Ist die Gleichstrompassage wirklich eine „Monstertrasse“? Stromautobahn: Wie groß die Leitung wirklich wird

Von Moritz Kircher
An der geplanten Gleichstrompassage Süd-Ost scheiden sich die Geister. Befürworter und Gegner führen sich widersprechende Argumente ins Feld. Foto: red Foto: red

An der geplanten Gleichstrompassage Süd-Ost scheiden sich die Geister. Befürworter und Gegner führen sich widersprechende Argumente ins Feld. In zehn Teilen geht Kurier-Redakteur Moritz Kircher der Sache auf den Grund. In dieser Folge: Die Gegner nennen die Leitung Monstertrasse - ist sie das wirklich?

 
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Das „Monster“ hat sich als Kampfbegriff der Gegner der Gleichstrompassage Süd-Ost fest im Sprachgebrauch etabliert. Es gibt die „Monstertrasse“ mit den „Monstermasten“. Ein Monster ist eine Bedrohung für den Menschen. Etwas, das willkürlichen Einfluss auf sein Leben nimmt. Der Mensch ist machtlos gegen das Monster.

Was die Gleichstrompassage Süd-Ost betrifft, fühlen sich die Menschen überrollt von einem Megaprojekt, das mindestens rund eine Milliarde Euro kosten soll. Strommasten, die einmal nur wenige Hundert Meter an ihren Häusern vorbei führen sollen. Gebaut von einem Staat und Unternehmen gegen den Willen der Häuslebauer auf dem Land. David gegen Goliath. Aber gibt es etwas, das die Trasse tatsächlich zu einem „Monster“ macht?

Die Länge der Leitung:

Über 450 Kilometer soll die Trasse von Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt nach Meitingen bei Augsburg führen. Noch. Momentan wird darüber diskutiert, die Leitung bis an die Ostsee zu verlängern. In den Ausbauplänen für das Stromnetz gab es bereits Überlegungen, die Leitung bis nach Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern zu bauen. Dann käme man leicht auf über 800 Kilometer.

Gleichstromleitungen in dieser Größenordnung sind in Deutschland ein Novum. Doch im sogenannten Übertragungsnetz, das große Strommengen über weite Distanzen verteilt, gibt es bereits viele Tausend Leitungskilometer in Deutschland. Egal ob 450 oder mehr als 800 Kilometer: Die Länge der Leitung macht noch kein Monster aus.

Die Höhe und die Anzahl der Masten:

Grundsätzlich gilt, je länger die Strecke ist, die mit einem Stromkabel überspannt werden soll, desto höher müssen die Masten werden. Die höchsten Strommasten Europas stehen an der sogenannten Elbkreuzung in der Nähe des stillgelegten Atomkraftwerks Stade in Niedersachsen. Mit einer Höhe von 227 Metern überspannen sie die Elbe auf einer Länge von mehr als einem Kilometer.

Dagegen wirken die Masten der geplanten Gleichstrompassage Süd-Ost geradezu bescheiden. Im Schnitt sollen sie nach Angaben der Netzbetreiber etwa 65 Meter hoch werden. Je nach Beschaffenheit der Landschaft soll alle 200 bis 400 Meter ein Mast stehen. Mit diesen Ausmaßen gleicht die Stromautobahn zwar nur bereits existierenden Höchstspannungsleitungen in Deutschland. Aber auch damit sind sie ein weithin sichtbarer Eingriff ins Landschaftsbild.

Die Übertragungstechnik:

Über die neue Leitung soll Gleichstrom fließen. Das ist in Deutschland zwar nicht neu, wird aber selten gemacht. Die Trassengegner lassen sich nicht von der herrschenden Meinung unter Fachleuten überzeugen, dass von einer Gleichstromleitung keine gesundheitliche Gefahr für die Anwohner ausgeht. Nicht zuletzt durch diese befürchtete Bedrohung gehen die Betroffenen auch davon aus, dass ihre Häuser durch die Trasse an Wert verlieren.

Fazit:

Für sich genommen rechtfertigt keine Eigenschaft der geplanten Stromautobahn den Namen „Monstertrasse“. Nimmt man alles zusammen, was die Betroffenen bedrückt, so ist die empfundene Bedrohung zumindest nachvollziehbar.