Keine EU-Grenzen mehr in der Bayernliga

Von Richard Reinl
Einziger ausländischer Spieler beim EV Pegnitz für die anstehende Saison ist Aleksandrs Kercs aus Lettland. Die Möglichkeiten, EU-Ausländer unbegrenzt zu holen, wollen die Pegnitzer nicht nutzen. Foto: Andreas Beil Foto: red

Man stelle sich vor, der EV Pegnitz tritt künftig in der Bayernliga mit 20 Tschechen an. Nicht möglich? Theoretisch schon, denn der Bayerische Eissportverband (BEV) hat auf Antrag des Bezirksligisten EV Berchtesgaden kurzfristig seine Satzung ändern müssen. Und somit dürfen ab sofort EU-Ausländer oder Spieler gleichgestellter Nationalitäten in unbegrenzter Anzahl eingesetzt werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

War bislang im Bereich des BEV nur der Einsatz eines transferkartenpflichtigen Spielers aus dem Ausland und eines Berufsspielers pro Team zugelassen, so musste der Verband jetzt wegen des Gleichstellungsrechts EU-Bürger von der Ausländerregelung ausnehmen. Die Verantwortlichen der Bayernliga-Vereine und auch EV-Pegnitz-Chef Steffen Rein regen sich über diese Neuregelung auf. Dabei geht es vor allem um den Zeitpunkt – allenthalben ist die Kaderbildung für die neue Saison weitgehend abgeschlossen –, aber die Kritiker sehen auch eine Bevorzugung grenznaher Vereine. Für Rein ist ein anderer Aspekt noch wichtiger: „Letztendlich wird damit die Nachwuchsarbeit torpediert“, klagt er. „Die vor Jahrzehnten eingeführte Selbstbeschränkung, als die Nationalmannschaft wegen der Überfrachtung der Spitzenvereine mit Ausländern in die B-Konkurrenz abgerutscht war, ist so wieder aus den Angeln gehoben.“

Selbstbeschränkung der Vereine?

Eile sei geboten, um mit Gegenmaßnahmen ein Aufrüsten der Mannschaften zu verhindern. Deshalb hat der Memminger Sportdirektor Sven Müller auch schon allen Bayernligaklubs umgehend eine Selbstverpflichtungserklärung zugeschickt. Fünf Vereine haben demnach mit ihrer Unterschrift auch schon festgelegt, mit maximal zwei Ausländern, also einem mehr als bisher erlaubt, in die Saison zu starten. Auch die Ice Dogs werden das Schriftstück unterzeichnen, obwohl sich Rein über die Freigabe eines zweiten Ausländers wundert.

Die befürchtete Lawine losgetreten hat Rupert Kellerbauer, der Vize-Chef des EV Berchtesgaden. Der Rechtsexperte nahm sich die BEV-Satzung vor, nachdem er das Angebot eines slowakischen Spielers, zum EVB zu kommen, hatte ablehnen müssen, weil der EVB schon einen Österreicher unter Vertrag hat, der nur wenige Kilometer hinter der nahen Grenze wohnt. Kellerbauer: „Wir reden immer von der EU und Integration. Warum gilt das im Sport nicht? Rein rechtlich stellt die Ausländerbegrenzung in der Satzung des BEV eine Diskriminierung von EU-Ausländern dar, die mit Unionsrecht nicht vereinbar ist.“

Die Berchtesgadener riefen das Ständige Schiedsgericht des Deutschen Eishockeybundes (DEB) an und bekamen Recht. Das bedeutet, dass es ab sofort keine Beschränkung für die Verpflichtung von EU-Ausländern oder Spielern gleichgestellter Nationalitäten mehr gibt und diese in unbegrenzter Anzahl eingesetzt werden dürfen.

EVP-Vorsitzender fürchtet Lawine ab 1. Dezember

Für Rein bleibt nur die Hoffnung, dass alle Bayernligisten die Selbstbeschränkung unterschreiben, wie sie etwa auch in der DEL 2 oder in der Oberliga gilt: „Wenn das nicht gelingt, ist die Lawine nicht mehr aufzuhalten, spätestens ab dem 1. Dezember, wenn die Vereine nachrüsten können.“ Aktuell zumindest schließt der EVP, der als einzigen Ausländer den Letten Aleksandrs Kercs in seinen Reihen hat, weitere Neuverpflichtungen aus. rr

INFO: Am 7. Oktober geht die Bayernliga für den EV Pegnitz mit dem Spiel beim ESV Buchloe los. Erster Heimspielgegner ist zwei Tage später der TSV Peißenberg. Fünf Testspiele sind vereinbart, das erste für den 9. September beim EHC Erfurt.

Bilder