Allerdings werde in der Studie nicht geklärt, wie stark weitere Einflussfaktoren eine Rolle für das schlechtere Abschneiden spielen könnten – wie etwa die Zeit, die Schüler mittlerweile am Computer-, Tablet- oder Handybildschirm verbringen. „Hierzu liegen Studien vor, die zeigen, dass beispielsweise die Nutzungsdauer und -art von Smartphones einen negativen Einfluss auf die Intelligenzentwicklung hat“, sagt Zierer.
Eva Stumpf, Direktorin des Instituts für Pädagogische Psychologie an der Universität Rostock, weist unter anderem auch darauf hin, dass Rückgänge bei den Ergebnissen von IQ-Tests seit 1994 immer wieder beobachtet wurden, nicht erst seit der Pandemie.
Wie repräsentativ ist die Studie?
Problematisch sei nicht nur die geringe Größe der Stichproben, sondern auch die Zusammensetzung der Schülergruppen, von denen ein großer Anteil aus dem sehr guten Leistungsbereich gekommen ist und fast die Hälfte sogar spezielle Hochbegabtenklassen besucht hat, bemängelt Samuel Greiff, Professor für Psychologie und pädagogisch-psychologische Diagnostik an der Universität Luxemburg: „Es bleibt also offen, wie sich die Pandemie auf Schüler und Schülerinnen insbesondere aus dem unteren Leistungsniveau ausgewirkt hat.“ Möglicherweise seien hier die Effekte noch ausgeprägter.
Kann der Rückstand aufgeholt werden?
Klaus Zierer aus Augsburg sieht nun die Bildungspolitiker der Länder in der Pflicht: „In der Summe liest sich die Studie als ein weiterer Weckruf, Bildung als gesamtgesellschaftliches Thema nicht nur in Sonntagsreden in den Blick zu nehmen, sondern mit evidenzbasierten Konzepten endlich anzugehen“, sagt er.