Jugend musiziert Stars von morgen in Speichersdorf

Die Preisträger Sina Martens, André Weiss, Jule Wiertelorz, Oskar Bense, Luka Storozhenko, Isolda Schlotter, Theresa Härtl-Müller, Lilly Rödel und Jonas Appelfeller (vorne von links im Kreise der Ehrengäste) mit dem Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm (Achter von links). Foto: Wolfgayng Hübner

Preisträger des Landes- und Bundeswettbewerbs von „Jugend musiziert“ musizierten in der Sportarena in Speichersdorf.

 
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Da stand die Crème de la crème des musikalischen Nachwuchses Oberfrankens auf der Bühne der Sportarena. In einem zweistündigen Konzert unter dem Titel „Stars von morgen“ bewiesen in Speichersdorf neun Nachwuchskünstler, warum sie beim Landes- und Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ zu Preisträgern erster Klasse gekürt worden waren.

Hintergrund des Abends ist ein in der Bundesrepublik einmaliges Projekt. Als krönender Abschluss des Landes- und Bundeswettbewerbs wurde jugendlichen Preisträgern die Möglichkeit zum solistischen Auftritt mit dem professionellen Hofer Symphonieorchester unter Leitung von Michael Falk vor heimischem Publikum geboten. Olivia Wild vom Jean-Paul-Gymnasium in Hof, das seit 1994 Kooperationspartner der Hofer Symphoniker ist, führte durch das Programm und stellte dabei die Schüler und ihre Karrieren, ihre Instrumente und Lehrmeister vor.

Bereits zum Auftakt erklang echte Kunst. Denn begeistert von Alter Musik ließen Theresa Härtl-Müller (16, Hof) und Lilly Rödel (15, Zedtwitz) auf Blockflöten sowie Isolda Schlotter (16, Hof) mit dem Cello und André Weiß (18, Selbitz) auf dem Cembalo den ersten Satz Allegro des Brandenburgischen Konzerts Nr. 4, G-Dur erklingen.

Dass Musikalität vererbbar ist, stellte die 14-jährige Sina Martens aus Bamberg, Tochter eines Musikerehepaars, unter Beweis. Ihr Violinkonzert e-Moll op. 64 von Felix Mendelsohn Bartholdy (1809-1847) gehörte schon zu seiner Entstehungszeit zu den größten Violinkonzerten der musikalischen Literatur und war Bestandteil des Repertoires vieler berühmter Geiger. In eigener Interpretation spielte sie den ersten Satz Allegro molto appassionato.

Elfjähriger am Cello

Er war der jüngste Star des Abends: Der gerade einmal elfjährige Luka Storozhenko aus Hof. Auf dem Violoncello hatte er sich für seinen Auftritt „Der Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns (1835-1921) ausgesucht. Die Zuhörer durften sich zurücklehnen, die Augen schließen und die würdevolle Ankunft des Schwans im Mondlicht silberweiß, geschmückt mit duftenden Hibiskusblüten genießen.

Oskar Bense (15, Hof) und Jule Wiertelorz (14, Hof) spielen seit einem Jahr gemeinsam als Gitarrenduo. Bei ihrem Stück „Ein Gnom namens Gnibbom“, Concertino Nr. 2 für zwei Gitarren und Orchester, wurde den Nachwuchskünstlern und dem Publikum eine besondere Überraschung beschert. Denn der Komponist Dietmar Ungerank (1950*) saß im Publikum und erwies den Nachwuchskünstler so eine besondere Ehre. Ungerank selbst hatte Gnome als Fabelwesen beschrieben, die klein, aber nicht so kräftig wie die Zwerge sind, aber eine starke Energie haben, andere zu necken, zu stören und zu ärgern. Ein „Gnibbom“ ist einer von der fiesen Sorte. Hässlicher Name, verrunzeltes Gesicht, von unscheinbarer Gestalt. Er geht nicht gerne ans Tageslicht, lebt gerne im Düsteren. „Gnibbom“ erscheint plötzlich dort, wo man ihn am wenigsten erwartet. Er kann richtig gemein sein. Seine Taktik ist, Freundlichkeit und ein Miteinander vorzutäuschen um dann unverhofft zu stören und zu vernichten.

Ein Ohrenschmaus

Von Camille Saint-Saëns stammte auch der dritte Satz aus dem Violinkonzert Nr. 3 h-Moll, Molto Moderato e Maestoso, den Jonas Appelfeller (14, Memmelsdorf) als Solist auf der Violine präsentierte. „Die Noten waren schon da, und ich muss noch Musik daraus machen“, so Appelfeller zu seinem Auftritt. Es sollte ihm gelingen, dieses romantische Konzert in der Interpretation und Gestaltung zu einem emotionalen Ohrenschmaus werden zu lassen.

