Kein guter Anschluss Telefonzellen weg, gutes Netz fehlt

Kerstin Goetzke
Hier hängt noch ein Telefon – an der Touristeninfo in der Hauptstraße in Pegnitz. Foto: tz/Klaus Trenz

In den meisten Orten der Region sind sie schon verschwunden. Ende Januar sind öffentliche Telefone endgültig Geschichte. Nur: Mobilfunk gibt’s noch nicht überall.

 
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Argumente, die bei der Abschaltung der restlichen Telefonzellen für das Bundesgebiet gelten, lassen sich auch auf die Fränkische Schweiz und den Raum um Pegnitz und Auerbach übertragen, wie eine Stichprobe der Redaktion zeigt- und das, obwohl es an einigen Stellen noch mit dem Ausbau des Mobilfunknetzes hapert.

Der Bedarf an öffentlichen Telefonen war deutschlandweit seit Jahren schon stark rückläufig. Öffentliche Telefonstellen werden dementsprechend schon länger einvernehmlich mit den Kommunen rückgebaut, erklärt Lena Raschke, Pressesprecherin der Telekom. Diese würden rund vier Wochen vor dem Rückbau der Telefonzellen informiert. „Mehr als 90 Prozent der ehemals über 160.000 öffentlichen Telefone wurden bereits abgebaut. Verblieben sind noch rund 12.000 öffentliche Telefone, die nun ebenfalls abgeschaltet werden“, so Raschke weiter, die keine detaillierten Zahlen zur Region liefern kann.

Tüchersfeld: Seit neun Jahren ohne Telefon

Ähnlich ist es in Pottenstein: Die letzte Telefonzelle ist in Tüchersfeld bereits 2014 abgebaut worden, erklärt Bürgermeister Stefan Frühbeißer auf Anfrage der Redaktion. Schon damals blieb der große Beschwerdesturm aus, vereinzelten Kritikern entgegnete die Telekom, dass die Telefonzelle ohnehin kaum genutzt wurde, erinnert sich der Rathauschef.

Ab dem 21. November 2022 wurde nun damit begonnen, die Münzzahlung bundesweit zu deaktivieren. Bis voraussichtlich Ende Januar wird auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Service eingestellt.

3000 kleine Antennen bleiben stehen

Rund 3000 Standorte würden als sogenannte „Small Cells“, also kleine Antennen für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunks, ohne öffentliche Telefonfunktion weiter genutzt. Die Entscheidung, welche Standorte das sind, sei allerdings noch nicht gefallen.

Ein Blick auf die Mobilfunk-Ausbau-Karte der Telekom zeigt, dass sich das in der Region lohnen könnte: In beziehungsweise um Tüchersfeld, Nankendorf und Löhlitz bestehen nach wie vor weiße Flecken. Das heißt, dass dort nicht einmal 2G-Empfang vorhanden ist. 2G/GSM/GPRS/Edge ist die langsamste Frequenz, auf der Mobilfunk funktioniert.

„Der schlechte Empfang in Tüchersfeld ist der Topografie geschuldet“, zeigt sich Frühbeißer verständnisvoll. Er wisse, dass es bereits Grundstücksverhandlungen zwischen Mobilfunkbetreibern und Privatleuten gab. Mittelfristig sollen Funkanlagen ergänzt werden und dort für besseres Handynetz sorgen.

Waischenfeld: Seit vielen Jahren keine Telefonzellen mehr

4G und LTE - eine Stufe besser als 2G, was den Empfang angeht - fehlen stellenweise unter anderem im Raum Steinamwasser, Ranzenthal und Ohrenbach, in Pottenstein und Teilen von Waischenfeld. Der Bürgermeister des Wiesentstädtchens, Thomas Thiem, antwortet auf Anfrage: „Ich denke, wir haben keine Telefonzelle mehr im Stadtgemeindegebiet.“ Die letzten Telefonzellen in Waischenfeld seien bereits vor „vielen Jahren“ abgebaut worden.

