Damit die deutsche Industrie am künftigen Geschäft im All mitverdienen kann, brauche es doppelt so viel Geld von der Bundesregierung wie bisher. Das zumindest fordert der Bundesverband Deutscher Industrie (BDI). Statt aktuell knapp 300 seien 700 Millionen Euro nötig. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vertröstete die Industrie zuletzt noch. Er könne nicht mehr Geld versprechen, sagte der CDU-Politiker beim "Weltraumkongress" in Berlin.
Anders als der Abbau von Rohstoffen ist das machtpolitische Gerangel um die All-Macht bereits in vollem Gange. Dabei geht es vor allem um den Schutz kritischer Infrastruktur. "Wenn Sie durch Berlin laufen, stehen vor jeder Botschaft Wachmänner", sagte Hammer. Auch Atomkraftwerke werden geschützt. Nur im All sei es anders: "Wir haben im Moment im Weltraum Infrastruktur, die vollkommen ungeschützt ist", betonte Hammer. Von dieser Infrastruktur hängen wir demnach auf der Erde ab. Und sie könne das Ziel feindlicher Attacken werden.
Die EU hat schon ein eigenes Navigationssystem namens Galileo entwickelt. Die USA etwa können in ihren GPS-Systemen ganze Regionen einfach ausblenden, sagte der CDU-Politiker Thomas Jarzombek, der die deutsche Luft- und Raumfahrt für die Bundesregierung koordiniert. Wenn die USA also nicht wollen, dass jemand ein bestimmtes Gebiet auf einer Karte sieht, dann sieht er es auch nicht. "Wenn man eine robuste Auseinandersetzung hat, braucht man ein eigenes System", ergänzte Jarzombek. Gemeint sind Krisen, Konflikte und Kriege.
Statt mehr Geld für europäische Projekte dieser Art auszugeben, wird es einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge wohl weniger Mittel geben: Die Bundesregierung will demnach der europäischen Raumfahrtagentur Esa die Gelder kürzen. Die große Koalition setzt künftig verstärkt auf rein deutsche Vorhaben und weniger auf europäische Gemeinschaftsprojekte: Laut einem Antrag der Bundesregierung sollen der Esa bis zu 80 Millionen Euro pro Jahr weggenommen und deutsche Raumfahrtprogramme mit rund 12 Millionen Euro mehr gefördert werden.
Das Bundeswirtschaftsministerium widerspricht dieser Darstellung. Auch andere Ministerien zahlten in das Esa-Budget ein; dieses werde auch 2020 ungefähr gleich bleiben.
Zurück zum Weltraumbahnhof Rostock und einem Missverständnis: Dort sollen keine "Space-Shuttles" ins All geschossen werden, betonte eine Sprecherin des Energieministeriums. Es gehe um Starts von kleinen Trägerraketen, die ebenso kleine Satelliten transportierten. Ob der Flughafen Rostock-Laage dafür in Frage komme, solle ein Gutachten bis 2020 prüfen. Die Sprecherin betonte aber: "Es handelt sich keinesfalls um ein deutsches Cape Canaveral."