Käserei Alles andere als Käse

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Foto: Andreas Harbach Quelle: Unbekannt

KOMMENTAR. Auch ein genossenschaftlich organisierter Konzern ist kein Wohlfahrtsverein. Und so werden sie sich bei Bayernland, wozu die Käserei Bayreuth seit 2009 gehört, gut überlegt haben, rund 55 Millionen Euro in eine neue Schnittkäseproduktion zu investieren. Mitte 2021 soll am Stadtrand die dann modernste Anlage dieser Art in Europa die Produktion aufnehmen.

 
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Begonnen wird mit dem Bau in einer Zeit heißer Diskussionen darüber, wie die Zukunft der Landwirtschaft hierzulande aussehen soll. Und die Zahlen, die Bayernland-Hauptgeschäftsführer Gerhard Meier nennt, stehen vom Ansatz her nicht für kleinteilig und regional.

900 Millionen Euro Gruppenumsatz macht der Konzern pro Jahr, exportiert seine Produkte zu gut 40 Prozent. Auch wenn ein guter Teil davon ins nahe Italien geht, insgesamt sind es doch 56 Länder, in die verkauft wird. Da wird also ein ziemlich großes Rad gedreht.

Und doch gibt es auch die andere Seite. Denn allein die Käserei Bayreuth hat rund 1000 Mitglieder. Alles keine Riesenbetriebe, die im vergangenen Jahr aber fast 450 Millionen Kilo Milch geliefert haben. Das sind rund 450 Millionen Liter, die vermarktet werden müssen. Und da tut man sich alleine nun mal schwer.

55 Millionen Euro sind viel Geld, und ganz ohne Risiko ist eine so hohe Investition natürlich nie. Aber die Gremien, in denen die Vertreter der Landwirte ja sitzen, haben sie einstimmig abgesegnet. Auch weil sie hoffen, dass die Erweiterung den Standort langfristig sichert. Was ja auch ein Beitrag zu mehr Regionalität ist.

Der Zuschlag für Bayreuth fiel wohl auch, weil die Mitarbeiter hier einen hervorragenden Ruf haben, wie Hauptgeschäftsführer Meier betont. Der Mozzarella von hier gewinne in Italien – also dem Mutterland dieser Käsespezialität – regelmäßig wichtige Preise.
Doch auch die Mitarbeiter in Kemnath verstehen ihr Handwerk, sagt Meier. Und trotzdem müssen sie die Kröte der Zentralisierung schlucken – ihr Standort wird im Laufe des Jahres 2021 geschlossen. Immerhin: Sie alle haben ein Jobangebot für Bayreuth bekommen.

Finanzielle Nachteile, die durch den Wechsel entstehen, werden ausgeglichen. Es ist ein gutes Zeichen, dass es zwischen dem Unternehmen und den Arbeitnehmervertretern bereits eine entsprechende Vereinbarung gibt – dass diese geräuschlos zustande gekommen ist, sagt auch einiges aus.

Für Bayreuth jedenfalls ist die Erweiterung der Käserei ein Gewinn und alles andere als Käse. Weil ein wichtiges Unternehmen in einer Zeit, in der überall von konjunktureller Eintrübung gesprochen wird und vor allem in der Autoindustrie und im Maschinenbau die Angst umgeht, ein deutliches Zeichen Richtung Zukunft setzt.

stefan.schreibelmayer@kurier.de

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