Junge Philharmonie Orchester aus drei Länder geht im April auf Tournee

Die deutsch-französisch-ungarische Philharmonie steht unter der künstlerischen Leitung von Nicolaus Richter. Das Abschlusskonzert findet am 6. April, um 17 Uhr in der Stadtkirche Bayreuth statt. Foto: red

Zum ersten Mal seit fünf Jahren richtet das deutsch-französische Forum junger Kunst in Bayreuth vom 23. März bis 7. April wieder ein großes trinationales Musikprojekt aus. Schirmherrin ist Katharina Wagner.

 
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Nach fünf Jahren Zwangspause organisiert das deutsch-französische Forum junger Kunst wieder eine Orchesterakademie. Die 75 jungen Musiker und Musikerinnen kommen aus Deutschland, Frankreich und Ungarn. „Sie sind eine Woche in Bayreuth, um das Programm einzustudieren und dann auf Tournee unterwegs“, stellt Gert Dieter Meier, Vorsitzender des Vereins Internationales Jugendkulturzentrum, das Vorhaben in einem Pressegespräch vor.

Großzügige Förderer mit im Boot

Der Verein hätte das Großprojekt alleine nicht stemmen können. Daher ist Meier froh über die Förderer, allen voran das deutsch-französische Jugendwerk, die Oberfrankenstiftung und die Stadt Bayreuth, welche die Orchesterakademie und die Konzertreihe der deutsch-französisch-ungarischen Philharmonie überhaupt erst möglich machten. Die Bewerbungsphase begann im September vergangenen Jahres. Der künstlerische Anspruch ist hoch.

Interkultureller Dialog

Als Schirmherrin habe das deutsch-französische Forum junger Kunst Festspielleiterin Katharina Wagner gewinnen können, freut sich Meier. Die im Ausland weilende Katharina Wagner habe ein Grußwort übermittelt. Das Orchester werde in diesem Jahr seinen langjährigen Bruckner-Zyklus beenden. Daneben erklinge mit César Francks Symphonie in d-Moll „das wohl berühmteste Werk des französischen Komponisten“. Unter Nicolaus Richter, dem künstlerischen Leiter der Philharmonie, und anerkannten Professoren europäischer Konservatorien und Musikern professioneller Orchester als Dozenten, lebten die Teilnehmer „auch in diesem Jahr mit großer Leidenschaft und Talent den interkulturellen Dialog“, so Wagner. „Aus der Orchesterakademie sind zahlreiche Instrumentalisten hervorgegangen, die heute in renommierten Ensembles und Orchestern spielen“, heißt es in dem Grußwort weiter. Sie wünsche den Teilnehmern „eine spannende Probenphase und erfolgreiche Konzerte“.

Aufwendige Vorbereitungen

Die trinationale Orchesterakademie stellt für das Forum und Projektleiterin Monika Schröder durchaus einen fordernden Kraftakt dar, wie sie berichtet. Denn für große Symphoniekonzerte wird eine große Besetzung benötigt. Musik-Studenten und Absolventen in allen drei Ländern mussten angefragt, ihre Anreise und Unterbringung organisiert werden. Auch eine Dolmetscherin, die alle drei Sprachen spricht, wurde gefunden. Ein Großteil der Bewerbungen sei per Video eingereicht worden, so Schröder. 42 deutsche, 21 französische und zwölf ungarische Streicher, Harfenisten, Bläser, Bassisten und mehr Instrumentalisten sind unter einen Hut zu bringen, um einen harmonischen Klangkörper zu formen.

Vier Konzerte gibt die junge Philharmonie

Dies wird die Aufgabe von Nicolaus Richter sein, der mit den Teilnehmern im Alter von 18 bis 35 Jahren zwei Werke einstudieren und als Dirigent aufführen wird. Das werden die Symphonie in d-Moll von César Franck und Anton Bruckners 6. Symphonie in A-Dur sein. Nach der Probenphase brechen die Musikerinnen und Musiker zu einer Konzertreise nach Straßburg, Hof und Berlin auf. Das Abschlusskonzert in der Stadtkirche Bayreuth wird vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet und später ausgestrahlt.

Über 30 Jahre lang künstlerischer Leiter

Nicolaus Richter ist seit 36 Jahren der künstlerische Leiter des deutsch-französischen Forums. Darüber hinaus leitete er 35 Jahre lang die Musikschule der Stadt Bayreuth. In den Jubiläumsjahren 2011 (Franz Liszt) und 2013 (Richard Wagner) war er zudem Kulturbeauftragter der Stadt Bayreuth.

Richter studierte Violine an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln und spielte in Orchestern in Bonn, Köln und Düsseldorf. In jungen Jahren habe es ihn nach Bayreuth verschlagen, wo er im Bayreuther Festspielorchester mitspielte, erläutert Richter. Dort habe er Erfahrungen mit berühmten Dirigenten wie Karl Böhm, Horst Stein, Pierre Boulez, Colin Davis und Carlos Kleiber sammeln dürfen. Seit Jahren engagiert er sich für den musikalischen Nachwuchs im In- und Ausland. Dafür wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Chevalier dans l’ordre des Art des lettres ausgezeichnet. Darüber hinaus war er der Präsident des Richard-Wagner-Verbandes Bayreuth und ist Vizepräsident des internationalen Richard-Wagner-Verbandes.

Maja Rieger an der Harfe

César Francks Symphonie bezeichnete er in dem Gespräch als „die romantische Symphonie schlechthin“. Im Orchester werde eine junge Bayreuther Nachwuchsmusikerin auftreten – die Harfenistin Maja Rieger, Siegerin beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im Jahr 2023.

Anton Bruckners 6. Symphonie sei vom Komponisten zu Lebzeiten als seine „keckste“ beschrieben worden. Diese sei Wegbereiter für Bruckners monumentale Symphonien 7, 8 und 9 gewesen. Dennoch habe sie sich erst einen festen Platz in den Repertoires großer Orchester erkämpfen müssen. Im Finale ein Bezug zu Bayreuth: kurz leuchte hier der Anfang von Isoldes Liebestod aus Wagners „Tristan und Isolde“ auf. Die Philharmonie habe bisher alle anderen Bruckner Symphonien erarbeitet, „jetzt schließt sich der Kreis“.

Das deutsch-französische Forum junger Kunst widmet sich seit langem dem interkulturellen Dialog und sprachlichen Austausch. Darstellende Kunst, Pantomime, Tanz, Musik und Musiktheater stehen im Mittelpunkt. Die Zusammenarbeit mit Ungarn wurde im Jahr 2017 eingeleitet. Bewusst solle ein „Gegenpol zu aktuellen politischen Strömungen“ dort gesetzt werden, so Meier, um die Völkerverständigung in Europa voranzubringen.

INFO: Proben: 23. bis 30. März im Internationalen Jugendkulturzentrum und im WWG > Tournee: 31. März bis 7. April mit Konzerten in Strasbourg, Hof, Berlin, Bayreuth > Konzerte: 1. April, 20 Uhr, Auditorium Consérvatoire de Strasbourg, 2. April, 19.30 Uhr, Freiheitshalle/Festsaal, Hof, 4. April, 20 Uhr, Berliner Dom, 6. April, 17 Uhr, Evangelische Stadtkirche Bayreuth, Dauer: circa 100 Minuten > Programm: César Franck – Symphonie in d-Moll; Anton Bruckner, Symphonie Nr. 6 in A-Dur

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