Ein Großteil seiner Kommune sei bereits abgedeckt. In Waischenfeld wurde erst im Dezember 2022 ein neuer Funkturm der Deutschen Telekom fertiggestellt und in Betrieb genommen. „Wir arbeiten zusammen mit den Mobilfunkanbietern an der Beseitigung der weißen Flecken“, so Thiem, der sowohl die Mobilfunk-Versorgung von Bürgern als auch von Touristen im Blick hat. Insgesamt sei er im Moment mit der Mobilfunkversorgung noch nicht zufrieden.

Funklöcher in Volsbach, Kirchahorn und Neumühle

In der Nachbargemeinde Ahorntal sind Bürgermeister Florian Questel keine Standorte für Telefonzellen bekannt, obwohl es auch dort Funklöcher gibt: unter anderem in Volsbach, Kirchahorn und Neumühle, wie er bestätigt. „Da genau dort Standorte sind, die häufig von Menschen besucht werden, also Gastwirtschaften und Gemeindezentrum, haben sich in der Vergangenheit immer wieder Menschen über diese Lücken beschwert. Es gibt aber auch Stimmen, die genau das suchen. Mein subjektives Empfinden ist aber, dass es sich hierbei um eine Minderheit handelt“, antwortet er auf die Anfrage der Redaktion. Alle Netzbetreiber bauen ein Drittel der Standorte und stellen den übrigen die Infrastruktur zur Mitnutzung zur Verfügung, betont die Telekom-Sprecherin: „Daneben läuft selbstverständlich der Eigenausbau eines jeden Netzbetreibers nach deren Qualitätsmerkmalen und Prioritäten.“

INFO: Restguthaben von Telefonkarten können unter https://tkc.telekom-dienste.de/guthaben-einloesen übertragen werden.

Mobilfunk-Abdeckung
Aktuell betreibt Vodafone 177 Mobilfunkstationen in den Landkreisen Bayreuth, Amberg-Sulzbach und Nürnberger Land sowie der Stadt Bayreuth. „Somit bestehen in besiedelten Gebieten jetzt so gut wie keine Mobilfunk-Funklöcher im Vodafone-Netz mehr. Mit seinem mobilen Breitbandnetz LTE erreicht Vodafone mehr als 98 Prozent der Bevölkerung“, teilt Konzernsprecher Volker Petendorf mit.
 
Zwei neue Mobilfunkstationen sollen unter anderem bis Mitte des Jahres in Auerbach und Hirschbach hinzu kommen. Zudem sollen etwa 20 Mobilfunkstationen erstmals zu 5G-Standorten aufgewertet werden. 5G ist der derzeit höchste Standard beim Mobilfunk.
 
Im Landkreis Bayreuth betreibt Vodafone derzeit 57 Mobilfunkstandorte: Davon sind 54 Mobilfunkstandorte auch mit LTE-Technologie ausgerüstet. 26 Mobilfunkstandorte sind mit der 5G-Technologie ausgerüstet. Diese befinden sich unter anderem in Pegnitz (drei Standorte), im Veldensteiner Forst, in Creußen (je zwei), Pottenstein, Aufseß und Hollfeld sowie im Lindenhardter Forst (je einer). Neun Standorte funken mit 5G+ (1 Gbit/s).
 
Bis Mitte des Jahres soll es in sieben Kommunen 5G-Erweiterungen geben, darunter an einem Standort in Betzenstein und an zwei Standorten in Pegnitz.41 Mobilfunkstandorte, die auch mit LTE ausgestattet sind, betreibt Vodafone im Landkreis Amberg-Sulzbach aktuell. 23 sind mit 5G-Technologie ausgerüstet, unter anderem in Sulzbach-Rosenberg (drei), Auerbach und Edelsfeld (je einer). Neun davon funken mit 5G+.
 
Im Landkreis Nürnberger Land betreibt Vodafone momentan 52 Mobilfunkstandorte, 50 von ihnen sind mit LTE-Technologie ausgerüstet. 29 haben 5G-Technologie, sie finden sich unter anderem in Hartenstein, Vorra, Neuhaus (je einer) sowie Lauf (zwei). Fünf Standorte verfügen über 5G+. Ein Ausbau ist im Jahr 2023 nicht für das Verbreitungsgebiet vorgesehen.

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