Für den orchestralen Rahmen zu Beginn, nach der Pause und am Ende sorgten die Hofer Symphoniker selbst. Die Ouvertüre der märchenhaften Oper „Ruslan und Ludmilla“ von Michail Glinka (1804-1857) eröffnete den Abend. Mit der Navarraise aus der Oper „Le Cid“ von Jules Massenet (1842-1912) war aus der französischen Gattung der Grand Opéra Ballettmusik zu hören, in der einige typisch spanische Tänze als Vorlage verwendet wurden.

Noch einmal nach Spanien ging es am Ende. Nach einer sechsmonatigen Spanienreise hat der französische Komponist Emmanuel Chabrier das Stück „Espana“ komponiert und damit seine Begeisterung für das spanische Temperament zum Ausdruck gebracht. Das Publikum hätte es den Hofer Symphonikern wohl mit besonderem Applaus gedankt, wenn sie ihre mitreißende Darbietung als Zugabe wiederholt hätten.

Toller Abend

„Es war ein Genuss für die Ohren - unheimlich toll, was da heute Abend geboten wurde“, so ein begeisterter Henry Schramm bei der Preisverleihung. Mit dem Bezirkstagspräsidenten waren eine Reihe von Ehrengästen nach Speichersdorf zum Bundes- und Landes-Preisträgerkonzert „Jugend musiziert“ gekommen. So neben Bürgermeister Christian Porsch auch Bezirkstagsvizepräsident Stefan Specht, Bayreuth, Regierungsvizepräsident Thomas Engel, Bayreuth, der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann und der Coburger Landrat Sebastian Straubel, die Bezirksräte Beate Kuhn, Bayreuth, Florian Köhler, Bamberg, der Zweiter Bürgermeister aus Bayreuth, Andreas Zippel, Intendantin Cora Bethke und kaufmännischer Geschäftsführer Oliver Geipel, Altbürgermeister Manfred Porsch, dritter Bürgermeister Franc Dierl, die Oberpfälzer Bürgermeister Wolfgang Haberberger aus Neustadt am Kulm und Albert Nickl aus Speinshart.

Der Bezirkschef zeigte sich angetan von den hervorragenden Beiträgen der Preisträger. Einmal mehr habe sich gezeigt, dass Oberfranken mit Preisträgern auf Landes- und Bundesebene über ein beeindruckendes Potenzial für Musikkarrieren verfüge und dass man besonderes auf dem Land Spitzenmusik erleben könne. Es sei bewundernswert, was die jungen Menschen in Oberfranken leisten, was an Arbeit und Disziplin investiert und wie Anspannung überwunden werde. Dem Bezirk sei neben seinen Aufgaben im Sozialen wie in der Landwirtschaft wichtig, Kunst und Kultur zu fördern. Insbesondere gelte es, den musikalischen Nachwuchs zu unterstützen, jungen Menschen eine Bühne zu bieten und sie so auf ihrem Weg zu großen Karrieren zu begleiten.

Förderung lohnt sich

In der internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau in Lichtenberg finden im dreijährigen Turnus hochkarätige Meisterkurse für junge 170 Musiker aus 25 Ländern statt. Die Künstlervilla im Landkreis Hof feiert 40-jähriges Bestehen. Zudem wird das Oberfränkische Jugendsymphonieorchester mit seinen großen Orchesterwerken vom Bezirk finanziert. Die Förderung mit 5 Millionen Euro sei gut angelegtes Geld, so Schramm. „Heute konnten wir uns überzeugen, dass sich die Förderung lohnt und wir unsere Aufgabe erfüllt haben.“

Ausdrücklicher Dank galt den Hofer Symphonikern um den in der Jugendarbeit erfahrenen Dirigent Michael Falk und Intendantin Cora Bethke. Durch die bewährte Partnerschaft habe Musik in Oberfranken internationale Qualität erreicht. Schramm schloss in seinen Dank besonders auch alle Bezirksmitarbeiter ein, die mit ihrer Arbeit den Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ein würdevolles Leben bereiten.

„ Musik fordere die jungen Menschen, bestärke sie in ihrem Tun und fördere die Persönlichkeitsentwicklung und Bildung“, so Bürgermeister Christian Porsch. Musik schaffe Begeisterung, Selbstverwirklichung und Selbstbestätigung. Er dankte dem Bezirk, dass nach 2010 mit dem Preisträgerkonzert Speichersdorf zum zweiten Mal zum Zentrum klassischer Musik werden durfte. Die Preisträger würden so Vorbilder auch für Nachwuchskünstler in der FGV-Musikschule werden, deren Defizit die Kommune aufgrund ihres Stellenwertes trage.

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