Jugendämter Dutzende Kinder suchen in Thüringen Pflegeeltern

Anna König (Name geändert) schaut sich eine selbst gemalte Karte von ihrem Pflegekind an. Foto: Jacob Schröter/dpa/Symbolbild

In Thüringen leben über 2000 Kinder bei Pflegeeltern. Doch die Jugendämter suchen weiter händeringend nach Familien, die sich das Leben mit einem Pflegekind vorstellen können.

 
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Erfurt (dpa/th) - Die Thüringer Jugendämter suchen aktuell für Dutzende Kinder geeignete Pflegefamilien. Alleine in Erfurt müssen zehn Kinder vermittelt werden, im Wartburgkreis sind es neun, im Unstrut-Hainich-Kreis acht. Insgesamt berichteten die 14 Kreise und kreisfreien Städte, die an einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur teilnahmen, von knapp 70 Kindern, für die derzeit gesucht werde. Aus acht Kommunen fehlten Angaben.

"Der Bedarf an neuen Pflegeeltern ist riesig", heißt es etwa aus dem Erfurter Jugendamt. Man brauche einen großen Pool an potenziellen Eltern, um die Kinder bestmöglich vermitteln zu können. Ähnlich klingt das bei fast allen anderen Kommunen. Zum einen steige die Zahl der Kinder, für die eine Familie gesucht werde. Zum anderen gebe es weniger Familien, die sich diese Aufgabe zutrauten.

In Thüringen lebten nach Angaben des Bildungsministeriums zuletzt über 2000 Kinder in Pflegefamilien. Die Zahl stieg demnach in den vergangenen zehn Jahren deutlich an. Die Stadt Gera berichtete etwa von einem Anstieg von 85 auf 122 Kinder binnen sechs Jahren. Und im Landkreis Greiz verdreifachte sich die Zahl der Pflegekinder binnen 20 Jahren auf 106 im März 2024.

Belastung bei den Herkunftsfamilien steigt

"In den letzten Jahren ist eine zunehmende Tendenz in der Vollzeitpflege zu verzeichnen", hieß es etwa aus dem Weimarer Land. Ähnliches berichtete der Kyffhäuserkreis: "Die Herkunftsfamilien sind häufiger hoch belastet und somit steigt auch die Zahl der betroffenen Kinder, die eine Pflegestelle für Kurzzeit oder auf Dauer suchen."

Als Gründe für den Mangel an neuen Pflegeeltern führten die Kommunen unter anderem finanzielle Aspekte, mangelnde Wertschätzung, aber auch eine deutlich höhere Anforderungen an die Eltern an. Dazu komme die allgemeine Lage: "Die gesellschaftliche Situation ist angespannt, viele Menschen sind verunsichert, was ihre eigene Perspektive, sowohl politisch als auch wirtschaftlich, anbelangt", heißt es aus Gera.

Überlegungen, Anforderungen an Pflegefamilien abzusenken, um die Bewerberzahlen zu erhöhen, weißen die Kommunen strikt von sich. "Wir müssen uns ganz sicher sein, dass die Familien ein ganz festes Bindungsangebot geben können", hieß es etwa aus Erfurt.

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