedlungshaus im Bayreuther Stadtteil Saas. Vor allem die engen Treppen waren ein Problem. Und die musste sie oft bewältigen, denn ihr Mann Roberto ist Rettungssanitäter, arbeitet im Schichtdienst und ist oft nicht da.

Einbau in zweieinhalb Stunden

Das Problem ist seit ein paar Tagen behoben. Denn innerhalb von nur zweieinhalb Stunden, so Michaela Storch, hätten die Mitarbeiter vom Reha Team den Aufzug eingebaut. Eine Riesenerleichterung, sagt sie und bedankt sich bereits zum wiederholten Mal bei Florian Mäder und Wolfgang Heß, den Hauptorganisatoren von „Kicken, um Leo zu helfen“.

Zumal es beim Aufzug nicht bleiben wird. Es wurde so viel Geld eingenommen, dass auch noch einiges für weitere Maßnahmen übrig bleibt. So soll für das Obergeschoss des Hauses noch ein beweglicher Stuhl besorgt werden, quasi als Anschluss für den Aufzug.

Das Familienauto wird behindertengerecht ungebaut

Womit die Storchs aber gar nicht gerechnet haben, ist das, was Mäder und Heß ihnen bei ihrem Besuch in dieser Woche eröffnet haben. Es können von dem eingegangenen Geld auch noch die restlichen Raten für den großen Van bezahlt werden, den die Familie extra wegen Leo angeschafft hat. Und damit noch nicht genug: Auch der behindertengerechte Umbau des Fahrzeugs wird finanziert. „Als die beiden das auch noch erzählt haben, sind mir tatsächlich ein paar Tränen übers Gesicht gerollt“, erzählt Michaela Storch immer noch spürbar emotional.

Währenddessen sitzt Leo daneben in seinem fahrbaren Stuhl und hat ganz offensichtlich keine Lust mehr darauf, dass hier ständig über ihn, aber nicht mit ihm geredet wird. Mit kräftigem Schnauben macht er seinem Unmut Luft. Kurz zuvor hat er noch mit den Armen gewedelt. „Ein Zeichen, dass er sich freut“, sagt seine Mutter.

„Ein toller Bruder“

Reden kann Leo zwar nicht, aber sich verständlich machen schon, sagt auch sein Bruder Tim. „Mit Mimik und mit Armbewegungen“, sagt der Elfjährige, während er sich rührend um Leo kümmert. Und wie ist das so? „Ich kenn‘ es ja nicht anders. Aber ich finde, dass Leo ein toller Bruder ist.“

Jedenfalls will der Siebenjährige einbezogen werden, das spürt man deutlich. Und das will ihm die Familie so lange es geht ermöglichen. Die Spenden von „Kicken, um Leo zu helfen“ sind dabei eine große Hilfe.

Ordentlicher mittlerer fünfstelliger Betrag

Auch für Florian Mäder und Wolfgang Heß war das erneute Treffen mit den Storchs sehr emotional. „Es ist einfach schön, wenn es einem selber gut geht und man sieht, wie sich die Familie freut und wie wir ihnen das Leben erleichtern können“, sagt Mäder, der die Spendensumme noch nicht genau beziffern kann, weil die eine oder andere angekündigte Spende noch nicht eingegangen ist. Was er sagen kann: „Es ist ein ordentlicher mittlerer fünfstelliger Betrag.“

Dass das alles möglich ist, liegt an der für Mäder „unglaublichen Hilfsbereitschaft“ am und rund um das Benefiz-Event. Rund 1100 Zuschauer kamen am 1. Juli nach Weißenstadt, um neben einem großen Rahmenprogramm ein Fußballspiel mit Weltmeistern wie Klaus Augenthaler, Hansi Pflügler und Pierre Littbarski zu sehen. Mit dabei waren auch Wintersport-Legenden wie Eric Frenzel und Sven Hannawald sowie als Unparteiischer der dreimalige Welt-Schiedsrichter des Jahres, Markus Merk.

Für die Storchs ein einmaliges Erlebnis. „Wie da die Stars auf uns zugekommen sind, als würden wir sie schon lange kennen – einfach toll“, sagt Michaela Storch. Überhaupt, dass es so viele hilfsbereite Menschen mit einem so großen Herzen gebe, sei unfassbar – und ihr Herz schlägt schon wieder Kapriolen. Allen voran die beiden Organisatoren, mit denen man über ein Dreivierteljahr einen gemeinsamen Weg gegangen sei. „Wie die das auf die Beine gestellt haben, das ist unfassbar.“

Unglaubliche Hilfsbereitschaft

Wobei die beiden das Lob gleich weitergeben. Sie sprechen von den Trikots mit den Unterschriften der Stars, die versteigert werden konnten, und davon, dass alle Einnahmen aus Speis und Trank eins zu eins in die Spendensumme gingen. „Bratwürste, Semmeln, Bier – alles wurde von Metzgereien, Bäckereien, Brauereien gespendet. Und wir mussten noch nicht einmal betteln gehen, die sind auf uns zugekommen“, zählt Mäder noch immer spürbar beeindruckt auf. Und damit war noch lange nicht Schluss: Zwei örtliche Hotels brachten die Stars kostenlos unter, die Ordner der SpVgg Bayreuth brachten sich ebenso ehrenamtlich ein wie Fanclubs, die Mitglieder der SpVgg Weißenstadt und und und.

Michaela Storch wünscht sich, „dass die beiden das in Zukunft weitermachen und dass sie noch vielen Familien wie uns helfen können“. Mäder und Heß sind berechtigterweise auch ein bisschen stolz darauf, was sie da nach 2021 schon zum zweiten Mal auf die Beine gestellt haben. Doch zunächst treten die beiden etwas auf die Bremse: „Das müssen wir jetzt erst mal ein bisschen sacken lassen und dann sehen wir weiter. Das haben wir nach der ersten Auflage vor zwei Jahren auch so gehalten. Und dann haben wir wieder losgelegt.“

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