Wie unterscheiden sich denn die Spielsysteme der beiden Clubs?
Ludwigsburgs Motto heißt ,gefürchtet und stolz darauf‘ – da steckt schon alles drin. Ein unangenehmer Gegner, der mit eher kleineren, athletischen Spielern extrem intensiv und physisch spielt. Diese Spielweise in dieser Konsequenz ist sehr selten und Voraussetzung des Erfolgs. Auch international: weil es extrem schwierig ist, sich darauf einzustellen. Unser Spiel basiert mehr auf Teamspiel, schnelles Ballbewegen und dem Ziel, alle Spieler zu involvieren.
Viele gehen vom „Traumfinale“ Berlin gegen Bayern München aus. Deren Geschäftsführer Marko Pesic hat Alba zum Titelfavoriten erklärt. Wie beurteilen Sie das?
Ich persönlich finde diese Favoritendiskussion langweilig, auch wenn die immer wieder angezettelt wird. Wir wissen genau, gegen wen wir spielen. Wir kennen die Spieler, die Etats, die Trainer, die Fähigkeiten. Da kann jeder seinen Schluss draus ziehen. Was wirklich zählt in den Play-offs: in diesem einen Moment alles rausholen und seinem über die Saison aufgebauten Stil treu bleiben. Aktuell gilt unsere volle Konzentration Ludwigsburg. Die Play-offs können alles in der Saison Gesehene nochmals komplett auf den Kopf stellen.
Die Bayern liegen weit vor Alba
Die Bayern bekommen nächstes Jahr eine neue Halle, den SAP-Dome. Bedeutet das aus Alba-Sicht nochmals ein neue Zeitrechnung?
Nein, die Bayern sind wirtschaftlich jetzt schon sehr weit weg. Aber deutlich geringeres Budget heißt ja nicht, dass man kampflos die Segel streicht oder keine Chancen hat. Wir müssen auf unsere Art und Weise versuchen, uns weiterzuentwickeln, auch wirtschaftlich. Jeder sollte aus seinen Möglichkeiten und Bedingungen vor Ort das Beste machen, das gilt auch auf europäischer Ebene. Da sind wir den meisten Konkurrenten, nicht nur den Bayern, wirtschaftlich deutlich unterlegen und dennoch wettbewerbsfähig.
Im Zusammenhang mit den Hallen steht auch der Zuschauerrückgang. Ist das ein Problem für die Liga im Allgemeinen oder für Alba im Besonderen. Wie beurteilen Sie die Situation nach der Corona-Zwangspause?
Das ist ein Thema – ganz klar. Es betrifft Sport- und Kulturevents gleichermaßen und ist dennoch lokal und individuell unterschiedlich. Es ist eben nicht so, dass Zuschauer wieder erlaubt sind und alle wie vor der Pandemie wieder kommen. Bei uns ist die Lage durchaus herausfordernd, denn wir haben besonders im Dauerkartenbereich eingebüßt. Und gerade in Berlin bedeutet so ein Stammpublikum sehr viel, bedingt durch die Vielzahl an Angeboten. Das zu kompensieren wird kein Selbstläufer, auch wenn uns die Entwicklungen bei unseren letzten Heimspielen positiv stimmen.
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Sie firmieren seit mehr als 30 Jahren unter dem Namen Alba. Was bedeutet das, unabhängig vom wirtschaftlichen Faktor, für den Basketball in Berlin?
Ich bin ein großer Verfechter von Kontinuität, gerade im Spitzensport, denn da gibt es schon durch die immanente Emotionalität ziemlich viel Kommen und Gehen. Die Balance zu finden zwischen ständiger Bereitschaft zur Erneuerung und Bewahrung der Basis ist ein hohes Gut, aber auch eine große Herausforderung im schnelllebigen Profigeschäft. Mit dieser Verbindung sind wir glücklich, und wir schauen gemeinsam, wie wir uns weiterentwickeln können.
Stichwort Kontinuität: Die BBL hat beschlossen, nach vielen Jahren den Vertrag mit der Telekom als Übertragungspartner nicht zu verlängern und 2023 zu S-Nation zu wechseln. Das gab durchaus einen Aufschrei unter den Fans, vor allem wegen der Nähe des künftigen Partners zum Springer-Konzern. Können Sie das nachvollziehen?
Erst einmal ist es für mich wichtig zu betonen, dass es toll und wertvoll ist, was die Telekom die letzten Jahre mit uns gemeinsam auf die Beine gestellt hat. Die BBL hatte jetzt erstmals zwei Bieter, was für unseren Sport erfreulich und hilfreich ist. Dadurch hatten wir einen Gestaltungsspielraum hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung, was sicher etwas schwerer zu vermitteln ist als die rein wirtschaftliche Seite. Die Neuausrichtung zielt darauf ab, aus der Nische herauszutreten und die BBL deutlich mehr Menschen zugänglich und schmackhaft zu machen, die Liga auch zwischen den Spieltagen stärker in den Fokus zu rücken. Ich denke, viele Fans werden davon profitieren.
Der Berliner Dauerbrenner
Manager
Marco Baldi gehört fast schon zu Berlin wie der Kuhdamm. Seit mehr als 30 Jahren leitet der Betriebswirt die Geschicke des Vereins. Wie lange sich der 60-Jährige das noch antun will? „Ich versuche, seit 20 Jahren mich obsolet zu machen“, sagt Baldi und lacht. Doch inzwischen seien die Dinge auf einem guten Weg, irgendwann einmal in geordneten Verhältnissen zu übergeben.
Privat
Der gebürtige Schwenninger, der in Korb aufwuchs, ist zwar nicht verheiratet, aber in festen Händen. Als Spieler verbrachte er einen Großteil seiner Karriere in Ludwigsburg, damals noch bei der SpVgg (1979 bis 82 und 1984 bis 87), dazwischen zwei Jahre bei Charlottenburg.