Jugend forscht Schülerin findet clevere Folien-Lösung

Glycerin, Wasser und Speisestärke sind die einzigen Zutaten für die „Stärkefolie“. Foto: Jungnickl

Beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ stellt Josephin Jungnickl eine nachhaltige Folie vor. Das Projekt der Zwölfjährigen ist das einzige aus dem Landkreis Wunsiedel.

 
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Wunsiedel - Plastik zu vermeiden, ist sinnvoll, denn große Mengen Plastikmüll verschmutzen Land und Meer. So landet der Müll oft in den Mägen von Tieren und somit später auf unserem Teller. Das ist nur ein Beispiel, wie verheerend sich Plastik auf unsere Umwelt auswirkt. Für viele Gegenstände aus Kunststoff gibt es jedoch umweltfreundliche Alternativen. An einer solcher Lösung hat die zwölfjährige Josephin Jungnickl geforscht.

Nachwuchswissenschaftlerin

Die Sechstklässlerin besucht das Luisenburg-Gymnasium in Wunsiedel. Im Wahlfach „Jugend forscht“ hat die Nachwuchswissenschaftlerin getestet, wie sie eine nachhaltige, wasserfeste und reißfeste Folie herstellen kann. Außerdem sollte die „Folie 2.0“ biologisch abbaubar sein und aus drei Zutaten bestehen. „Man braucht nur Glycerin, Wasser und Speisestärke“, erklärt Josephin.

Wie sie auf die Idee gekommen ist, gerade eine nachhaltige Folie zu entwickeln, weiß die Zwölfjährige ganz genau: „Ich interessiere mich für die Umwelt. Deswegen hab ich mir im Fernsehen so eine Doku angesehen, wie Plastikmüll die Meere verschmutzt. Da hab ich mir dann Gedanken drüber gemacht und im Internet recherchiert. Dabei bin ich irgendwie auf die Stärkefolie gekommen.“

Immer weiter optimieren

Obwohl die ganze Entwicklung recht zügig vorangegangen ist, hat Josephin versucht, ihr Produkt immer weiter zu optimieren. „Weil sie mit dem Produkt der Stärkefolie aus verschiedenen Gründen nicht hundertprozentig zufrieden war, hat Josephin sogar noch eine weitere Folie gebaut“, sagt ihre Lehrerin Saskia Wällisch. Sie ist für die Fachbereiche Biologie und Chemie zuständig und begleitete Josephin während des gesamten Projekts.

Die Sechstklässlerin erklärt, was sie an der Stärkefolie gestört hat: „Als ich die Stärkefolie getestet habe, hat eine Gurke die Farbe der Folie angenommen – weil sie so viel Wasser enthält. Später hat sich die Folie sogar aufgelöst.“ Im Gegensatz dazu habe der Test mit einem Hartkäse hervorragend funktioniert.

Obwohl Josephin beim Wettbewerb „Jugend Forscht“ mit der Stärkefolie angetreten ist, hat sie nie den Ehrgeiz verloren. Die Schülerin entwickelte eine zweite Folie – aus Bienenwachs. Diese Lösung schrieb sie auch in den Ausblick ihrer zehnseitigen Arbeit, die sie für die Teilnahme an dem Regionalwettbewerb anfertigen musste. Die Vorteile des neuen Produkts nennt Saskia Wällisch: „Die Folie löst sich nun nicht mehr im Wasser auf. Außerdem ist sie biegsamer, lässt sich abwischen und ist wiederverwendbar.“ Josephin blieb mit der zweiten Folien-Alternative zudem ihren Leitlinien treu: „Man spart ebenfalls Plastik ein, die neue Folie ist alltagstauglich und funktioniert.“

„Zufällig genial“

Trotz Sturmwarnung und Pandemie ließ es sich Josephin vorigen Donnerstag nicht nehmen, ihr fertiges Ergebnis beim 21. oberfränkischen Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ vorzustellen. Das diesjährige Motto war „Zufällig genial“. Von 122 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war Josephin Jungnickl die einzige Nachwuchsforscherin aus dem Landkreis Wunsiedel.

Da Bayerns größter Regionalwettbewerb wegen Corona erneut nicht in persona stattfinden konnte, präsentierten die jungen Forscher ihre cleveren Ideen an digitalen Messeständen über eine virtuelle Wettbewerbsplattform. Diese bestückten sie individuell mit Bildern und Videos. Eltern, Freunde, Lehrer und andere Interessierte hatten so am Nachmittag die Möglichkeit, einen Rundgang über die digitale Messe zu machen. Die Preisverleihung fand direkt im Anschluss statt.

Dritter Platz im Fachbereich Chemie

In ihrer Altersklasse „Schüler experimentieren“ erreichte Josephin mit der „Folie 2.0“ den dritten Platz im Fachbereich Chemie. „Ich war sehr aufgeregt und bin jetzt erleichtert, dass der Wettbewerb vorbei ist“, sagt die Zwölfjährige.

Stolz auf die Leistung der Sechstklässlerin sind neben ihrer Familie besonders ihre Lehrerin Saskia Wällisch und Joachim Zembsch, der Schulleiter des Luisenburg-Gymnasiums . „Ich bin stolz darauf, dass eine Sechstklässlerin, die Josephin, den dritten Platz im Fachbereich Chemie gewonnen hat. Und das obwohl sie noch gar keine Chemie hat. Das ist ganz toll“, sagt der Schulleiter voller Begeisterung. „Was sie gemacht hat, das ist schon ziemlich ausgefuchst und kreativ. Da kann man eigentlich nur stolz sein und sagen: Toll, dass es diese jungen Forscher gibt! Da ist einem auch um die Zukunft nicht bange.“

Auch Josephins Lehrerin Saskia Wällisch freut sich: „Das ist eine hervorragende Leistung, weit über dem, was in ihrer Altersklasse zu erwarten gewesen wäre. Das Ergebnis, das sie erzielt hat, ist hochbeachtlich. Sie hat sich mit einer Thematik auseinandergesetzt, die total aktuell ist. Also Umweltschutz und Nachhaltigkeit.“

Das Ziel von Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb, Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, ist mit Josephins Ehrgeiz und Begeisterung für die Chemie sicher geglückt.

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