"Das Jahr 2024 haben viele Unternehmen aufgrund fehlender Aufträge bereits abgeschrieben", hatte der Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC), Klaus-Peter Stiller, jüngst erklärt. "Eine Branche in der Krise braucht einen Tarifabschluss für die Krise." Der Schutz des Standorts habe oberste Priorität.
Nach einer Branchenumfrage des BAVC rechnen 63 Prozent der Unternehmen nicht vor 2025 mit einer Entspannung der wirtschaftlichen Lage. Jeder zwölfte Betrieb gehe davon aus, dass sich wesentliche Teile seines Geschäfts in Deutschland nicht mehr erholen werde.
Mehr Freizeit oder Geld für Gewerkschaftsmitglieder?
Tarifliche Vorteile für IG-BCE-Mitglieder könnten für einen höheren Organisationsgrad der Beschäftigten und eine bessere Tarifbindung sorgen, erklärte die Tarifkommission. Das könnten mehr Freizeit, mehr Geld oder eine bessere soziale oder gesundheitliche Absicherung für Gewerkschaftsmitglieder sein. "Seit Jahren reden wir über spürbare Differenzierungsregelungen für unsere Leute, seit Jahren halten uns die Chemie-Arbeitgeber hin", sagte Heinrich. Die Entgeltforderung berücksichtige die differenzierte Lage der Unternehmen - die Personalkosten machten im Schnitt nur ein Siebtel des Umsatzes aus.
Heinrich warnte die Arbeitgeber davor, die Lage der Branche systematisch schlechtzureden und dadurch eine Verschärfung des Konflikts zu provozieren. "Wir erleben keine branchenweite Krise von Chemie und Pharma - wir erleben eine gesellschaftliche Krise aus Reallohnverlusten und fehlender Binnennachfrage", so der Verhandlungsführer der Gewerkschaft. Der Attraktivitätsverlust der Branche als Arbeitgeberin müsse gestoppt werden. "Das geht nur mit mehr Geld und Wertschätzung - und nicht mit Schwarzmalerei."
Bei der verlangten Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags aus dem Jahr 1987 gehe es unter anderem um mehr Fairness, bessere Aufstiegschancen und weniger Bürokratie.