Thema Krankenkassen: Unsauberer Wettbewerb

Von Peter Rauscher

Junge Leute, die demnächst ins Berufsleben einsteigen, werden gerade jetzt umschwärmt von Krankenkassen, die neue Mitglieder gewinnen wollen. Sie sind gesund, leistungsfähig, haben das ganze Versichertenleben noch vor sich – im Versicherungsdeutsch sind das „gute Risiken“, die Geld bringen und wenig kosten.

 
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Dass Krankenkassen sich um diese jungen Leute reißen, ist in Ordnung und Ausdruck eines funktionierenden Wettbewerbs. Dass professionellen Mitgliedswerbern mit finanziellen Einbußen gedroht wird, wenn die von ihnen beigebrachten Neukunden gleich krank werden und die Kasse teuer kommen, ist aber nicht in Ordnung. Und erst recht nicht, dass einige Kassen versuchen, alte, chronisch kranke Versicherte mit unsanften Mitteln loszuwerden. Einzelfälle, wie die Kassen beteuern? Vielleicht. Andererseits haben Alte und chronisch Kranke immer wieder Probleme, von den Kassen zu bekommen, was wirklich medizinisch notwendig wäre.

Bedenkliche Praktiken, die allesamt gegen den Grundgedanken der solidarischen Krankenversicherung verstoßen. Da reicht kein Rüffel des Bundesversicherungsamtes, es bräuchte wirksame Sanktionen.

Die amtlichen Aufseher gewähren diesen Einblick in die Abgründe der Versicherungsbranche einen Tag, nachdem Gesundheitsminister Bahr erneut die Aufhebung der Trennung von privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen propagiert hat. Klingt ja gut und richtig liberal: Auch wer weniger verdient, soll nach Auffassung der FDP frei zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung wählen können. Allerdings würden Privatversicherungen viel teurer, wenn auch sie – wie jetzt die gesetzlichen Kassen – keine Rosinenpickerei mehr betreiben könnten, sondern Kranke oder gesundheitlich Vorbelastete aufnehmen müssten. Darüber hat Bahr kein Wort verloren. Auch der Wahlkämpfer scheut das Risiko.