Der Anwalt sagte, sein Mandant habe auch für andere Botschaften gearbeitet: "Norwegen, Schweden und Holland. Aber hauptsächlich für Deutschland."
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl verurteilte die Festnahme des Botschaftsanwalts scharf. "Für uns ist das, was da geschehen ist, der größte anzunehmende Unfall", teilte Geschäftsführer Günter Burkhardt mit. Das Auswärtige Amt und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) müssten jetzt offenlegen, auf welchem Weg diese sensiblen Daten in die Türkei übermittelt worden seien und welche Recherchen der Anwalt vor Ort angestellt habe. Mindestens eine der beiden Behörden habe sich im Umgang mit den Informationen zu den Asylfällen "naiv" verhalten.
Die "Welt" (Freitag) berichtete, dass insgesamt 47 Türken betroffen seien, die in Deutschland Asyl beantragt hätten. Sie seien umgehend informiert worden. Das Bundesinnenministerium sprach von einer Zahl im "mittleren zweistelligen Bereich".
Die Anträge der Betroffenen würden jetzt unter Beteiligung des Sicherheitsreferats im Bamf einer "umgehenden asylrechtlichen Prüfung unterzogen", sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Steve Alter. Die Festnahme werde bei der Beurteilung berücksichtigt.
Außenminister Maas will den Fall des Anwalts auch zum Anlass nehmen, um sich im Gespräch mit seinem Kollegen Cavusoglu in Japan noch einmal für andere deutsche Staatsbürger einzusetzen, die in der Türkei - etwa wegen Terrorvorwürfen - inhaftiert sind. "Wir wollen, dass diese Fälle alle gelöst werden. Und solange das nicht der Fall ist, wird das immer etwas sein, was der Normalisierung des Verhältnisses entgegenstehen wird."
Zwei neue Fälle waren erst jetzt bekannt geworden: Seit dem 12. November sitzt ein Mann aus Köln wegen Terrorvorwürfen in Haft. Gegen eine Frau aus Hamburg wurde schon im Oktober eine Ausreisesperre verhängt. In beiden Fällen geht es auch um die Arbeit in pro-kurdischen Vereinen in Deutschland.
Nach offiziellen Angaben vom Freitag sitzen derzeit 60 Deutsche in türkischer Haft. 55 können das Land aufgrund von Ausreisesperren nicht verlassen. Die Zahlen hatten sich zuletzt erhöht. Noch im Februar lag die Zahl der in der Türkei inhaftierten Deutschen bei 47. Und noch Ende August war von 38 Bundesbürgern die Rede, die wegen einer Ausreisesperre in der Türkei festsäßen. Das Außenministerium erhebt allerdings nicht mehr öffentlich, wie viele Fälle "politisch" sind - bei denen es also etwa um Terrorvorwürfe oder Präsidentenbeleidigung geht.