Keine Sprechtage mehr in den Rathäusern AOK zieht sich aus der Fläche zurück

Peter Engelbrecht
Die AOK streicht ihre Versicherten-Sprechtage in der Region. Foto: /Arno Burgi/dpa

Ein Stück Service für die Versicherten geht verloren: Die AOK streicht ab dem 1. Januar ihre Sprechtage in vier Rathäusern. Bürgermeister Christian Porsch aus Speichersdorf sieht das kritisch.

 
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Die Strukturen auf dem Land brechen immer mehr ein. Die AOK-Direktion Bayreuth-Kulmbach will nun ab dem 1. Januar 2023 keine Sprechtage mehr für Versicherte in vier Rathäusern im Landkreis halten. Erst kürzlich hatte die VR-Bank Bayreuth-Hof angekündigt, ihre Filialen in Bad Berneck, Heinersreuth, Hollfeld und Pottenstein ab Februar 2023 zu schließen (wir berichteten).

Im März 2020 seien die Sprechtage zunächst pandemiebedingt ausgesetzt worden, erläuterte Uwe Linhardt, bei der AOK in Bayreuth für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Bereits in der Vergangenheit sei schon eine stark sinkende Kundenfrequenz festzustellen gewesen. Zuletzt waren die Sprechtage wöchentlich beziehungsweise monatlich durchgeführt worden. Meist seien Unterlagen wie Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder Pflegenachweise abgegeben worden.

„Immer mehr Kunden lassen sich telefonisch beraten oder nutzen das Onlineportal ,Meine AOK‘, um ihre Angelegenheiten zu klären. Wir passen uns daher den veränderten Gewohnheiten und Bedürfnissen an und fokussieren unsere persönliche Beratung auf die Geschäftsstellen in Kulmbach, Bayreuth, Pegnitz und Bad Berneck“, erläuterte Linhardt die Strategie. Die wöchentlichen AOK-Sprechtage in den Rathäusern Speichersdorf, Weidenberg, Gefrees sowie Creußen werden deshalb zum 31. Dezember 2022 beendet. Die Bürgermeister seien im Vorfeld informiert worden.

Die Betreuung an den Sprechtagen erfolgte bislang durch Mitarbeiter der Geschäftsstellen Pegnitz und Bayreuth. „Die persönliche Betreuung und der gute Service haben bei uns weiterhin einen sehr hohen Stellenwert“, versicherte Linhardt. Gerne könnten die Kunden einen Termin in den Geschäftsstellen Pegnitz und Bayreuth vereinbaren, auch eine telefonische Auskunft sei möglich. Einen Rückzug aus der Fläche sieht die AOK hingegen nicht. „Mit den zahlreichen Geschäftsstellen bleiben wir die Krankenkasse mit den mit Abstand meisten Standorten in der Region.“ Alle Mitbewerber hätten sich längst zurückgezogen.

Auch in Pottenstein sei vor Corona ein Sprechtag vorgehalten worden. Dieser fand in den Räumen der Sparkasse statt, wird aber aktuell nicht angeboten. Die durchschnittliche Zahl der Kunden an den Sprechtagen könne man nicht verallgemeinern: Die Bandbreite reiche von einem einzigen Besuch bis zu zehn Kundenkontakten.

Die Entscheidung stößt auch auf Kritik. „Wir bedauern es sehr, dass sich die AOK mit ihren Sprechtagen aus dem ländlichen Raum zurückzieht“, sagte der Speichersdorfer Bürgermeister Christian Porsch (UBV) auf Anfrage unserer Zeitung. Die Sprechzeiten im Rathaus seien vor der Corona-Pandemie rege genutzt worden. Es wäre besser gewesen, wenn die AOK nach Ende der Pandemie die Sprechtage wieder hätte aufleben lassen, um zu sehen, wie das Interesse daran ist. Viele ältere Menschen hätten Probleme mit dem Internet, könnten deshalb auf diesem Weg nicht mit der Krankenkasse in Kontakt treten, bedauerte Porsch.

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