Vor elf Jahre kam sie als Springerin in die Jugendherberge Bayreuth. Im Juni 2012 übernahm Anja Kurth die Leitung. Jetzt verlässt sie aus gesundheitlichen Gründen die Einrichtung.
Bayreuth - Knapp zehn Jahre hat sie die Jugendherberge in Bayreuth durch Höhen und Tiefen geleitet. Nun verlässt Anja Kurth die Einrichtung. Aus gesundheitlichen Gründen, wie sie sagt. Sie wolle sich anders aufstellen und wieder eine Art Alltag in ihr Leben bringen. Aber, betont sie ausdrücklich: Sie scheide nicht im Bösen. Dafür mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Und die gute Nachricht: Die Brandenburgerin wird auch weiterhin in Bayreuth wohnen.
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Es sei eine schöne und erlebnisreiche Zeit gewesen, mit einem tollen Team, dem sie gerne angehört habe, sagt Kurth. Nun bereite sie mit ihrem Stellvertreter Rolf Schmidek die Übernahme vor. Und drücke ihm fest die Daumen, ihr Nachfolger zu werden als „Betriebsleiter/Hotelleiter“ eines 180-Betten-Hauses mit rund 30.000 Übernachtungen im Jahr und einem aktuell 21-köpfigen Team, „das täglich Hand in Hand“ arbeite, wie es in der Stellenausschreibung des bayerischen Jugendherbergswerks heißt. Wer sich für diese Vollzeitstelle bewerben will, hat noch Zeit bis zum 21. Februar.
Im Mai 2011 war Anja Kurth als Springerin nach Bayreuth gekommen. Ein Jahr später, am 1. Juni, übernahm sie die Leitung der Bayreuther Jugendherberge. Und damit die Herausforderung, die mit der Planung und dem Bau der neuen Inklusions-Jugendherberge auf sie zukam.
Das bundesweit einmalige Angebot eines Integrationshauses, wie sie die neue, elf Millionen Euro teure Jugendherberge bezeichnet, stand unter keinem guten Stern. Im Juni 2017 eröffnet, musste das Haus im November bereits wieder geschlossen werden. Bauliche Mängel hatten einen Wasserschaden verursacht, der die sofortige Schließung für mehrere Monate erzwang.
Ein falsch eingebautes Ventil war geplatzt und hatte den Zentralbereich des Gebäudes unter Waser gesetzt. Die Folge: Der betroffene Bereich muss entkernt, Wasser aus Boden und Betonwänden gezogen werden. Der Termin für die Wiedereröffnung, April 20128, konnte nicht gehalten werden. Erst im August waren die Sanierungsarbeiten weitestgehend abgeschlossen.
Der nächste Schreck für Kurth und ihr Team dann im Februar 2020: Im Bereich der Küche werde zwei nasse Stellen entdeckt, an denen unkontrolliert Wasser ausgetreten und im gefliesten Boden versickert ist. Wieder müssen Handwerker anrücken, wieder müssen Böden und Wände geöffnet und saniert werden. Die Küche wird in einen Container ausgelagert. Ursache auch in diesem Fall: ein undichtes Ventil. Erst im Februar 2021 kann die Küche in das Gebäude zurück.
„Wir sind durch mehrere Krisenzeiten gegangen in diesen zehn Jahren“, sagt Anja Kurth. Denn zusätzlich zu den Baustellen im Haus, die den Betrieb lahmgelegt oder gemindert haben, kam noch die Corona-Pandemie. Wieder Schließung und Kurzarbeit für die Mitarbeiter, die erst im kommenden März endet. Aber, betont Kurth: „Unser Arbeitgeber hat uns in all den Zeiten über Wasser gehalten. Niemand wurde in diesen Krisenzeiten ausgestellt.“
Normale Zeiten sind noch nicht wieder eingekehrt. Aber immerhin konnten Kurth und ihr Team im vergangenen Jahr 16.000 Gäste in der Jugendherberge begrüßen. Obwohl diese nur sechs Monate lang geöffnet hatte. In erster Linie seien Familien abgestiegen, aber auch Geschäftsreisende und Veranstaltungsteilnehmer. Vermisst habe sie hingegen jene Gäste, die einen großen Teil der Besucher ausmachen: Die Schulklassen. Ihrem Nachfolger oder Nachfolgerin drückt sie ganz fest die Daumen, dass diese in diesem Jahr wieder zurückkommen. Damit wieder Normalität einzieht in Bayerns modernste Jugendherberge.
