Die kommissarische UN-Menschenrechtskommissarin Nada Al-Nashif brachte am Dienstag ihre „Beunruhigung“ über den Tod von Mahsa Amini und die „gewaltsame Reaktion der Sicherheitskräfte gegen darauf folgende Demonstrationen“ zum Ausdruck. Sie forderte eine „rasche, unabhängige und effiziente Untersuchung“ ihres Todes und „der Folter- und Misshandlungsvorwürfe“ gegen die Polizei.
Kritik an der Sittenpolizei
Die Expertin Tara Sepehri Far von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erklärte, das gewaltsame Vorgehen der iranischen Polizei gegen die Proteste zeige einmal mehr, dass im Iran „systematisch“ Menschenrechte verletzt würden, die Regierung dies aber ungestraft lasse.
Auch im Iran gab es Kritik an der Sittenpolizei: Parlamentspräsident Mohammad Bagher Ghalibaf forderte, das Verhalten der Polizeieinheit zu untersuchen, um eine Wiederholung eines solchen Vorfalls zu verhindern. Auch die Methoden der Sittenpolizei müssten überprüft werden, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Der Abgeordnete Moeenoddin Saeedi forderte sogar die Abschaffung der Sittenpolizei. Sie sei offensichtlich nicht in der Lage, „die Kultur des Hidschabs verständlich zu machen“.
Polizei bestreitet Schuld
Angesichts der ungewöhnlich deutlichen Kritik schickte das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, einen Gesandten zu Aminis Familie, wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete. Er habe der Familie mitgeteilt, dass Chamenei „betrübt“ über den Tod Aminis sei und „Maßnahmen ergriffen werden“.
Die genauen Umstände des Todes der jungen Frau sind immer noch unklar. Laut Polizei gab es keinerlei „körperlichen Kontakt“ zwischen ihr und den Polizeibeamten. Sie sei in einem Besprechungsraum „plötzlich ohnmächtig“ geworden und ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Angaben von Aktivisten soll sie einen Schlag auf den Kopf abbekommen haben.