Prozess um Millionenuntreue bei Raps: Ein Ignorant steckt den Kopf in den Treibsand Internationale Geldwäscher zockten Raps-Manager ab

Von Manfred Scherer
Im Prozess um die Millionen-Untreue bei der belgischen Auslandstochter des Kulmbacher Würzmittelherstellers Raps sagte ein Zeuge aus, dass das verschwundene Geld vom angeklagten Auslandsgeschäftsführer in erkennbar betrügerische Investments gesteckt worden sei. Der Zeuge sprach von "internationalen Geldwäschemodellen." Foto: dpa Foto: red

Steiler Aufstieg, tiefer Fall: Der Prozess um die Millionenuntreue eines Auslandsgeschäftsführers des Kulmbacher Würzmittelherstellers Raps hat sich am Freitag auf die Frage konzentriert: Warum hat der Angeklagte, der es bei Raps vom jungen Lehrling zu einem der angesehensten Manager gebracht hatte, die Gefahr für die von ihm in Risikoanlagen gesteckten 1,7 Millionen an Firmengeldern ignoriert?

 
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Der 46-jährige Kulmbacher hatte, wie berichtet zwischen 2009 und 2011 mit Hilfe eines unterwürfigen Buchhalters das Tagesgeldkonto der belgischen Raps-Niederlassung geplündert und die 1,7 Millionen in äußerst dubiose Anleihegeschäfte gesteckt. Der Vermögensschaden flog im Frühjahr 2012 auf, als bei Raps in Kulmbach der Beschluss fiel, auf die auf Konten der Auslandstöchter liegenden Gelder zuzugreifen.

Der damalige kaufmännische Geschäftsführer von Raps im Kulmbach sagte als Zeuge vor dem Landgericht Hof, die einzige Auslandsniederlassung, die die angeforderte Dividende nicht gezahlt habe, sei die belgische gewesen. Der Angeklagte habe zunächst erklärt, das angeforderte Geld liege durch eine Frist eingefroren auf einem Tagesgeldkonto fest. Der Zeuge: „Nach Ablauf der Frist wurden die Erklärungen immer fadenscheiniger.“ Eine Buchprüfung in Belgien ergab: 1,7 Millionen standen zwar in den Firmenbüchern, waren bei der Bank aber verschwunden – auf Konten dubioser Öl-/Gas-Investmentfirmen. Der Zeuge erklärte, Raps habe die Investments von einer Wirtschaftsdetektei überprüfen lassen: „Beim ersten Namen kam bei Google eine Betrugswarnung. Es wurde schnell klar, dass da internationale Geldwäschemodelle dahinter stecken. Das war nicht zu übersehen. Wir können das Geld noch nicht mal einklagen.“

Vor Gericht hatte der Angeklagte erklärt, er habe seinen Arbeitgeber nicht vorsätzlich schädigen, sondern im Gegenteil auch einen Vorteil für die Firma herausschlagen wollen. Folgt man dieser Erklärung, fehlte es am Vorsatz für die Tat. Dafür spricht, dass der Angeklagte den geschäftsführenden Gesellschafter Frank Kühne noch am Tag seiner Entlassung erfolglos um 20 000 Euro angepumpt hatte – sie sollten als letzte „Freigabegebühr“ für die endgültige Rückzahlung dienen.

Dass die 4. Strafkammer des Landgerichts dem nicht folgen wird, hat sich bereits angedeutet: Das Gericht brachte den Angeklagten zum Eingeständnis, er habe 330 000 Euro Privatvermögen auf die hohen Renditeversprechen der Betrüger gesetzt und danach erst Firmengelder genutzt. Das Bemühen, das verjubelte Privatvermögen auf Biegen und Brechen zu retten, spricht dafür, dass der der Angeklagte den Schaden für Raps zumindest billigend in Kauf genommen haben könnte. Der Gerichtsvorsitzende Matthias Burghardt beschrieb den Angeklagten als einen Mann, der „im Treibsand steckte: Je mehr er sich mühte, herauszukommen, desto tiefer versank er hinein“.

Am kommenden Montag sollen in dem Verfahren bereits die Plädoyers gehalten werden.

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