Kay Kuhlen im Raubfisch-Interview Fisch-Experte zum Hofgarten-Waller: "Fremdbesatz ist absolut denkbar"

Der Videoclip vom Sonntag zeige "eindeutig" einen Waller, sagt Kay Kuhlen von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken. Im Interview schätzt der Experte, wie alt der Fisch ist, wo er herkommt, wie viel er fressen muss - und verrät sein liebstes Waller-Rezept.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Herr Kuhlen, was zeigt der Videoclip von Mario Mönch?
Kay Kuhlen: Das ist ganz eindeutig ein Waller. Den erkennt man an Maul, Körperform und Barteln. Ich kann aber nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um den heimischen Waller – den europäischen Wels – oder um einen Vertreter einer anderen Art handelt. Was mich allerdings wundert, ist, dass er nach dem Finger geht.

Warum?
Kuhlen: Waller sind eigentlich eher scheu. Die flüchten, wenn sie eine große Silhouette am Ufer sehen. Dass dieser Waller auf den Filmer zukommt, ist daher ungewöhnlich.

Wie erklären Sie dieses Verhalten?
Kuhlen: Denkbar ist, dass das viele Füttern der Wasservögel im Kanal auch die Fische beeinflusst: Sie legen ihre natürlichen Fluchtreflexe ab und kommen sogar ran, wenn sie einen Menschen sehen.

Der Waller im Clip soll 70 bis 80 Zentimeter lang sein. Wie alt muss ein Waller sein, um diese Länge zu erreichen?
Kuhlen: Ungefähr drei bis vier Jahre, wenn er ständig in Teichwirtschaft gehalten wird. In diesem Sinn ist der Hofgarten-Kanal ein großer Teich. In einem offenen Gewässer bräuchte ein Waller länger, ehe er diese Größe erreicht.

Es ist also denkbar, dass ein Waller im Hofgarten-Kanal diese Größe erreicht?
Kuhlen: Prinzipiell: ja. Aber nur, sofern der Kanal in diesem Zeitraum nicht oder nicht komplett abgefischt wird.

Was frisst so ein Waller ?
Kuhlen: Der Waller ist ein Raubfisch. Der ernährt sich im Prinzip von allen Fischen, die in sein Maul passen – Schleien, Karpfen, Friedfische – alles.

Wie viel frisst er?
Kuhlen: Da gibt’s in der Literatur einige Berechnungen. Im Jahr muss ein Waller demnach zehn bis 15 Kilo fressen, um ein Kilo zuzunehmen.

Wo könnten die Hofgarten-Waller herkommen?
Kuhlen: Von überall her, wirklich. In den Teichen der Fischereifachberatungen tauchen regelmäßig Fremdfische auf – Aquarienfische, auch Schildkröten. Es ist absolut denkbar, dass im Hofgarten-Kanal Fremdbesatz stattfindet.

Manche Kurier-Leser mutmaßen, es werde nachts im Hofgarten geangelt …
Kuhlen: Abwegig ist das nicht, aber ich habe noch nie davon gehört. Aber wenn sie die Fischereivereine fragen: In der Region sind jede Menge Schwarzangler unterwegs.

Kann der Waller im Hofgarten-Kanal größere Schäden anrichten?
Kuhlen: Nein, das glaube ich nicht. Der wird bei der nächsten Abfischung rausgeholt, und dann ist gut. So ein Waller ist ja nichts Unnatürliches. Der ist ein Beifisch im Teich – so wie Hecht und Zander auch. Das stellt eigentlich kein Problem dar.

Größere Verluste unter Weißfischen und Stockenten erwarten Sie also nicht?
Kuhlen: Nein.

Zu guter Letzt: Verraten Sie uns zuletzt Ihr liebstes Wallerrezept?
Kuhlen: Klar – ich bin ein großer Dill-Fan. Deshalb mag ich am Liebsten Wallerstücke in Hufeisenform mit einer leckeren Dillsauce. Ob der Waller gedünstet oder leicht angebraten und dann gegart wird, ist gar nicht so wichtig. Schmeckt beides super.

Das Gespräch führte Christophe Braun

Unsere eigene Waller-Jagd verlief übrigens weniger erfolgreich:
 

Autor

Bilder