Verschiebbare Operationen müssen warten
Außerdem werden die elektiven Eingriffe vorerst ausgesetzt. „Wir haben in erster Linie einen Notfallversorgungsauftrag“, stellt Bollinger klar. Die verschiebbaren Operationen müssten deshalb warten.
Denn: Im Klinikum gibt es auch keine freien Betten mehr. Die Patienten, die über die Notaufnahme kämen, könnten kaum abverlegt werden. Da sich viele Patienten in Isolation befänden, würden dadurch Bettenkapazitäten blockiert. „Die Maßnahme hat das Ziel, dass wir das Infektionsgeschehen reduzieren“, sagte Bollinger. „Da wir zu Weihnachten erfahrungsgemäß weniger Patienten haben, hoffe ich, dass wir wieder Besucher zulassen können.“
Weihnachten sei für alle eine emotionale Zeit. „Ein Besuchsverbot ist ein tragischer Einschnitt für die Patienten und wir tun das nicht gerne.“ In Anbetracht der Gesamtlage sei der Schritt jedoch alternativlos. Wie in der Vergangenheit werde es beim Besuch Sterbender und in der Kinderklinik Ausnahmeregeln geben.
Angespannte Situation in Kinderklinik
Bollinger rät, bei Erkrankungen zuerst die niedergelassenen Vertragsärzte und deren Notdienst aufzusuchen. Erster Ansprechpartner sollten entweder der Hausarzt oder der Kinderarzt sein. Für einen ungefilterten Patientenandrang sei die Notaufnahme eines Klinikums nicht ausgelegt. „Das erfolgt aus einer gewissen Verzweiflung heraus, die wir verstehen, aber führt zu langen Wartezeiten und dazu, dass wir nicht wissen, wie wir die Patienten unterbringen sollen.“ Bollinger hofft nun, die Lage vor Weihnachten stabilisieren zu können.
Gerade in der Kinderklinik herrscht momentan eine „extrem unglückliche Situation“, wie Sprecherin Xenia Pusch auf Nachfrage einräumt. Die Kinderklinik verfügt über 65 Betten, davon sind acht Intensivbetten. „Die Lage ist angespannt. Wir haben aktuell nur noch Notfallbetten zur Verfügung.“ Das liege zum einen an RSV-Fällen, zum anderen auch an schwer verlaufenden Influenza- oder Erkältungskrankheiten bei Kindern. „In dieser Woche haben wir auch drei Kinder auf der Intensivstation behandeln müssen, einmal wegen RSV, zwei wegen Influenza.“
Wartezeit von mehreren Stunden
Dass RSV bei Kindern häufig schwerere Folgen als bei Erwachsenen habe, hänge mit dem engeren Bronchialsystem bei Kindern zusammen. „In dieser Saison haben wir bis dato bereits mehr als doppelt so viele RSV-Fälle wie in der vergangenen Wintersaison“, teilte Pusch mit. „Zudem stellen wir fest, dass sowohl RSV- also auch Influenza-Infektionen in diesem Jahr bereits deutlich eher und in vergleichsweise höherer Zahl auftreten als in den Vorjahren.“
Der Corona-Lockdown und die Corona-Schutzmaßnahmen hätten offenbar Infektionswellen verhindert, die jetzt schlagartig nachgeholt auftreten. Weihnachtsfeiern und -feste erhöhten das Ansteckungsrisiko ebenfalls, da keine Maskenpflicht mehr gelte. „Die Notaufnahme unserer Kinderklinik arbeitet unter Hochdruck. Dennoch sind Wartezeiten von mehreren Stunden derzeit leider im Bereich des Möglichen.“