Kalle Kalima kennt keine Genre-Grenzen: Finne mischt Sibelius mit Ry Cooder Jazz und Jippieya-yeah!

Von Susanne Will
Kalle Kalima, Greg Cohen und Max Andrzejewski im Bechersaal. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es ist ganz schön mutig, ein Jazz-Konzert mit einem Kontrabass-Solo zu beginnen. Mit dem ersten Ton markierte das Trio "Kalle Kalima" im Bechersaal sein ganz eigenes Territorium. Kalle Kalima an der Gitarre, Greg Cohen am Bass und Max Andrzejewski am Schlagzeug zeigen nicht den Hauch von Scheu: Sie mixen Jean Sibelius mit Johnny Cash und würzen mit einer Prise "Oh my Darling". Und das ziemlich abgedreht. Es wundert eigentlich, dass  Quentin Tarrantino sie nicht schon längst als Musik-Macher für seine Filme entdeckt hat.

 
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Für das Solo zu Beginn hätte Bassist Cohen sofort lauten Applaus kriegen müssen, doch das, was da von der Bühne zu hören war, mussten die Zuhörer im vollbesetzten Bechersaal erst einmal einordnen. Kalle Kalima, Kopf der Truppe, studierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki. Und kennt keine Genre-Grenzen. So lässt er Sibelius' "Jäger-Marsch" nur noch den Takt, dimmt das Stück dann derart herunter, dass es zur lässigen, beruhigenden Hommage an Ry Cooder wird.

Ob das John Wayne gefallen hätte?

Paris, Texas, Alamo: 1836 kämpften Texaner ums Fort Alamo, die Mexikaner gewannen. Diese Schlacht wurde verfilmt und besungen - 1960 war es John Wayne, der Regie im Film  "Alamo" führte. Ob er allerdings mit der Kalima-Version von Komponist Dimitri Tiomkin einverstanden gewesen wäre, der damals die Filmmusik machte? Vermutlich nicht. Das wäre wohl einige Umdrehungen zu viel gewesen für  Wayne. Nicht zu viel für die Zuhörer, die sich auf alle auch noch so schrägen Umwege Kalle Kalimas einließen, die er rund ums Thema nahm.

High noon auf der Bühne

Es war zu jeder Zeit Highnoon auf der Bühne, unterbrochen mit charmanten Ansagen des jugendlichen Finnen, denen seit Samu Haber ("The Voice of Germany") vor allem die Frauen zu Füßen liegen. Geschlechterübergreifend hatte Kalima mit seinem Crossover-Jazz das Publikum im Griff - egal, ob mit einem rabaukigen Metal-Solo oder extravaganten Flageolett-Tönen.

Indianer im Kopfkino

Das Trio präsentierte sich äußerst homogen, keiner der drei zeigte Masturbations-Tendenzen: Es ging ums Gelingen des Ganzen, nicht um die Befriedigung des einzelnen. Und was Max Andrzejewski aus seinem Schlagwerk herausholte, setzte beim Zuhörer ein Kopfkino in Gang. Er malt Bilder - oder gab es einen, der bei den vielen Country-Songs keine Indianer hat reiten hören? Jippieya-yeah, my darling!

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