Iwalewahaus: Erinnerungen an die Zukunft

Von Michael Weiser

Vergangenheit, Zukunft und Utopien Afrikas fließen derzeit im Iwalewahaus ineinander: In einer bret angelegten, spannenden Ausstellung, die fürs nächste Vierteljahr viele Zuschauer verdient hätte.

 
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Es ist nicht so bekannt, aber auch Richard Wagner träumte von Kolonien in Afrika. Auch in aller Öffentlichkeit. „Nun wollen wir in Schiffen über das Meer fahren, da und dort ein junges Deutschland gründen, es mit den Ergebnissen unseres Ringens und Strebens befruchten, die edelsten, gottähnlichsten Kinder zeugen und erziehen“, sprach der Kapellmeister 1848 vorm Dresdener Vaterlandsverein. „Wir wollen es deutsch und herrlich machen.“

Andere Mächte dachten aber ähnlich wie Wagner, wenngleich sie „deutsch“ durch „portugiesisch“, „belgisch“, „französisch“ oder „britisch“ ersetzt hätten. Und weil dem so war, teilten die Mächte Afrika unter sich auf, löschten seine Vergangenheit aus, schlugen seine Gegenwart in Ketten, und das taten sie lange Zeit so erfolgreich, dass sich viele Menschen erst langsam wieder daran gewöhnen: dass Afrika eine Zukunft hat. Oder sogar viele Zukünfte, je nach Vorstellung.

Fast ein Gesamtkunstwerk

Davon erzählt das Iwalewahaus. 22 Künstler 17 Wissenschaftler haben sich zusammengetan zu einer Ausstellung, die Kopf und Sinne anspricht, in einer Vielschichtigkeit, die durch durch das Wort „multimedial“ unzureichend beschrieben wäre. Kurz: Die Ausstellung ist für Bayreuth von geradezu sensationellem Format. Die Räume im ersten Stock sind durch die Hand des Designers Emeka Alams selbst lebendiger Teil der Ausstellung geworden: Man kann die Raumflucht im ersten Stock mit ihren Bildern, Clips und Installationen, mit ihrer Musik und dem Wispern und Raunen von Stimmen auch als Gesamtkunstwerk betrachten.

Man trifft auf Radfahrer im harten Überlebenskampf, auf Jules Verne, die Titanwurz, auf schwarze Kriegsgefangene in Bayreuth. Und auf den Kolonisator Wagner, natürlich. "Wir wollen es deutsch und herrlich machen" - dieser Spruch findet sich an einer Wand, in einem Raum, den Philipp Khabo Koepsell gestaltet hat. Er reflektiert darüber, was aus Wagners Zukunft wurde. In den Schriftzeichen an der Wand darf man durchaus ein Menetekel sehen.

INFO: Die Ausstellung dauert bis Ende Februar. Wir werden in den nächsten Wochen immer wieder einzelne Kunstprojekte der Ausstellung vorstellen. Veranstaltungen zur Ausstellung sind unter www.bayreuth-academy.uni-bayreuth.de einzusehen.

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